Colorado Saga
habt ihr in eurem Wagen?« fragte Poteet. »Oliver Loving«, sagte er feierlich. »Mein Partner und Freund, von den Comanchen getötet. Eines hab' ich ihm versprechen müssen. Er wollte nicht, daß seine Gebeine in fremder Erde ruhen.«
Goodnights Männer hatten Petroleumdosen plattgeklopft und daraus einen Metallmantel für den Holzsarg gemacht, in dem sie die Leiche transportierten. Diesen Sarg hatten sie dann in einen noch größeren Holzsarg gelegt und den Zwischenraum mit Holzkohle ausgefüllt, um die Erschütterungen aufzufangen.
»Wir werden ihn in Weatherford in Texas begraben, so wie er es wollte«, sagte Goodnight und rief seine Männer zum Weitermarsch durch die Wüste zusammen. »Ohne Rinder geht es leichter«, meinte er. Bevor sie aufbrachen, fragte ihn Skimmerhorn: »Sie kommen doch an Tom Lloyds Ranch vorbei?«
»Tom ist tot.«
»Das weiß ich. Das hier ist sein Junge.«
Mr. Goodnight sah sich den Jungen an und sagte: »Du mußt um die vierzehn sein. Das richtige Alter, um auf dem Trail anzufangen.«
»Mir geht es darum«, sagte Skimmerhorn, »daß Mrs. Lloyd dem Mr. Poteet ungefähr zweihundert Langhörner mitgegeben hat... «
»Zweihundertundachtzehn, weniger die eine, die heute morgen verendet ist«, sagte Jim.
»Und wir bringen sie nach Fort Sumner, um sie dort zu verkaufen, in Kommission sozusagen.«
»Kein Markt in Fort Sumner, damit ist es aus. John Chisum verkauft Ihnen, soviel Sie brauchen.«
Bei dieser Nachricht verzog Jim vor Schreck das Gesicht. Seine Mutter brauchte das Geld.
Aber Mr. Skimmerhorn fuhr fort: »Ich habe mir diese Rinder angesehen. Ich möchte sie alle kaufen, hier auf der Stelle. Und Ihnen das restliche Geld für Mrs. Lloyd
mitgeben.«
»Ein guter Kauf, Mister - hab' den Namen nicht verstanden.«
»Skimmerhorn.«
Mr. Goodnight zögerte. »Sie sind nicht alt genug, um die Colorado-Miliz geführt zu haben...« Er hielt inne. »Beim Massaker von Rattlesnake Buttes? Das war mein Vater.«
»Entschuldigen Sie. Wenn Sie Mrs. Lloyd das Geld durch mich schicken lassen wollen, so würde ich mich über diesen Beweis Ihres Vertrauens geehrt fühlen.« Skimmerhorn zählte ihm das Geld für die zweihundert Langhörner auf die Hand, abzüglich des Vorschusses, den Jims Mutter von Mr. Poteet erhalten hatte, und Mr. Goodnight steckte die Scheine in seinen Gürtel. Nachdem er von den Cowboys Abschied genommen hatte, führte er seine Männer weiter nach Osten.
Vor ihnen lag das letzte Stück der öden Alkali-Ebene, das sie noch von den Bergen trennte. Jenseits des Passes würden die Tiere schwierig werden, denn sobald sie einmal Wasser rochen, waren sie nicht mehr zu halten. Ein Ochse brach plötzlich von der Herde aus, wie vorher die Kuh, und starb wie sie. Über ihnen am wolkenlosen Himmel hielten die Geier kreisend Wache und bemerkten jeden strauchelnden Schritt.
Gerade jetzt erwies sich Stonewall als unbezahlbar. Er war wie ein Prophet des Alten Testaments, der sein geschlagenes Volk in ein besseres Land jenseits der Berge führte. Vielleicht hatte er noch vor den anderen das ferne Wasser gerochen. Jedenfalls hielt er die Rinder auf Trab, und wer ausbrechen wollte, den puffte er streng zurück.
Oben am Paß, einer merkwürdigen Senke zwischen den Hügeln, flach und wie mit dem Lineal gezogen, spürten die Rinder das Wasser unter ihnen im fernen Tal, und sie stürmten mit neuer Hoffnung vorwärts. Die Kühe setzten sich dabei an die Spitze, nicht die
Stiere und Ochsen, grob drängten sie die männlichen Rinder zur Seite und schoben und hetzten, bis sie ganz vorne waren, wo nur Stonewall sie noch zurückhalten konnte.
Unaufhaltsam drängten sie voran, verrückt nach Wasser, dem lebenserhaltenden Naß. Sie streckten ihre mageren Hälse und starrten mit staubverklebten Augen in den Mittagsdunst, während ihre Beine wie von selber vorwärts hetzten, getrieben vom letzten Rest an Kraft, der noch in ihren eingefallenen Leibern steckte.
»Haltet Schritt mit ihnen!« rief Poteet seinen Männern zu. »Drängt sie weg vom Natron!«
Die Cowboys ritten zuerst in leichtem Galopp, wurden dann aber von der jagenden Herde mitgerissen und flogen immer schneller dahin. Staub stieg auf von der unfruchtbaren Ebene, die Geier stiegen höher hinauf, um ihm zu entgehen. Jim Lloyd, als Drag, brauchte seine Schützlinge diesmal nicht anzutreiben, im Gegenteil, sein erschöpftes Pferd hatte Mühe, mit ihnen Schritt zu halten.
Jetzt kam Nate Person vom Fluß zurückgeritten und rief ihnen zu:
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