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Coltan

Coltan

Titel: Coltan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Andress
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Martens betonte
über, wie immer, wenn er in Rage war, „ich bat um ständige Information. Brauchen
Sie eine Dienstanweisung?“
    Ich schwieg. Wenn Martens zu toben anfing, war
jeder Widerstand zwecklos. Entweder hatte er Druck bekommen, was nach dem erfolgreichen
Ende der Weltmeisterschaft und angesichts der Ruhe in der hitzeschweren Stadt
unwahrscheinlich war, oder sein Abend, seine Nacht oder beides zusammen, waren beschissen
gelaufen. Wer ihn länger kannte, wusste, wie sein Privatleben ungebremst auf
seinen Hang zur Cholerik durchschlug.
    Mader trat an den Kleiderschrank und holte ein
frisch gewaschenes, für den Notfall dort von mir deponiertes, hellblaues Hemd
hervor. Wenn wir, Martens und ich, auch sonst wenig gemein hatten, zumindest die
Konfektionsgröße teilten wir.
    Martens schluckte, ich nuschelte ein „Tut mir
leid.“
    Wir standen uns gegenüber und jeder schien zu
warten, dass der andere die Situation auflöste.
    Mader hielt ihm das Hemd entgegen: „Passt
garantiert.“
    Jetzt war es an Martens einzulenken: „Danke. Ach
ja, die Überwachungsvideos, in Arbeit. Was wollen Sie eigentlich damit?“
    Mader griff nach ihrer Skizze und hielt sie ihm
entgegen: „Womöglich existiert eine Verbindung zwischen den beiden Morden.“
    Martens stierte auf die Striche und Namen. Es
war ihm anzusehen, dass er nichts begriff, dennoch nickte er zustimmend.
    „Sie kannten sich. Wahrscheinlich.“, fuhr Mader
fort. „Vielleicht ein Hostessen-Arrangement. Jetzt hoffen wir, dass sie auf den
Videos sind.“
    Er nickte wieder still vor sich hin, hob die
Hand zum Abschied und verschwand.
    „Na dann!“, Mader schnipste mit den Fingern und
zeigte auf mein Shirt: „Zier Dich nicht, her damit.“
    Ich griff nach meinen Zigaretten. Auf eine
halbe Stunde mehr oder weniger kam es nicht an. Langsam waberten kleine Rauchkringel
durch die stickige Büroluft. Mit welcher Chuzpe Mader eben aus zwei Morden
einen Fall gemacht hatte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Fehlte nur
noch der Hinweis auf die Streichholzschachtel als entscheidendes Indiz. Mit
ihrem Pokerface zog sie sanft lächelnd einen nach dem andern über den Tisch. Ich
hatte sie lange unterschätzt, gründlich. Mader war halt immer da, mehr hatte
mich nicht interessiert. Ich wusste eigentlich kaum etwas über sie. Ganz im
Gegensatz zu ihr, die inzwischen unzählige Höhen und Tiefen meines Lebens
kannte.

35
    Nach zehn Minuten kam Mader zurück. Der Fleck
war weg, aber das Shirt nass. Aus ihrem Schreibtisch tauchte ein Stück Kordel auf,
das sich unversehens in eine Wäscheleine verwandelte.
    Ich thronte mit freiem Oberkörper, wenig
repräsentativem Bauchansatz und einer Kippe im Mundwinkel auf meiner
Planstelle. Ein halbnackter KHK mittleren Alters und seine junge Kollegin. Ein
bellender Husten hallte im Gang wider, kurz darauf stand Schneiderhannes in der
Tür.
    „Schön bei euch, gemütlich.“
    Mader sah ihn aufmüpfig an: „Zu spät, wir sind
gerade fertig.“
    Schneiderhannes ließ sich in den Freischwinger
neben der Kaffeemaschine fallen, goss sich einen Kaffee ein und zündete die
Zigarette an, die locker zwischen seinen Lippen baumelte. Ich begann, wie so
oft, in meinen spärlichen Unterlagen zu blättern. Seit Maders Geständnis hatten
wir nicht miteinander gesprochen und irgendwie grollte ich noch. Er hätte mich einweihen
müssen, nach all den Jahren.
    „Hättest ja selber kommen können.“
    Schneiderhannes suchte den direkten
Blickkontakt und grinste.
    „Oder?“
    Ich gab auf und winkte ab.
    „Gut, dann hätten wir das. Hier, euer Bericht. An
sich belanglos. Todesursache: Herzstillstand nach erheblichem Blutverlust.
Knifflige Angelegenheit, äußerst komplex! Tatwaffe: irgendwas, das an ein hochwertiges
Samurai-Schwert herankommt.“
    „Und was sagt uns das über den Täter?“
    Schneiderhannes sah mich kurz an, überlegte: „Dass
er damit umgehen kann. Einer, der Kraft hat, durchtrainiert ist. So ein Knochen
ist nicht ohne – und er hat wohl auch nicht so weit ausholen können. Die
Sträucher drum herum, also bei einem groß angesetzten Hieb hätte er da den
einen oder anderen Ast weggesäbelt. Dreißig, vierzig Zentimeter, weiter hat er
nicht ausgeholt und wahrscheinlich aus der Bewegung.“
    Mader streckte sich kurz, ihre Rückenwirbel
knackten, und begann die Neuigkeiten auszubreiten. Als sie fertig war,
leuchteten seine Augen, endlich mal wieder ein wirklicher Fall.
    „Und, was macht ihr, wenn das Handy wirklich
noch irgendwo

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