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Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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ich zögere.
    »Ich warte lieber hier«, erkläre ich der freundlichen Frau, auf deren Namensschild Carole Morgan steht. »Es ist sonst vielleicht zu viel Besuch für Miss Huntington.«
    Die Begründung ist nur vorgeschoben, denn plötzlich fühle ich mich nicht mehr wohl bei dem Gedanken, Jonathans Schwester – und Jonathans Vater – gegenüberzutreten. Die beiden kennen mich schließlich nicht und werden sich fragen, was ich hier tue. Worauf ich die Antwort leider selbst nicht weiß.
    Die Schwester nimmt mir den Kittel ab, doch anstatt ihn wieder wegzubringen, hält sie ihn mir auffordernd hin und hilft mir hinein, bindet die Bänder hinten zu. »Gehen Sie ruhig mit rein, das ist kein Problem«, versichert sie mir.
    »Aber ich dachte … dürfen denn so viele Leute gleichzeitig auf die Intensivstation?«, frage ich erstaunt. Schließlich ist der Earl ja angeblich auch schon bei Sarah, und dann wären es vier Besucher auf einmal.
    Die Schwester lächelt. »Das kommt ganz darauf an. Wenn die Patienten in einem kritischen Zustand sind, dann nicht. Aber das ist bei Lady Sarah nicht der Fall.« Sie beugt sich vor, als ich sie immer noch skeptisch ansehe. »Außerdem wurde die Intensivstation mithilfe der Spenden, die wir regelmäßig von Lord Lockwood erhalten, gerade erst ausgebaut. Deshalb sind mehrere Besucher in den Zimmern kein Problem mehr«, fügt sie mit einem vielsagenden Blick hinzu, und ich verstehe. Es ist eigentlich nicht üblich. Aber für den Earl und seine Familie machen sie es möglich, weil er die Klinik finanziell unterstützt. Er kriegt also auch immer, was er will, und muss nicht mal fragen – genau wie sein Sohn.
    »Lady Sarah liegt da vorn«, erklärt Schwester Carole jetzt auch mir noch mal und deutet auf das Zimmer, in dem Jonathan und Alexander schon verschwunden sind. Ich zögere, doch dann siegt meine Neugier über meine Scheu und ich öffne die Tür und sehe vorsichtig hinein.
    Es ist ein sehr modern ausgestattetes, offenbar tatsächlich frisch renoviertes Zimmer, nicht groß, aber auch nicht eng. Jonathan sitzt an dem breiten, hohen Bett, dem einzigen in dem Raum, und hält die Hand der jungen Frau, die darauf liegt. An ihren Händen und ihrer Brust sind mehrere Schläuche und Messsonden mit langen Kabeln befestigt, die zu einer beängstigend piepsenden Wand von Monitoren hinter dem Bett führen.
    Sarah Huntington ist ganz eindeutig Jonathans Schwester. Sie ist zierlicher als er und viel schmaler, aber auch sehr hübsch. Ihre Augen leuchten in dem gleichen Blau wie seine, und auch ihre kurzen Haare sind ähnlich dunkel. Sie umrahmen ihr blasses Gesicht, das tief in den Kissen liegt, und die Schmerzen und die Strapazen des Unfalls sind ihr deutlich anzusehen. Aber sie lächelt trotzdem Jonathan und Alexander an, der auf der anderen Seite neben dem Bett steht. Die drei sind jedoch die einzigen im Zimmer, von Jonathans Vater ist nichts zu sehen.
    »Hast du Schmerzen?« Jonathan sitzt mit dem Rücken zu mir, deshalb kann ich sein Gesicht nicht sehen, aber ich kann hören, wie weich seine Stimme klingt. Die ganze Zeit streichelt er mit dem Daumen über ihre Hand.
    Sarah schüttelt den Kopf. »Nein. Ich fühle mich nur ein bisschen – angebunden«, sagt sie und deutet auf den Streckgips, in dem ihr linkes Bein liegt. »Ich fürchte, so schnell werde ich den nicht wieder los. Der Arzt meint, es dauert ein paar Wochen, ehe ich hier rauskomme.«
    »Wir werden schon dafür sorgen, dass du dich nicht langweilst«, versichert ihr Alexander, und Sarah lächelt ihn an. Dann fällt ihr Blick auf mich.
    »Hallo«, sagt sie verwundert, aber nicht unfreundlich, und ich erwidere ihren Gruß verlegen. Ich weiß nicht, was ich sagen oder wie ich mich vorstellen soll. Aber Jonathan, der sich zu mir umgedreht hat, übernimmt das für mich.
    »Sarah, das ist Grace«, erklärt er. »Sie … arbeitet für mich.«
    Ich merke, wie angespannt er ist, und fühle Enttäuschung in mir aufwallen. Aber was hatte ich erwartet? Dass er mich als seine neue Freundin vorstellt? Er hat ja vorhin keinen Zweifel daran gelassen, dass eine Beziehung für ihn nicht infrage kommt. Trotzdem sitzt mir ein Kloß im Hals, als ich jetzt ganz in das Zimmer trete und die Tür hinter mir schließe. Befangen trete ich näher an das Bett heran und stelle mich an das Bettende.
    Sarahs Augen, die denen von Jonathan so ähnlich sind, funkeln amüsiert, während ihr Blick zwischen mir und Jonathan hin- und hergleitet.
    »Freut mich, Grace«,

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