Colorado Saga
vorsichtigen Schritten, um sich ihr zum Kampf zu stellen.
Die Schlange sah den Adler kommen und wappnete sich für seinen Angriff, war aber nicht auf die Art der Attacke vorbereitet. Mit einem wilden, rauhen Schrei lief der Adler geradewegs auf die Schlange zu, hob die Flügel, um sie zum Zustoßen zu verleiten, und traf dann das Rückgrat der Schlange mit einem mächtigen Schlag der linken Flügelkante. Es war ein fürchterlicher Schlag, stark genug, um die Schlange zu lähmen.
Sofort sprang der Adler zu, packte die Schlange genau in der Mitte und schlug seine Klauen in den runden Leib. Mit einem kräftigen Schlag der Flügel schwang er sich in die Luft hinaus, stieg aber nicht in große Höhe, weil er sich einen Plan zurechtgelegt hatte. Er hielt Ausschau - nicht nach Felsen, sondern nach etwas anderem. Und hatte schon binnen kurzem das Richtige gefunden. Er flog eine Zeitlang gegen den Wind, um sich zu vergewissern, daß dieser die Schlange nicht zu weit vom Ziel abtreiben würde, wenn er sie fallen ließ, öffnete dann seine Klauen und beobachtete, wie die Schlange einem Kaktusgebüsch entgegenstürzte, dessen nadelscharfe Stacheln senkrecht emporstarrten.
Mit dumpfem Geräusch krachte die Schlange auf die Kakteen, von deren Stacheln sie an unzähligen Stellen ihres Körpers aufgespießt wurde. Verzweifelt wand sie sich hin und her, trieb dadurch aber die Stacheln lediglich noch tiefer in ihren Leib. Es gab für sie keine Möglichkeit, sich zu befreien. Sie hatte den unabwendbaren Tod vor Augen.
Wäre dem Adler klargewesen, daß die Schlange schon bald an der Sonnenhitze und dem Blutverlust sterben mußte, hätte er in Ruhe abwarten und den Kadaver dann seinen Jungen bringen können. Aber den Vogel trieben tiefe, unterbewußte Instinkte, seinen Feind zu töten, also schwang er langsam die breiten Flügel, schwebte wartend über dem Kaktusgebüsch und senkte sich dann behutsam herab, bis er die Schlange wieder mit seinen gebogenen Fängen packen konnte. Diesmal flog der Adler in weiten Kreisen und suchte nunmehr nach gezackten Felsen, auf die er die Schlange werfen wollte. Als er gefunden hatte, was er suchte, schwang er sich weit in den Himmel hinauf, ließ die Schlange los und beobachtete zufrieden, wie sie auf die Felsen prallte. Der Fall richtete schweren Schaden an, und eigentlich hätte die Schlange tot sein müssen, aber sie besaß wie alle Klapperschlangen einen ungeheuren Lebenswillen. Daher sammelte sie, sobald sie auf die Felsen aufschlug, ihre allerletzten Kräfte und ringelte sich möglichst schnell ein.
Der Adler hatte sich gewaltig verrechnet, als er die Schlange auf die Felsen warf, denn er hatte erwartet, daß dieser Aufprall sie sofort töten würde. Da er das nicht getan hatte, mußte der Vogel nunmehr das flache, sandige Terrain verlassen, wo er im Vorteil gewesen war, und sich zwischen die Felsen begeben, wo der Vorteil auf Seiten der Schlange lag. Da jedoch die Schlange dem Tode nahe zu sein schien, glaubte er, ihr mühelos den Rest geben zu können.
Doch als er ihr mit der Flügelkante den Todesschlag versetzen wollte, gelang es ihr, sich um seinen Körper zu schlingen und ihn mit erstickendem Druck zu umfangen, verzweifelt bemüht, ihren Kopf mit den tödlichen Zähnen in Bißnähe eines lebenswichtigen Körperteiles zu bringen.
Das konnte der Adler jedoch geschickt vereiteln. Sich stets vor dem gefährlichen Kopf hütend, hackte, biß und riß er mit Klauen und Zähnen, bis die Schlange nachgeben mußte. Einen Augenblick lang nur war sie hilflos, doch er genügte für den Adler, um sie ein drittes Mal zu packen und diesmal noch höher hinaufzutragen, wo er sie wieder über den Felsen losließ, so daß sie mit voller Wucht auf das Gestein prallte.
Jetzt hätte sie endgültig tot sein müssen. Deswegen tat sie auch so, als sei sie tot, blieb lang ausgestreckt still liegen und widerstand ihrem Impuls, sich zusammenzurollen. Sie war von ihrem Sturz schwer verletzt, blutete aus zahlreichen Wunden.
Der Adler ließ sich täuschen. Aufmerksam beobachtete er sie aus der Luft, landete dann auf den Felsen und watschelte unsicheren Schrittes hinüber, um sie zum letztenmal hinaufzutragen. Als er sich der Schlange näherte, stieß diese mit ihrer letzten Kraft zu und schlug die Fänge genau in jene ungeschützte Stelle, wo der schlanke Hals in den Körper des Vogels überging. Die Fänge blieben nur einen Moment im Fleisch, in dieser Sekunde aber zogen sich die Halsmuskeln der Schlange
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