Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
sagt er, und ich schaue ihn nachdenklich an.
Er will mich, denke ich, und diese Tatsache habe ich bis jetzt noch viel zu wenig ausgenutzt. Schließlich bin ich kein unschuldiges Mädchen mehr – er hat mich zur Frau gemacht. Und die Frau wird jetzt definitiv anfangen, ihr Recht einzufordern.
»Das verrate ich dir nachher«, sage ich geheimnisvoll und genieße noch einen Moment die Verwirrung und das Verlangen, die ich in seinen Augen sehen kann, bevor ein neuer Gast kommt und ihn mir entführt.
17
Als es an der Tür klopft, werfe ich einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel über der kleinen Frisierkommode und bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Sarah war vorhin hier und hat mir mit meiner Frisur geholfen. Ich wollte die Haare zuerst hochstecken, aber dann habe ich mich doch dagegen entschieden, weil es so streng wirkte. Stattdessen liegen sie jetzt in sanften Wellen um meinen Kopf, bei denen Sarah mit dem Lockenstab noch etwas nachgeholfen hat. Außerdem hat sie mir wunderschöne Smaragdohrringe und das dazugehörige feingliedrige Collier geliehen. Beides passt wunderbar zu meinem Kleid, das genauso sitzt, wie ich es mir vorgestellt habe. Nicht mal meine neuen Schuhe – hohe Slingpumps im gleichen Farbton wie das Kleid – drücken, deshalb lächle ich noch einmal aufmunternd mein Spiegelbild an und gehe dann zur Tür.
Ich weiß, dass es Jonathan ist, denn er hat gesagt, dass er mich abholt – aber sein Anblick haut mich trotzdem um. Ich habe ihn noch nie im Frack gesehen – ich habe überhaupt noch nie jemanden in echt in einem gesehen. So etwas kannte ich bis jetzt nur aus Filmen, aber hey, es ist gar nicht so steif und altmodisch, wie ich dachte. Jonathan steht es sogar gut. Extrem gut sogar. Die weiße Weste mit der weißen Fliege unter dem schwarzen Frackjackett mit den langen Schößen betont seine breite Brust und lässt ihn unglaublich männlich wirken. Außerdem passt er mit dieser formellen Kleidung perfekt in diese Umgebung. Und sein Hemd ist weiß, denke ich amüsiert. Dass der Tag kommen würde, an dem ich ihn mal in einem sehe, hätte ich gar nicht gedacht.
Auch in Jonathans Blick liegt Bewunderung.
»Du siehst umwerfend aus«, sagt er, und ich strahle ihn glücklich an. Doch als er sich vorbeugt und mich küssen will, weiche ich immer genauso viel zurück, wie nötig ist, damit unsere Lippen sich nur fast berühren. Was ihn sichtlich irritiert. Ich habe mich ihm noch nie entzogen, und es passt ihm nicht – aber ich werde ab sofort nicht mehr immer nur tun, was er will. Es ist nur ein Spiel, und das weiß er auch – letztlich könnte ich ihm nie widerstehen, aber ich sehe am Glitzern in seinen Augen, dass es ihn erregt. Der Jäger in ihm ist erwacht. Gut, denke ich mit einem zufriedenen Lächeln. Denn ich freue mich schon sehr darauf, nachher die Beute zu sein.
Er greift nach mir, um mich an sich zu ziehen, damit ich meinen Widerstand aufgebe, aber ich schiebe seine Hände von meinen Hüften und trete entschlossen ganz in den Flur, schließe meine Zimmertür. Dann hauche ich ihm ein »Später« ins Ohr und gehe Sarah entgegen, die gerade in diesem Moment ebenfalls aus ihrem Zimmer kommt, gefolgt von Alexander. Sie trägt ein bodenlanges violettes Kleid und Alex ebenfalls einen Frack.
»Fertig?«, fragt Sarah, die weiter ihre Krücke benutzen muss, doch sie leuchtet geradezu vor Glück, genau wie Alexander.
Ich nicke und folge den beiden die Treppe runter, warte nicht auf Jonathan, der jedoch ganz schnell zu uns aufholt und seine Hand besitzergreifend auf meine Hüfte legt. Dort bleibt sie die ganze Zeit über liegen, während wir durch die Halle gehen, was ich sehr genieße.
Als wir den großen, festlich dekorierten Speisesaal erreichen, wo die Gäste jetzt immer zahlreicher eintreffen, setzt der übliche Begrüßungsmarathon ein, aber anders als heute Nachmittag weicht Jonathan mir diesmal kaum von der Seite, wie ich erfreut registriere. Und dann müssen wir uns auch schon hinsetzen, weil das Dinner gleich beginnen soll.
Die langen Tische sind bereits fertig gedeckt und warten auf die Gäste. Es gibt eine feste Sitzordnung mit Namensschildern an den Plätzen. An mehreren Ecken stehen außerdem kleine Aufsteller mit Plänen, die genau verzeichnen, wer an welchem Tisch sitzt und den Leuten die Suche erleichtern. Aber es dauert trotzdem eine Weile, bis alle ihren Platz gefunden haben.
Zu meiner großen Erleichterung sehe ich auf dem Plan, dass man mich nicht von Jonathan
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