Coltan
liegt? Dann musst Du wohl einiges erklären? Oder hat sie Dich
immer aus der Telefonzelle angerufen?“
Sicher, meine Nummer ist eine von vielen. Über
die Konsequenzen hatte ich noch nicht nachgedacht.
„Na, wird uns schon noch was einfallen. Hast Du
eigentlich ein Alibi?“
Nein, hatte ich nicht. Wie auch. Schneiderhannes
wackelte mit dem Kopf: „Was treibst Du eigentlich. Hast Du jetzt auch noch den
Notstrom abgeschaltet? Hör auf zu saufen.“
Mader studierte die Struktur des
Fußbodenbelages.
„Na, dann macht mal Druck. Mit etwas Glück gibt
es eine schöne DNA und Fingerabdrücke.“
Mader wählte die Nummer der Technik, nickte
zweimal, und legte auf.
„Halbe Stunde noch.“
„Gut, sowie wir wissen, wo das Telefon liegt,
sofort alles abriegeln. Ich geh noch einmal zu Spencer und zeig ihm die Bilder
von Lily.“
Schneiderhannes hustete nur. Ich verstand auch
so, was er sagen wollte.
„Du -“, er sah mich erwartungsvoll an, „Du
kannst mich mal.“
„Danke, wenn mir wieder mal nach eingelegtem
Fleisch ist, melde ich mich.“
Mein Shirt war noch feucht. Egal. Ich wollte
endlich raus aus dem Brutkasten und weg von den beiden, konnte ihre
mitleidigen, vorwurfsvollen Blicke nicht mehr ertragen.
36
Friedhelm Reutter und Maria van Broiken standen
nebeneinander am Fenster und beobachteten den steten Strom dunkler Limousinen
und bunter Busse, der 25 Meter unter ihnen dahinfloss.
Reutter räusperte sich: „Stell Dir vor, Du
wärst Gallert. Zwei Leichen. Eine unbekannt. Die Zweite mit Papieren und allem,
was dazugehört. Was machst Du?“
„Wissen wir wirklich, dass das alles ist, was
er hat?“ „Nein, aber ich geh davon aus, dass die Tasche, die sie im Park
gefunden haben, bislang das Beste ist, was er hat.“
„Dein Informant?“
„Nein, die Pressestelle. Da rufen täglich Dutzende
Journalisten an. Ist schließlich kein Staatsgeheimnis, die erzählen jedem dasselbe.“
Die Frau strich sich den Pony aus der Stirn.
„Ich würde überprüfen, welche Kontakte sie
hatte. Kontodaten, Telefondaten und so weiter.“
„Das heißt, irgendwann landet er wahrscheinlich
bei der Limited auf Guernsey und einer Mobilnummer in irgendwo. Schluss, Ende,
aus?“
„Bleibt das Four Palms?“
„Was soll er da finden?“
„Was ist mit den Überwachungsvideos?“ Van
Broiken warf, während sie den Verkehr beobachtete, unablässig einen
Faserschreiber in die Luft, der sich einmal um die eigene Achse drehte und dann
wieder in ihrer linken Hand landete. „Ich glaube, wir werden uns irgendwann demnächst
gegenüberstehen, wenn wir nichts unternehmen.“
Reutter strich sich unsicher mit der Hand übers
Haar: „Andererseits, zwei Frauen, die vielleicht zufällig zusammen in einem
Hotel waren. Und dann? Mehr geben die Überwachungskameras nicht her. Tarnowski
zieht immer den Kragen hoch, der kennt jede Kameraposition und unser Hutträger steht
auf breite Krempen.“
„Trotzdem, Gallert kreist und kreist und
kreist. Wer weiß, wo er ankommt.“
Sie lehnten sich an die Fensterbank und
schwiegen einen Moment lang.
Reutter starrte auf seine Mokassins: „Ich
wüsste nur zu gern, was da passiert ist. Monat für Monat ein kleines Gelage,
völlig unauffällig, und auf einmal tickt diese blöde Kuh aus und landet im
Kanal. Und dann kommt dieser kleine Stadtbulle und dreht groß am Rad!“
„Ob Ahrendt sich Sorgen um seinen Job macht, so
gereizt, wie der ist?“
„Ahrendt muss sich bestimmt keine Sorgen
machen, der achtet immer auf seine Deckung. Der natürliche Instinkt des
Kämpfers! Spezialkommando im Kalten Krieg – streng geheime Operationen in
der Lüneburger Heide!“
Van Broiken lächelte: „Gut für ihn. Naja, Bangalore
soll ja auch ganz reizvoll sein, wenn wir Glück haben.“
Reutter griff nach einem Pilotenkoffer und
wandte sich Richtung Tür.
„Ich geh dann mal. Irgendwelche Wünsche?“
Sie zielte mit dem Zeigefinger auf ihn: „Immer
schön aufpassen. Ich seh Dich!“
37
Lloyd Spencer sei zu Tisch und natürlich sei es
unmöglich, seine Mobilfunknummer weiterzugeben.
Ich legte wortlos meine Dienstmarke auf den
Tresen.
Die junge Frau studierte sie und ihr Kopf
schwang, wie beim ersten Mal, vorsichtig nach links und rechts. Ganz
offensichtlich hatte sie das Seminar „Was tun, wenn ein Polizeibeamter in der
Lobby steht?“ erfolgreich absolviert. Dann beugte sie sich vertrauensvoll zu
mir. Natürlich würde sie sofort und hätte ja nicht gewusst und was ich denn
davon hielte, Platz
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