Colorado Saga
schlachteten alles ab, sogar die Hühner.
Endlich nahm das Morden und Plündern solche Ausmaße an, daß von Omaha eine Armeeabteilung gesandt wurde, um die Verbrecher aufzuspüren. Die Stämme teilten sich in zwei Gruppen auf; die eine unter der Führung des Verirrten Adlers ergab sich bei Fort Kearny der Armee. Die andere, unter der Führung von Krummdaumen und den Brüdern Pasquinel, sandte eine Botschaft nach Omaha, daß sie bis zum letzten Atemzug kämpfen würde.
In offener Feldschlacht kreisten die Soldaten Krummdaumen ein, und obwohl er den Platte entlang hätte entkommen können, beschloß er, hier zu sterben, auf dem Land, für das er so lange gekämpft hatte. Mit sieben anderen starrköpfigen Kriegern kämpfte er, bis die Kugeln um sie pfiffen, dann stimmte er mit erhobenen Armen sein Sterbelied an: »Nur die Berge stehen ewig, nur der Fluß fließt immer weiter.« Denen, die rund um ihn zu Boden sanken, riß er die Gewehre aus der Hand und feuerte so lange, bis neun Kugeln ihm die Brust zerrissen.
Die Brüder Pasquinel waren noch einmal entkommen, und das ganze Land, von den Sorgen des Bürgerkriegs befreit, vereinigte sich in dem Schlachtruf: »Die Ungeheuer müssen sterben.« Oberst Skimmerhorn bot sich freiwillig an, aus seinen früheren Anhängern eine Miliz zusammenzustellen. »Wir werden diese Schurken finden, und wenn wir sie bis in die Hölle hinein verfolgen müßten!« rief er, und aus allen Teilen des Territoriums strömten die Männer unter seine Fahne. Ganz Denver spendete Beifall, als er verkündete: »Morgen wird unsere Strafexpedition von Zendt's Farm abmarschieren!«
Skimmerhorn fackelte nicht lange. Er stellte mehrere Gruppen über eine Strecke von dreihundert Meilen den Platte entlang auf, wartete auf trockenes, windiges Wetter und ließ dann die Prärie in Brand setzen. Das Feuer, das dabei entstand, war so mächtig, daß zwischen Platte und Arkansas das gesamte Weideland völlig zerstört wurde. Eine riesige Rauchwolke hing über der Ebene, auf Tausenden von Quadratmeilen war das Leben der Tiere bedroht. Dieses Feuer war eine der größten Katastrophen, die jemals den Westen heimgesucht hatten, und Skimmerhorn erreichte damit überhaupt nichts.
Die besiegten Indianer waren schon in der Reservation, die Pasquinels und ihre Anhänger verstanden es, den Flammen zu entwischen, und noch während Skimmerhorn die Prärie in Brand setzte, zogen sie mordend und plündernd den Platte entlang, brannten Farmen nieder und skalpierten ihre Bewohner.
Endlich zog Skimmerhorn die Schlinge enger, ließ den Pasquinels einen immer kleiner werdenden Spielraum, und eines kalten Morgens überraschte eine Abteilung der Miliz etwa zwanzig Meilen westlich von Zendt's Farm Jake Pasquinel und fesselte ihn, bevor er sich erschießen konnte. Boten brachten dem Oberst die aufregende Nachricht: »Jake Pasquinel ist
geschnappt.«
Skimmerhorn traf gegen zwei Uhr nachmittags an Ort und Stelle ein und rief ein Standgericht zusammen. »Schuldig«, sagten die Männer nach zehn Minuten, und kein Urteil war jemals gerechter gewesen. Zwei Männer warfen ein Seil über den Ast einer Pappel, machten die Schlinge um Jake Pasquinels Hals fest und zogen ihn in die Höhe. Aber die Schlinge war nicht fest genug geknüpft worden, und Jake schlug unglaublich lange mit den Beinen aus und wand und drehte sich, bis er sich unter dem begeisterten Gebrüll der Miliz endlich zu Tode würgte.
Am Abend erreichte die Nachricht von seinem Tod Zendt's Farm, und Levi holte eine Schaufel, sattelte sein Pferd, küßte Lucinda zum Abschied und ritt nach Osten, um den Leichnam abzuschneiden und zu begraben. Als sich das in der Gegend herumsprach, wurden die Skimmerhorn-Leute, die ihren Triumph dadurch beeinträchtigt sahen, so zornig, daß sie das Geschäft stürmten und in Brand steckten.
Unbewegt sah Zendt zu, wie sein Haus in Flammen aufging. Danach mußte er die bittere Erfahrung machen, daß vier verschiedene Nachbarn ihn abwiesen, bevor sich einer fand, der ihn und seine Frau für die Nacht aufnahm.
Jetzt war nur noch Mike Pasquinel am Leben, ein fetter Mischling von fünfundfünfzig Jahren, der wußte, daß es für ihn keine Hoffnung mehr gab. Sich durch das Gebüsch am Platte-Fluß entlangschleichend, gelangte er bis zu dem Haus, in dem seine Schwester gelebt hatte, und als er die Asche sah, glaubte er, sie und ihre Familie wären in dem Feuer umgekommen. Aber er hielt sich weiter verborgen und sah endlich Levi Zendt und
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