Colorado Saga
Zendt aus seiner Kirche ausgestoßen. Ich kann nicht den Anschein erwecken, als ob... «
»Aber ich kann es«, unterbrach ihn seine Frau entschlossen.
Sie ging zum Schreibtisch ihres Gatten und nahm einen Bogen Papier, auf dem sein Name und die Adresse seiner Kirche gedruckt standen. Dann schrieb sie in festen Lettern:
»Am heutigen Tag erschienen Levi Zendt und Elly Zahm vor meinem Mann und mir und gelobten vor Gott dem Allmächtigen, als Mann und Frau zusammen zu leben.
Bezeugt Mabel Aspinwall
14. Februar 1844«
Sie reichte dem Reverend das Dokument und deutete auf die Stelle, wo er unterschreiben sollte. Mit sichtlichem Zögern tat er es schließlich.
»Wieviel kostet das?« fragte Elly.
»Nichts, gar nichts«, protestierte Aspinwall.
Sie drückte ihm einen Dollar von Laura Lou in die Hand und sagte: »Hier, damit das Ganze seine Ordnung hat.« Dann faltete sie das kostbare Dokument zusammen und steckte es in ihr Kleid. Die Reise gen Westen konnte beginnen.
Die Fahrt nach York gab ihnen Gelegenheit, sich an die Pferde zu gewöhnen. Die beiden Leitpferde reagierten gut auf Levis Kommandos, und die beiden Grauen direkt vor dem Wagen hatte er auch einigermaßen im Griff, weil er sie oft mit Mahlon zusammen kutschiert hatte. Aber die zwei mittleren Pferde bereiteten ihm einige Probleme, weil sie sich nicht gern den Leitpferden fügten. Sie zeigten dies an jeder Kurve durch ein kräftiges Zerren in die entgegengesetzte Richtung.
Levi verlor jedoch nicht die Geduld, und zu guter Letzt ging es dann mit dem Sechsergespann doch noch recht gut. »Um die Pferde wird mich noch so mancher beneiden«, sagte Levi zu seiner Frau, die voll Stolz auf die prächtigen Grauschimmel blickte, die ohne sichtbare Anstrengung den schweren Wagen zogen.
Etwa auf halbem Weg nach York gerieten sie in ein
Schlagloch. Ein Fuhrmann, der nach Osten wollte, hielt an, um die Pferde zu bewundern. Dann sagte er mit Überzeugung: »Mister, wenn Ihr vorhaben solltet, über die Berge zu fahren, dann würde ich an Eurer Stelle den Conestoga gegen einen kleineren Wagen eintauschen.« Als Levi widersprach, sagte der Fremde: »Zum Teufel, Mann, Ihr nutzt doch nicht mal den halben Wagen aus! Die Pferde müssen also nur unnützes Gewicht ziehen, und das ist nicht gut für sie.«
Dieser Vorwurf traf Levi, denn er hatte immer viel Wert darauf gelegt, seine Pferde ordentlich zu behandeln. Er besprach die Sache mit Elly, und zu seinem Erstaunen war sie auf der Seite des Fremden. »Der Wagen ist doch wirklich halb leer«, war auch ihr Argument.
»Der Tag kommt schon noch, an dem wir den Platz brauchen!«
»Ihr werdet Eure Pferde zu Tode plagen«, rief der Fremde noch, bevor er die Peitsche knallen ließ und weiterfuhr. Als er außer Sichtweite war, sagte Levi: »Hast du dir seine Pferde angesehen, Elly? Die brauchten eine lange Rast und müßten tüchtig gestriegelt werden. Aber er nimmt sich lieber die Zeit, um mich zu belehren!«
Früher hätten ihn solche Ratschläge Fremder völlig kalt gelassen. Doch durch die Ereignisse war Levi empfindlich geworden. Außerdem war er auch wegen Elly etwas nervös. In dieser Nacht würden er und sie irgendwo westlich von York zum ersten Mal ihr Lager teilen. Er wußte eine ganze Menge von Pferden - die beiden schönen Leitpferde waren von ihm persönlich aufgezogen worden, nachdem er eine der Stuten von der Zendtschen Farm von dem großen grauen Hengst eines Nachbarfarmers hatte decken lassen -, aber er wußte fast nichts von Frauen. Die fünf Brüder hatten nie über dieses Thema gesprochen. Und ihre Mutter wäre lieber gestorben, als daß sie ein Wort über
Ehemänner oder Ehefrauen gesagt hätte. Für die Söhne war sie eigentlich nur eine Art Maschine, deren Aufgabe es war, das Essen auf den Tisch zu bringen. Daß sie je einem Mann gehört hatte, konnten sie sich einfach nicht vorstellen.
Von den üblichen rauhen Spaßen im Stall und auf dem Markt abgesehen, die bloß erregten, aber die Neugier nicht stillten, wußte Levi eigentlich nichts. Nur, daß heute sein Hochzeitstag war und daß wilde und verwirrende Dinge stattfinden würden, wenn die Nacht hereinbrach. Der Tag kam ihm außergewöhnlich heiß vor, und er begann zu schwitzen.
Elly verfügte ihrerseits über verschiedene Kenntnisse über die Ehe. Das lag jedoch wahrhaftig nicht an der guten Aufklärung durch das Waisenhaus, sondern daran, daß sie mit Laura Lou Baker so gut befreundet gewesen war.
Wenn ein Waisenmädchen das Alter
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