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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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daß dieser Junge sowohl ihn als auch seinen Job mochte. Nicht alle Leute teilten diese Auffassung. In Kansas hatte seine Frau einmal in weinerlichem Ton gefragt: »Was kann es dir schon ausmachen, wenn dir einmal einer entwischt?« Und er hatte geantwortet: »Wenn du der Sheriff bist, dann macht es dir etwas aus.« Aber als er den Killer sechs Tage später in Handschellen zurück in die Stadt brachte, da waren seine Frau und sein Sohn verschwunden, und er hatte sie seither nicht wieder gesehen.
    Von Zärtlichkeit übermannt, fragte er: »Was willst du einmal werden, wenn du groß bist, Philip?«
    »Sheriff«, antwortete Philip ohne zu zögern.
    »Warum?« »Ein Sheriff muß mutig sein und gut denken können.« »Richtig«, sagte Dumire ermutigend. »Ich habe in der letzten Zeit sehr viel nachgedacht, und weißt du, worauf ich gekommen bin?«
    »Worauf?« fragte Philip unschuldig.
    »Mr. Sorenson ist zu euch nach Hause gekommen, dort hat er deiner Mutter etwas angetan, was nicht sehr schön war, und dein Vater hat ihn getötet. Dann hat er Angst bekommen und ihn in den Brunnen geworfen.« Er machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen.
    »Was für einen Brunnen?« fragte Philip.
    »An dem Querträger, an dem die Rolle mit dem Seil befestigt ist, entdeckte ich Spuren eines zweiten Seiles. Deine Mutter hat dich im Eimer in den Brunnen hinuntergelassen, nicht wahr? Dann hast du das Seil rund um den toten Mr. Sorenson festgeknüpft, und sie hat dich im Eimer wieder heraufgezogen. Schließlich habt ihr miteinander die Leiche aus dem Brunnen gehievt. Ich weiß, daß das so vor sich gegangen ist, Philip, denn das zweite Seil hat den Querträger ein wenig abgewetzt. Ja, und beim Heraufziehen hat sich ein Stein in deinem Hemd verfangen und dieses Stück Stoff abgerissen.«
    Aus seinem Schreibtisch zog er ein dreieckiges, rotgraues Stoffstück hervor. Philip betrachtete es und sagte nichts. In Dumires Büro hatte er dieses Hemd nie getragen, daher fühlte er sich von dem Stoffstück nicht besonders beunruhigt. Dumire schwenkte es mit der rechten Hand durch die Luft und legte es dann wieder in die Lade zurück. »Aber ich werde dein Haus nicht nach diesem Hemd durchsuchen, Philip, denn inzwischen hast du es wahrscheinlich verbrannt.«
    Die beiden starrten einander an. Schließlich fragte Dumire ruhig: »Wo hast du ihn versteckt, Philip?«
    Der Junge sah den Sheriff an und sagte nichts.
    Dann machte Dumire einen Fehler, einen schweren Fehler. Er sagte: »Du kannst es mir sagen, Philip, denn du bist ja nur ein Kind. Der Richter kann dir überhaupt nichts tun.«
    Philip sah den älteren Mann unbewegt an, das entschlossene kleine Kinn leicht vorgestreckt. Aber seine Augen zeigten, daß er verletzt war. Wie konnte Sheriff Dumire glauben, daß er nur deshalb schwieg, um sich selber zu schützen? Wenn der Sheriff schon so viel wußte, wußte er dann nicht auch, daß Philip nicht um seiner selbst, sondern um seiner Eltern willen schwieg? Der Junge starrte dem Sheriff in die Augen, und Dumire erkannte, daß er einen Fehler gemacht hatte.
    »Nein, Philip«, sagte er verlegen, »ich will damit natürlich nicht sagen, daß ein Junge seine Eltern verpetzen soll, damit ihm nichts passiert. Das würde ich dir nie einreden wollen, nie.« Philip starrte ihn an, und Dumire fragte: »Können wir uns nicht doch irgendwie einigen?«
    Der Junge antwortete: »Ich will trotzdem Sheriff werden. Da muß man die ganze Zeit denken... wie Sie.« Und er rannte nach Hause.
    Aber am nächsten Tag war er wieder im Büro, als Dumire aus Kansas die telegrafische Warnung erhielt:
    Drei ehemalige Mitglieder der Pettis-Gang auf dem Weg zu Ihnen, um Calendar zu töten.
    Der Sheriff verlor keine Minute, sandte sofort Telegramme an verschiedene Städte an der Union Pacific und erhielt aus Sterling die Nachricht, daß drei Männer, auf die diese Beschreibung paßte, dort ausgestiegen wären, Pferde gemietet und sich auf den Weg nach Westen gemacht hätten.
    Dumire überlegte, was als nächstes zu tun war, als Jim Lloyd von Line Camp Drei in die Stadt geritten kam, gefolgt von Calendars Jungen auf einem großen Pferd.
    »Sheriff!« rief der Junge. »Die wollen meinen Papa umbringen!«
    »Der Junge kam heute morgen in das Lager geritten«, erklärte Lloyd. »Wir wollen eine Posse zusammenstellen, um Ihnen zu helfen.«
    »Gehen wir!« sagte der Sheriff. Aus Centennial holte er noch Potato Brumbauch, der bei einer Posse immer sofort dabei war, und zwei weitere gute

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