Colorado Saga
Pecos springen? Teufel, er sprang eine Meile zu kurz!« Von jetzt an war er Old Rags, die größte Auszeichnung, die einem Cowboy widerfahren konnte. »Old Gompert« oder »Old Savage« oder gar »Old Buck« - das war einfach unvorstellbar.
Die Männer führten die Tiere ans westliche Ufer und blieben dort drei Tage lang liegen, bis alle sich erholt hatten. Als sie am dritten Tag am Aufbrechen waren, rief der Wrangler, der mit seinen Pferden weiter nördlich von ihnen lagerte, plötzlich: »Kavallerie!«
Es handelte sich um ein Kommando von Fort Sumner, auf den Spuren der Mescalero-Apachen, die gerade im Inneren von New Mexico ihr Unwesen trieben.
»Treibt eure Herde am östlichen Ufer weiter«, rief ein Leutnant.
»Wie ist das Gras dort?« fragte Poteet.
»Nicht gut, aber auf dieser Seite stehlen sie eure Pferde. Laßt kein Auge von der Remuda.«
»Wird gekämpft?«
»Nichts. Nur Überfälle. Wenn ihr schießt, schießen sie zurück.«
Nachdem sie ihren Kaffee getrunken hatten, verschwanden die Reiter in Richtung Süden, und Poteet beschloß, die Remuda näher zum Camp heranzuziehen und die Wachen zu verstärken. »Ein Apache ist imstande, dir die Decke unterm Hintern wegzustehlen«, warnte er. »Aber unsere Pferde kriegen sie nicht.«
Mit lauten Hussarufen trieben die Cowboys die Tiere ans östliche Ufer zurück und machten sich auf nach Norden. Es war ein merkwürdiger Trail. Gleich neben dem Fluß war der Boden unfruchtbar, mit Kaktus bestanden und glühend heiß. Zum Grasen mußten die Rinder sechs Meilen weit ins Land getrieben werden, aber zum Trinken kamen sie wieder zurück zum Fluß.
In diesem Zickzack zockelten sie nach Norden. Trinkbares Wasser zu finden wurde allmählich schwierig, denn der Pecos enthielt immer mehr Natron, und die Wasserlöcher, die hier recht zahlreich waren, durften nicht benutzt werden, denn das Land, durch das sie ritten, wurde von John Chisum beansprucht, dem größten Rinderbaron des Westens. Damit kein anderer seine Tiere auf dem Land weiden ließe, das er für sich beanspruchte, hatte er ein paar Wasserlöcher für seine eigenen Rinder bestimmt und die anderen mit Salz füllen lassen.
Chisum hatte in New Mexico schon vor Jahren erreicht, was Seccombe jetzt in Colorado plante: durch den Ankauf von sechshundert strategischen Punkten, Landflecken, auf denen es Wasser gab, hatte er seine eiserne Herrschaft über weitere sechs Millionen Morgen errichtet. Dieses weite Gebiet betrachtete er nun als seinen Besitz und war bereit, jeden niederzuknallen, der etwa die Absicht hegte, sich darauf niederzulassen. Das Land, das ihm tatsächlich gehörte, hätte bestenfalls zwanzig Kühe genährt, aber er hatte an die vierzigtausend, die auf einer Weide grasten, die von Rechts wegen dem Staat zustand. Versuchte jedoch ein anderer Staatsbürger, irgendwo in dieser unendlichen Weite ein Holzhaus zu bauen oder auch nur sein Vieh zu tränken, so sah er sich dem Lauf einer Flinte gegenüber.
»Wir sind jetzt auf John-Chisum-Land«, warnte Poteet seine Männer auf ihrem Zug nach Norden. Bis zu zehn Tagesritten im Umkreis gehörte die Prärie John Chisum, und das nur deshalb, weil er es so sagte. Dutzende der besten Männer unseres Landes mußten sterben, bevor diese einzigartige Theorie des Landbesitzes erschüttert werden konnte.
Nachdem die Cowboys mit allen Schwierigkeiten fertig geworden waren, die sich daraus ergaben, daß weder im Pecos noch in John Chisums Brunnen Trinkwasser zu haben war, erwartete sie nun eine neue Prüfung.
Den Erfahrenen unter ihnen war seit längerem aufgefallen, daß zwei oder drei Kühe auffallend dick geworden waren. Eines Morgens beim Aufstehen entdeckten sie, daß die eine von ihnen ein Kalb geworfen hatte. Aller Augen wandten sich Jim zu.
Als Mr. Poteet davon erfuhr, sagte er: »Well, Jim. Der Drag kümmert sich um die Kälber, das ist so Sitte.« »Wie?« fragte Jim.
»Indem er sie tötet«, antwortete Mr. Poteet.
»Indem er was?« fragte Jim, schneeweiß im Gesicht. »Nate, erklär's ihm.« Und Person nahm ihn und Coker zur Seite und sagte: »Das ist bei jedem Trail
unvermeidlich, daß Kälber auftauchen. Aber die kommen nicht mit. Wir würden Kuh und Kalb verlieren.« Er schüttelte den Kopf und sagte zu den Drags: »Eure Aufgabe ist es, sie umzubringen.«
»Aber wie denn?« fragte Jim mit kläglicher Stimme. »Manche erschießen sie, manche hauen ihnen einen Prügel über den Schädel.«
»Aber ich...« Doch Person war schon weg und
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