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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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von ihnen eins in seinen Gürtel schob.
    »Es ist Emil Borcher!« rief Marcel über die Schulter zurück. »Wenn er noch einmal anfängt, bringen wir den Kerl um!« In einer Staubwolke verschwanden die beiden, waren aber innerhalb von Sekunden schon wieder da, und Marcel ergriff McKeags Arm, um ihn jubelnd in die Runde zu schwenken.
    »Es ist McKeag!« schrie er auf richtig erfreut. Beide Arme um den Schotten gelegt, begrüßte er ihn voll Herzlichkeit und reichte ihn dann an Jacques weiter, der ihn mit weitaus weniger Enthusiasmus begrüßte.
    »Das letztemal haben wir miteinander gekämpft«, sagte Jacques.
    »Du bist gewachsen«, sagte McKeag ein wenig steif, suchte nach einem passenden Wort und fragte: »Ist deine Mutter hier?«
    Die Brüder lachten, und Jacques antwortete: »Im letzten Jahr war sie hier. Zu viele Kämpfe.«
    »Jetzt geht es auch zu einem Kampf«, sagte Marcel. »Emil Borcher. Er hat angefangen... Einer von seinen Freunden hat Jacques mit der Waffe bedroht.« McKeag hielt es für besser, nicht zu berichtigen, daß Jacques Emil mit dem Messer angegriffen hatte. Sie liefen eilig davon, ihrem neuen Kampf entgegen. Am Abend jedoch, als die Brüder nicht ahnen konnten, daß McKeag in Hörweite war, hörte der Schotte, wie Jacques einer Gruppe junger Rowdies erzählte: »McKeag - ach ja. War mit meinem Vater zusammen. Ich mußte ihn aus dem Lager jagen... Hab' ihn ganz schön mit dem Messer gezeichnet... Weil ich ihn mit meiner Mutter im Bett erwischt habe.«
    McKeag fühlte sich so beschmutzt, so gedemütigt, daß er sich wünschte, der Erdboden möge ihn verschlingen. Ich hätte ihn schon vor Jahren umbringen sollen, dachte er. Und ging den Brüdern während der restlichen Zeit des Treffens aus dem Weg, was auch ihren Wünschen entgegenkam.
    Für Pasquinel war diese turbulente Zusammenkunft ein Geschenk des Himmels. Er war fast ununterbrochen betrunken, kaufte den Kanadiern, die an Weiße Alkohol abgeben durften, ungeheure Mengen Whisky ab, tanzte, kämpfte, war hinter Indianerinnen her und suchte die Gesellschaft anderer Franzosen, um mit ihnen das Lied der Trapper zu singen: »A la claire fontaine.«
    Pasquinel lud alle Sänger zum Trinken ein. Er war sehr großzügig und wegen seiner Fähigkeit, sich überall durchzuschlagen, allseits hoch geachtet. Man wußte, wie oft er Angreifern allein gegenübergestanden hatte. Aber er war auch ein schwieriger Mensch, denn er schien Unannehmlichkeiten anzuziehen wie ein Magnet. Er prügelte sich ebenso häufig wie der primitivste Rohling im Lager, und als ihm McClintock, sein alter, bewährter Freund, das Verhalten seiner beiden Söhne vorwarf und behauptete, Jacques habe die Tochter eines Arapaho-Häuptlings vergewaltigt, ohne dafür Schadenersatz zu leisten, wurde er wütend.
    »Das ist gelogen! Ein Pasquinel bezahlt immer!«
    »Du ja«, versicherte ihm McClintock. »Aber dein Sohn nicht.«
    Pasquinel holte mit dem rechten Arm aus und wollte mit aller Kraft zuschlagen, McClintock aber parierte den Schlag. Den untersetzten Franzosen fest im Griff, sagte er ihm energisch die Meinung: »Ich warne dich! Sag deinem Jacques, er soll die Finger von meinen Kugeln und meinem Pulver lassen. Er ist ein Dieb.« »Bei Gott!« brüllte Pasquinel und wollte wieder auf seinen Freund einschlagen.
    »Sag du's ihm, McKeag.« Damit versetzte er dem streitsüchtigen Franzosen einen Stoß.
    »Wie geht's mit dem Fallenstellen?« erkundigte sich Pasquinel, plötzlich wieder sanft geworden, bei seinem alten Partner. Den Streit mit McClintock hatte er anscheinend ebenso schnell vergessen, wie er ihn vom Zaun gebrochen hatte.
    »Die Biber verschwinden aus den Flüssen.«
    »Niemals!« brüllte Pasquinel. »Du mußt nur höher in die Berge hinauf.«
    Daraus entwickelte sich eine lange Diskussion, an der sich mehrere Bergtrapper beteiligten. Diejenigen, die ihre Fallen hoch oben in den Rockies aufstellten, waren derselben Meinung wie Pasquinel: Die Zahl der Biber könne sich niemals verringern. »Den ganzen Winter lang sitzen die da in ihren Burgen und machen Kinder.«
    Die Trapper aus Oregon jedoch, die schon länger an den Flüssen arbeiteten, wußten, daß McKeag recht hatte. Die Biber wurden weniger. »Immer weiter müssen wir die Flüsse hinauf«, berichtete ein Engländer aus Astoria. »Bald schaffen wir nicht mal mehr einen Ballen pro Jahr.«
    »Ach was!« widersprach Pasquinel. »Im letzten Winter... im Blue Valley... habe ich sechs Ballen gemacht... mühelos.«
    »Das Blue

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