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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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niedrig, daß Karpitz einfach lauthals lachte. Aber sie redeten sich zusammen. Bevor Mervin einen Vertrag abschloß, fragte er Hochwürden Holly: »Sie kennen den Wert des Landes hier in der Gegend. Ist der Preis, den Karpitz verlangt, angemessen?«
    Holly sah sich die Zahlen an und sagte: »Zu dem Preis würde ich es selbst gern kaufen... wenn ich das Geld hätte.«
    »Ich habe das Geld auch nicht«, sagte Mervin. »Ich würde mich gern bei einer Bank um eine Hypothek bewerben.«
    »Jeder Mann in der Stadt wird Ihnen gern eine Hypothek geben, Mervin. Wenige Männer haben einen so großartigen Eindruck auf Centennial gemacht wie Sie. Ihre Arbeit in der Kirche, und alles.« Und dann brachte Hochwürden Holly Wendell auf die rettende Idee. »Warum wollen Sie sich mit einer Bank herumschlagen? Warum sehen Sie nicht, ob nicht Karpitz selber das Geld vorstrecken würde? Mit weniger Zinsen?«
    Also ging Mervin zurück zu Karpitz und unterbreitete ihm seinen Vorschlag, und der Farmer sagte: »Ich mag Sie, Wendell, Sie haben mir gefallen, seit ich Sie zum ersten Mal in der Kirche singen hörte. Wieviel können Sie anzahlen?«
    Mervin nannte eine bescheidene Summe, und Karpitz sagte: »Das ist zuwenig. Ich sage Ihnen was: Ich bleibe noch ein Jahr selber auf der Farm. Damit gebe ich Ihnen Zeit, tausend Dollar mehr aufzubringen. Meinetwegen können Sie betteln, borgen oder stehlen, alles, nur niemanden umbringen.« Die beiden Männer lachten, und Mervin ließ bald in der ganzen Stadt herumgehen, daß die Familie fest daran arbeite, tausend Dollar als Anzahlung für die Karpitz-Farm zu ersparen. Als die Leute das hörten, bemühten sich alle, ihnen zu helfen. Elf Monate lang arbeitete die Familie täglich Überstunden, und die ganze Stadt verfolgte den Fortschritt ihrer Ersparnisse.
    Jeden Mittwochabend kamen sie in der Union Church zusammen und lauschten den Worten von Hochwürden Holly, der sie - weil er an sie glaubte -auf den rechten Weg gebracht hatte. Und oft bat dieser sie, sein Lieblingsstück zu singen, denn, wie er sagte, »eine Familie darf die Hoffnung niemals aufgeben.«
    Die Aufführung klang zwar jetzt etwas anders, denn es sangen nur mehr Maude und Mervin; auf den lieblichen Sopran des jungen Philip mußte man verzichten. Viele Leute fragten immer wieder, warum er denn nicht mehr singe. Der wahre Grund war, daß er am Abend nach Sheriff Dumires Begräbnis seinen Eltern gesagt hatte: »Von jetzt an werde ich nie mehr Sopran singen.«
    Mervin sagte der Gemeinde hinter vorgehaltener Hand: »Sie wissen ja, wie das ist, wenn die Stimme mutiert. Er wird langsam ein Mann.«

Central Beet
    Das Problem bei den Zuckerrüben ist, daß man nie jemand findet, der das Ausdünnen besorgt.
    Potato Brumbauch zum Beispiel hatte gelernt, daß es ratsam war, die Felder Ende Oktober zu pflügen. Auf diese Weise erreichte er, daß der Schnee sie wässerte und der Winterfrost den kompakten Boden durchlüftete und die Klumpen aufbrach. Nach gründlicher Bearbeitung mit der schweren Egge war das Land feucht, fest, eben. Die Saat konnte beginnen. Zu diesem Zeitpunkt sah die Sache noch leicht aus.
    Bedauerlicherweise ist der Rübensamen klein und unverläßlich. Es wäre alles ganz einfach gewesen, hätte Brumbauch einen Samen hier und den nächsten einen Viertelmeter weiter in der Reihe pflanzen und hoffen können, daß jeder einzelne keimen und die erwartete Rübe produzieren würde. Darauf aber konnte er sich nicht verlassen, denn die Samen waren launisch. Der eine keimte, wie es sich gehörte, und schon der nächste, dem ersten dem Aussehen nach völlig gleich und von der gleichen Erde genährt, tat es nicht.
    So mußte er also um den 25. April, wenn Frost kaum noch zu erwarten war, die Zuckerrüben so pflanzen wie eine Hausfrau ihre Rettiche: dicht aneinander über die ganze Länge der Reihen, wobei er etwa vierundzwanzigmal soviel Samen verbrauchte, als er tatsächlich benötigte. Dieses Zuviel an Samen war erforderlich, um die hohen Verluste auszugleichen, die beim Keimen entstanden oder dadurch, daß schwache Pflanzen zugrunde gingen: Insekten, Wetter und Nachlässigkeit konnten Verluste bis zu siebzig Prozent verursachen.
    Einen Monat später hatte er daher in seinen sorgsam
    gepflegten Reihen nicht, wie er wollte, alle Viertelmeter eine Pflanze, sondern eine fortlaufende Linie von jungen Pflänzchen, acht für jede einzelne, die er behalten wollte. Hätte er allen acht erlaubt zu reifen, sie würden so gedrängt gestanden sein,

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