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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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betrachteten über die Spitzkuppen hinweg die Berge im Westen und dachten beide, daß wir so wie diese majestätischen Höhenrücken werden würden, wenn wir ein Leben lang in ihrem Schatten lebten. Es wurde langsam dunkel, die Sonne verschwand im Westen, und bläulicher Dunst legte sich über die Prärie, die wir inzwischen so lieben. Dann ging es in Purpur über; schließlich kamen die ersten schwarzen Nachtschatten, und wir waren fünf einsame Reisende auf der Anhöhe eines Hügels. Ich bin überzeugt davon, daß jede Familie, die in einer solch herrlichen Umgebung aufwächst, stark und eigenständig sein wird, und ich danke Gott, daß ich schwanger bin und also dieses Heranwachsen verfolgen kann.«
    Am nächsten Morgen stand Elly früh auf, um Frühstück zu machen. Als sie sich heiter den Büffelfladen näherte, die Levi für sie gesammelt hatte, überhörte sie das warnende Zischen; als sie sich bückte und den obersten Fladen hochnehmen wollte, schoß eine riesige Klapperschlange - sie war dicker als Ellys Arm - mit furchtbarer Geschwindigkeit hervor und schlug ihre Fangzähne tief in Ellys Kehle. Innerhalb von drei Minuten war sie tot.
    »Es ist eine Gnade Gottes«, sagte McKeag, als Levi Zendt herbeigeeilt kam, zu spät selbst für einen letzten Kuß. »Es ist eine Gnade Gottes«, wiederholte der rotbärtige Schotte und packte Levi an den Schultern. »Ich habe viele Menschen langsam und qualvoll sterben sehen, völlig aufgeschwollen. Glaub mir, Levi, es ist wirklich besser so.«
    Der stämmige Deutsche war untröstlich. Er hatte Elly geliebt, wie nur wenige Männer ihre Frauen lieben, denn sie hatte in jeder Hinsicht seine Erwartungen übertroffen. Das Leben mit ihr war eine ständige Verheißung von guten Jahren gewesen. Sie jetzt zu verlieren, wo sie am Beginn eines neuen Lebens standen, war einfach unerträglich.
    Den ganzen Vormittag über wanderte er um die Spitzkuppen herum, kehrte immer wieder zu ihrem leblosen Körper zurück, berührte sie und betrachtete die tödlichen Male an ihrem Hals. Am Nachmittag sagte McKeag: »Levi, wir müssen sie beerdigen.« Zendt wollte davon nichts wissen, doch der Schotte drückte ihm eine Schaufel in die Hand. Im Windschatten der westlichen Spitzkuppe hoben sie ein schmales Grab aus und betteten sie hinein. Elly Zahm, die geduldige, verständnis- und liebevolle Betreuerin elternloser Kinder. Freiwillig war sie zu diesem großen Abenteuer aufgebrochen, bei dem sie die Zuneigung aller gewonnen hatte, denen sie begegnet war, und ruhte nun im Schatten eines Hügels. Levi begrub mit ihr auch die Heiratsurkunde.
    Auf dem Weg zum Fluß starb ein weiterer Ochse, und am nächsten Tag brach der ganze Wagen zusammen. Beide Räder waren unbrauchbar. Levi war zu betäubt, um irgend etwas zu unternehmen, aber McKeag und Tönerne Schale zurrten seine Sachen auf den Rücken der drei überlebenden Ochsen fest und zerhackten den Wagen zu Brennholz.
    So kam Levi Zendt fast ohne Habe am westlichen Ufer des Beaver Creek an, wo sie die Handelsniederlassung errichten wollten. Sein Kummer war so gewaltig, daß er lange Zeit überhaupt nichts sprach. Im Laufe der Monate jedoch fand er etwas Trost darin, McKeag beim Bau zweier stabiler Häuser zu helfen. Ringsum errichteten sie einen Palisadenzaun mit einer Brustwehr an der nordwestlichen Ecke, wo eventuell Angriffe erfolgen konnten. Im November war alles soweit fertig, und an einem kalten, windigen Tag ging McKeag zum Platte und hackte Grenzpfähle zurecht. Dann steckte er mit Levi und den Frauen Parzellen ab,
    jede etwa eine Quadratmeile groß, drei am westlichen Ufer des Flusses, zwei am östlichen. Er markierte die Ecken und erklärte den anderen:    »Wir erheben
    Anspruch auf fünf Stück Land: je eins für mich, für Levi, für Tönerne Schale, für Lucinda und eins für die tote Elly. Wir werden unser Eigentum gegen Übergriffe schützen.«
    Doch Levi brachte auch der Landbesitz keinen Trost, er wurde immer depressiver, je weiter der Winter fortschritt. Tönerne Schale tat alles, um ihm das Leben angenehm zu machen, doch als sie hörte, wie Levi McKeag fragte: »Wo sind die Kalkklippen, von denen du mir erzählt hast?« redete sie Levi sogar noch zu, dorthin zu gehen und eine Zeitlang allein zu bleiben.
    Sie hoffte, daß ihm die Einsamkeit helfen würde, seinen Kummer zu überwinden.
    Einen Tag später lud Levi alles Nötige auf den Rücken und wanderte zwei Tage lang in nordwestlicher Richtung, bis er die Felsen erblickte, an

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