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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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grollte Seccombe. »Es ist ein trauriger Tag für mich, wenn in meinem eigenen Hause Schafe verteidigt werden.« Er entschuldigte sich steif und fuhr in den Cheyenne-
    Club, wo er sicher war, nur Gesinnungsgenossen anzutreffen, für die es nichts gab als Rinder.
    Aber auch dort herrschte keine rechte Stimmung. Claude Barker war erbittert über die Invasion von Schafzüchtern am Nordrand seiner Horse-Creek-Ranch, und den Herren von Chugwater ging es ebenso. »Dieses Land geht zum Teufel«, polterte Barker, und Pläne für schärfste Gegenmaßnahmen wurden geschmiedet.
    »Was wir verlangen«, sagte Seccombe, »ist lediglich, daß die Dinge so weiterlaufen wie bisher. Wir brauchen keine Städte hier draußen und keine Schafe und keine Siedler, die sich hier ein kümmerliches Dasein schaffen wollen. Dieses Land muß offenes Land bleiben. Es ist für die Rinder da - so wie Chicago für die Menschen. Es ist eine rechtschaffene Aufgabe, Rinder zu züchten... eine würdige Aufgabe... «
    Die jungen Rancher ließen ihn zu Ende sprechen, aber sie wußten genau, daß es leeres Gewäsch war. Wenn es darauf ankam, zu entscheiden, was tatsächlich unternommen werden sollte, dann pflegte Seccombe den Zug zu besteigen und irgendwelche Geschäfte außerhalb der Stadt vorzuschützen. Er war kein entschlußfreudiger Mann, und zwei Tage nach dieser Sitzung fand er tatsächlich wieder einen Vorwand, um seine Bankiers in Kansas City aufzusuchen.
    Er hielt sich gerade in dieser Stadt auf, als der Nachmittagszug von Denver in Centennial einlief. Schaulustige und Kinder waren wie gewöhnlich am Bahnhof, um die Ankunft des Zuges mitzuerleben. Mehrere Einheimische kamen aus der Hauptstadt zurück, und die Zaungäste stellten Vermutungen darüber an, was sie dort wohl getrieben hätten. Als aber der letzte der bekannten Passagiere den Zug verlassen hatte, rief ein Mann mit unterdrückter Stimme: »He! Schaut einmal!« Und jedermann wandte sich dem letzten Wagen zu, dem eben zwei schlanke Männer in schwarzen Anzügen und mit breitrandigen
    Hüten entstiegen. Der erste betrat den Bahnsteig, sah sich vorsichtig um und winkte dann dem anderen, ihm zu folgen. Ein Träger brachte ihre zwei Koffer aus dem Waggon, wies mit der Hand auf das Railway-Arms-Hotel und sagte so laut, daß alle Umstehenden es hören konnten: »Dort drüben, Mr. Pettis!«
    »Die Pettis-Brüder!« rief einer mit heiserer Stimme, und alle anderen Ankömmlinge waren vergessen. Die zwei Männer schritten würdevoll, fast feierlich aus dem Bahnhof und kreuzten die Straße zum Hotel. Dort trugen sie sich ungeniert als Frank und Orvid Pettis ins Gästebuch ein.
    In den nächsten Tagen rätselte ganz Centennial darüber, was die zwei berüchtigten Revolverhelden in dieser Stadt zu suchen hätten. Die Pettis-Brüder! Schon mit vierzehn waren sie gewissenlose Killer gewesen, und jetzt, mit siebenundfünfzig, war Frank ein dürrer, knochiger Mann mit scharfen, dunklen Augen und schlechten Zähnen. Orvid, zweiundfünfzig, war ein hartgesottener Mörder, der seinen Lebensabend aus den schmalen Ersparnissen bestritt, die ihm seine Morde eingebracht hatten.
    Sie waren überall nur als die Pettis-Brüder bekannt, und ihre Ankunft in einer Grenzstadt kündigte an, daß irgendwer einem Übelstand abhelfen wollte, einer, dem die Gerichte zu langsam arbeiteten. Sie waren noch nie wegen gemeinen Mordes verhaftet worden -dafür waren sie zu clever. Selbst als man sie einmal kurzfristig einsperrte, weil alle Indizien auf ihre Schuld hinwiesen, nach dem Pueblomord, wo sie bei dem Verbrechen beobachtet und ihre Fußspuren am Tatort des dreifachen Mordes gefunden worden waren, verteidigten gefinkelte Anwälte aus Kansas sie so geschickt, daß das Gericht sie freisprechen mußte.
    Die traurige Seite ihres Lebens bestand darin, daß sie für reiche Kunden zwar allerhand leisteten, aber nur schlecht dafür bezahlt wurden. Sie mordeten, bedrohten, raubten - und blieben dabei arme Hunde.
    Wenn sie in eine Stadt wie Centennial kamen, hatten sie genug Geld, um Pferde zu kaufen; ihre Hotelrechnung wurde von irgendwem beglichen. Doch wenn das Geschäft getan war - welches Geschäft auch immer -, machten sie sich auf in eine ähnliche Stadt, kauften dort wieder ein Paar Pferde und hatten wieder freie Station im Hotel. Aber sie brachten es zu nichts. Aus den Rindern, die sie in den Jahren von 1861 bis
    1880 am Skimmerhorn Trail auseinandergetrieben und in die Flucht gejagt hatten, machten sie gerade genug Dollar,

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