Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
über den Teich. Die knickerigen Marmelademillionäre von Dundee waren scharf darauf, die große Chugwater-Ranch möglichst gewinnbringend führen zu lassen; die Burschen, die sie zu diesem Zweck hinüberschickten, waren alles andere als Nieten. Die Matador-Ranch in Texas, die größte von allen, stand zuerst unter Führung ausgekochter Londoner Finanzleute, während drüben am Horse Creek Kaufleute aus Liverpool eine sehr gute Ranch unter Claude Barker aufbauten. Und die stattlichste Ranch weit und breit, Beau Brae am Westufer des Laramie-Flusses, gehörte knausrigen Schotten, die fest entschlossen waren, Geld damit zu machen - viel Geld.
    Im September 1880 ritten einige junge Amerikaner -sie waren in Yale oder in Harvard erzogen worden -mit Claude Barker vom Wolf-Paß nach Cheyenne hinunter; dort besuchten sie Oliver Seccombe. Es ging um eine ziemlich wichtige Sache. Venneford war jetzt schon fast ein Dorf. Solide Bauten standen da, errichtet von den Maurern und Zimmerleuten der Ranch, Scheunen und Corrals, außerdem einige niedere Schuppen, in denen Handwerker und die Vormänner Skimmerhorn und Lloyd arbeiteten. Beherrschend aber lag das Herrenhaus der Seccombes da, ein dreigeschossiger Backsteinbau, der entfernt an Gotik und die Ritterburgen am Oberrhein erinnerte: eine imponierende, im ganzen Westen berühmte Residenz. Runde Wehrtürme erhoben sich an drei Ecken des mächtigen Bauwerks, Zinnen und Brustwehren an der vierten. Zwischen Speicherfenstern ragten elf Kamine aus dem Dach. Das Erdgeschoß war von einer säulengetragenen Veranda umgeben, die Türen mit prächtigen Bronzebeschlägen geschmückt. Achtzehn Gäste konnten bequem untergebracht werden, vier Neger standen zu ihrer Bedienung bereit.
    »Wir planen«, sagte Claude Barker zu den Seccombes, »einen Club... einen Club für Gentlemen. Wir haben schon einen hübschen Platz in Cheyenne ausgewählt. Exklusive Mitgliedschaft: wir - und noch ein paar von der rechten Sorte.«
    »Wie wollen Sie den Club nennen?« fragte Charlotte Seccombe.
    »Cactus Club«, sagte Barker.
    »Oh, das ist köstlich!« lachte Charlotte. Ihr Gatte interessierte sich vor allem für die Liste der in Aussicht genommenen Mitglieder. Es waren durchwegs angesehene Rancher und Viehzüchter; zur Diskussion stand auch der Name des Managers der Union-Pacific-Eisenbahn. Von den zunächst vorgesehenen zwanzig Mitgliedern waren vierzehn Amerikaner und sechs Briten - alle gesellschaftlich untadelig und geschäftlich äußerst erfolgreich.
    »Werden nur zwanzig Familien einen Club dieser Art erhalten können?« gab Seccombe zu bedenken. Er und Charlotte trugen schwer an den Ausgaben für den Bau des Herrenhauses; zwar hatten sie den Großteil der Kosten schon aufgebracht, aber Seccombe hatte mehr Zuchtvieh aus seinem Bestand verkaufen müssen, als eigentlich zu verantworten war, und der Gedanke an zusätzliche Ausgaben war ihm ausgesprochen lästig.
    »Wir haben noch eine Liste von Förderern«, sagte Bill Warsaw, einer der Amerikaner, und zeigte Seccombe weitere vierzig Namen; manche zwar von geringerem gesellschaftlichem Ansehen, aber alle erhaben über den Verdacht der Knauserei.
    »Das Vieh verkauft sich großartig«, sagte Barker eifrig, »die Rancher haben Geld. Und es wächst mit den Herden.«
    »Wenn Sie diese zweite Kategorie mit auf die Liste setzen«, sagte Seccombe, »dann stimmen wir zu.«
    Die Statuten wurden eingereicht und am 22. September 1880 registriert. Der berühmte »Cactus Club of Cheyenne« war gegründet. Der Name wurde allerdings nicht lange beibehalten: schon bald meinte Seccombe: »Cactus klingt ziemlich abweisend. Nennen wir ihn doch einfach Cheyenne-Club.« Und dabei blieb es.
    Die Statuten waren streng. Sie glichen jenem der vornehmen Londoner Klubs, denen die meisten britischen Mitglieder auch angehörten. Es sollte ein gesellschaftlich eng umgrenztes Milieu geschaffen werden, in dem sich ein konservativer Rancher und Herdenbesitzer wohl fühlen konnte, geschützt vor schäbigen Händlern, zudringlichen Geschäftemachern und kleinen Farmern. Die blauen Fliesen der offenen Kamine in den Gesellschaftsräumen waren mit Szenen und Zitaten von Shakespeare dekoriert. Von Menschen, die sich in diesen Räumen bewegten, erwartete man die kultivierteste Form von Sitte und Anstand. Zu Verstößen, die mit sofortigem Ausschluß bedroht waren, zählten:
    Trunkenheit im Klubbereich bis zu einem Grad, den Mitglieder anstößig finden könnten.
    Falschspiel.
    Jede unehrenhafte

Weitere Kostenlose Bücher