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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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der drei lesen, auch die Bibel nicht. Und doch scheint Gott ihnen gnädig zu sein, während er alles, was Levi und ich tun, ungnädig betrachtet...«
    Als sie diese Zeilen geschrieben hatte, kam Lucinda zum Wagen und fragte: »Ist es schwer... schreiben zu lernen?« Elly erwiderte: »Nein, aber ich glaube, man muß in jungen Jahren damit anfangen«, worauf Lucinda, sie war ebenso alt wie Elly, ängstlich fragte: »Bin ich schon zu alt?« - »Nein, ich glaube, daß du es lernen kannst«, versicherte ihr Elly und versprach, es ihr beizubringen.
    Der Sommer neigte sich dem Ende zu. McKeag sagte, es wäre wohl zu spät, die ersten drei Wagenladungen aus St. Louis noch rechtzeitig vor dem Winter zu erhalten. Also würden sie die Zeit dazu benützen, am Beaver Creek ein solides Haus zu errichten, in dem sie vor etwaigem Hochwasser des Platte sicher wären. Von da an verbrachten sie jeden Abend damit, zu planen, wie sie das Haus errichten sollten.
    Tönerne Schale hatte eine spürbare Veränderung bei
    Elly festgestellt und nahm an, daß sie Levi noch nichts erzählt hatte. Während die Männer eines Nachts diskutierten, woher sie genügend gerade Baumstämme kriegen könnten, nahm Tönerne Schale Elly beiseite und sagte: »Wir müssen noch einen weiteren Raum einplanen, weil euer Kind sein eigenes Zimmer haben will, wenn es heranwächst.«
    »Woran hast du es gemerkt?«
    »Indianerinnen haben dafür einen scharfen Blick.«
    »Ich glaube, daß es im Winter auf die Welt kommen wird. Ist es dann schwieriger?«
    »Wenn das Haus warm ist, nicht.« Sie machte eine Pause und sagte beruhigend: »Und McKeag baut uns ein warmes, trockenes Haus.«
    »Ich hab's Levi noch gar nicht erzählt... er hatte so viele Sorgen in letzter Zeit.«
    »Aber ein Kind ist doch keine Sorge, Elly. Vielleicht hilft es ihm sogar sehr.«
    Als Elly sich dazu entschloß, es ihrem Mann zu erzählen, kam heraus, daß er es fast von Anfang an gewußt hatte.
    »Ich habe dich immer beobachtet«, sagte er, »und stellte gewisse Kleinigkeiten fest. Und seit dem Tag, an dem du in den Big Blue gefallen bist, wußte ich es ganz genau.«
    »Was konntest du da schon sehen? Du hast doch nach vorn geschaut.«
    »Nein, im letzten Augenblick drehte ich mich um und sah, wie du deinen Bauch mit den Händen schütztest. Deshalb wollte ich auch, als Purchas dich überfallen hat... « Seine Stimme wurde leiser. »Ich hätte ihn umgebracht.«
    »Warum hast du's mir nicht gesagt?« fragte sie, fast enttäuscht darüber, daß er hinter ihr Geheimnis gekommen war.
    Er antwortete nicht direkt. »Du wirst so schön, Elly. Tönerne Schale hat es nicht daran gemerkt, daß du dicker geworden bist. Sie hat es deinem Gesicht angesehen.« Es stimmte. Durch die Schwangerschaft hatte Elly eine heitere Ausstrahlung bekommen, die ihr vorher gefehlt hatte, und das schmale Gesicht war tatsächlich schön geworden. Sie war jetzt eine voll entwickelte, hübsche Frau von siebzehn - als ob die Prärie ein Wunder bewirkt hätte.
    tapferen Frauen empfanden, die in Pionierzeiten einen Kontinent überquerten:
    »Dienstag, den 27. August... Schwanger zu sein nimmt einem den Stachel der Niederlage; denn wir werden dort, wo die Flüsse sich vereinen, nicht nur eine Niederlassung gründen, sondern auch eine neue Familie. Das Land, durch das wir ziehen, beglückt mich sehr; denn es ist auf eine Weise schön, wie wir es uns in Lancaster nie erträumt hätten. An diesem Nachmittag kamen wir über einen Hügel und sahen greifbar nahe vor uns die zwei roten Spitzkuppen, die seit Fort John unser Wegweiser gewesen sind. Sie sahen wie Signaltürme oder Wachttürme eines Schlosses aus und vermittelten uns ein so starkes Gefühl von Heimat, daß wir alle schweigend stehenblieben, um diese schöne Landschaft zu bewundern, in die uns Gott geführt hat. Ich glaubte, Tränen in den Augen von Tönerne Schale zu sehen, denn hier hatte sie als Kind gelebt, und ihr Vater, der ein mächtiger Mann gewesen sein muß, schlug häufig sein Zelt zwischen den beiden Spitzkuppen auf. Als sie nun davorstand, dachte sie an ihre Familie, denn sie sagte zu mir: >Meine Mutter hieß Blaues Blatt, nach einem sehr schönen Baum, der in den Bergen wächst.< Mr. McKeag hat oft allein bei den Spitzkuppen kampiert und erzählte uns davon, wie er einmal im Winter drei oder vier Monate lang allein gelebt hat. Lucinda, die dabei ist, das Alphabet zu lernen, lauschte aufmerksam, denn sie hatte diese Geschichten nie zuvor gehört. Levi und ich

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