Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
Vom Netzwerk:
Limousine und starre auf die vorbeifliegende Stadt, ohne sie wahrzunehmen.
    Die dunkle Scheibe, die die Fahrerkabine vom Innenraum trennt, ist hochgefahren und trennt mich von Steven, der den großen Wagen wie immer sicher durch den Londoner Verkehr lenkt. Er hat sich mit keinem Wort und keiner Geste anmerken lassen, was er darüber denkt, dass ich mich gestern Abend betrunken und beim Boss geschlafen habe. Ahnt er, dass ich auch mit ihm geschlafen habe? Sieht man mir das an?
    Ich hoffe nicht, denn ich weiß nicht, was Annie dazu sagen wird, wenn sie es herausfindet. Sie hat mich so oft gewarnt. Aber wahrscheinlich war es von Anfang an sinnlos.
    Das ist alles noch so unfassbar und neu für mich, dass ich es einfach nicht in meinem Kopf zusammenkriege. Wenn ich es recht bedenke, dann hätte mich Annie lieber vor mir selbst warnen sollen als vor Jonathan. Er hat nämlich eigentlich nichts getan. Okay, doch, hat er – mir läuft ein wohliger Schauer über den Rücken, als ich daran denke, was genau – aber nur, weil ich ihn quasi dazu gedrängt habe.
    Seine Worte fallen mir wieder ein. Du wolltest es, Grace. Oh ja, ich wollte es. Und ich kann es auch trotz allem nicht bereuen.
    Ich hatte immer irgendwie Angst vor meinem ersten Mal – was vielleicht auch einer der Gründe ist, wieso ich in dieser Hinsicht so zurückhaltend war. Vielleicht ist es also gut, dass es mit einem Mann passiert ist, der offensichtlich Erfahrungen hat.
    Ich seufze tief. Wem willst du was vormachen, Grace? Du hast nicht mit Jonathan geschlafen, weil er Erfahrungen hat. Das hättest du schon viel früher haben können, da hätte es andere geeignete Kandidaten gegeben. Du hast mit ihm geschlafen, weil er der aufregendste Mann ist, dem du jemals begegnet bist. Weil er dich fasziniert und du kaum noch an etwas anderes denken kannst als ihn. Jetzt erst recht nicht mehr.
    Und das ist genau das Problem. Denn wenn es nach mir ginge, dann war das gerade keine Ausnahme. Ich möchte das noch mal erleben, ich möchte Jonathan noch mal so nah sein. Was aber offenbar genau das ist, was Jonathan nicht zulassen will. Keine Beziehungen, egal welcher Art .
    Aber wie passt das alles zusammen, wenn er behauptet, dass er – aus diesem Grund – mit den anderen Frauen in der Firma nie etwas hatte? Wieso macht er für mich Ausnahmen – und wichtiger noch: Wie geht es jetzt weiter?
    Der Gedanke, wie es sein wird, ihm nach diesem Erlebnis am Montag wieder gegenüberzustehen, löst ein flaues Gefühl in meinem Magen aus, und ich empfinde eine Mischung aus Vorfreude und Panik.
    Schneller als gedacht erreichen wir Islington, und als der große Wagen vor unserem Haus hält, warte ich, bis Steven ausgestiegen und um das Heck herumgelaufen ist und mir die Tür öffnet. Ganz am Anfang bin ich mal einfach so ausgestiegen, als ich allein im Auto saß, doch ich konnte in Stevens Gesicht sehen, wie sehr ihn das entsetzt hat. Offenbar gehört es zu seinen Pflichten, mir aus dem Auto zu helfen, sofern Jonathan nicht da ist, um das zu übernehmen, und ich möchte ihn nicht in Verlegenheit bringen. Außerdem hat es auch irgendwie was, diese altmodische Geste. Eigentlich gefällt es mir inzwischen sogar ganz gut.
    »Soll ich warten, Miss Lawson?«, fragt Steven, als ich mit seiner Hilfe erfolgreich ausgestiegen bin und auf dem Bürgersteig stehe.
    Irritiert sehe ich ihn an. »Wieso?«
    »Ich dachte nur. Weil Sie doch keinen Schlüssel haben.«
    Erst jetzt fällt mir wieder ein, warum wir überhaupt hier stehen, und ich sehe betreten zu Boden.
    »Nein, das brauchen Sie nicht. Es ist jetzt sicher jemand von meinen Mitbewohnern da, der mir aufmachen kann.«
    Und richtig, in diesem Moment öffnet sich die Haustür und Annie steckt den Kopf zur Tür raus.
    »Grace, Gott sei Dank, da bist du ja! Wir haben uns schon Sorgen gemacht!«
    Ich verabschiede mich von Steven und lächle ihm noch einmal zu – er ist wirklich nett, auch wenn er ziemlich selten etwas sagt – und eile zu Annie hinüber, die mich sofort ins Haus zieht.
    »Wo warst du?«, fragt sie vorwurfsvoll und deutet nach draußen auf den schwarzen Wagen, der gerade wieder anfährt. »Hast du … bei Jonathan Huntington übernachtet?«
    Als ich nicke, kann ich ihr ansehen, wie entsetzt sie ist. »Grace!«
    »Es war ein Unfall – na ja, so was in der Art«, verteidige ich mich hastig. »Ich habe gestern Abend beim Essen ein bisschen zu viel getrunken.« Ich verziehe das Gesicht. »Okay, ein bisschen mehr als ein bisschen zu viel.

Weitere Kostenlose Bücher