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Coltan

Coltan

Titel: Coltan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Andress
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Raum.
    Mehr als ein Grunzen brachte ich nicht zustande.
    „Ein, zwei Wochen?“
    „Urlaub? Eine kleine Reise?“
    „Wir sollten alle anrufen, mit denen sie in den
letzten drei Wochen Kontakt hatte. Vielleicht weiß jemand, wo sie war und was
sie getrieben hat.“
    Mader stöhnte auf, Kärnerarbeit.
    „Und?“
    Sie sah mich fragend an. Ich verzog das Gesicht
zu einer eindeutigen Ich-weiß-was-Grimasse und spürte, wie sich die
Spannung aufbaute.
    „Ich habe vielleicht etwas gefunden.“
    „Ah.“
    Ich hatte wohl ein wenig überzogen. Mader wendete
sich demonstrativ den Telefonnummern zu, nicht ohne mich unauffällig im Auge zu
behalten.
    Ich tippte die Nummer der Limited und stellte
den Telefonlautsprecher an. Freizeichen, Freizeichen … knack:
„Hallo, sorry I am not available at the moment...”
    Ich legte auf.
    „Eine Mailbox. Und das nach bald 20 Jahren im
Beruf. Toll.“
    „Das ist ihre Stimme!“
    „Wessen?“
    „Lilys Stimme. Das ist Lily.“
    „Sicher?“
    „Absolut sicher.“
    Keine skeptische Kopfbewegung, nur ihre
Mundwinkel bewegten sich ein wenig, gerade genug um meine eigenen Befürchtungen
zu bestätigen. Wahnvorstellungen. Trotzdem war ich mir sicher.
    „Ich hab es dreimal abgehört. Kein Zweifel,
glaub mir.“
    „Also, Du meinst, Lily hat mit unserer Enthaupteten
vor zwei Wochen telefoniert, bevor und nachdem sie völlig aufgelöst bei Dir
aufschlug.“
    „Warum sollte sie die Mailbox eines fremden
Telefons besprechen?“
    Mader war unschlüssig: „Es ist so –
unwahrscheinlich.“
    Ich brauchte dringend ein Aspirin.
    „Hast Du eigentlich auch was gegessen in den
letzten Tagen?“
    „Schnitzel.“
    „Wann?“
    Schulterzucken.
    „Komm, ich hol was. Joghurt mit Müsli ist auch keine
Kalorienbombe.“
    Unwahrscheinlich ja, aber irgendwie auch nicht.
Es gab einen Zusammenhang, einen vagen. Als der Kaffee fertig war, stand Mader
mit einem kleinen Frühstücksbüffet in der Tür: Eier, belegte Brötchen, Streuselkuchen.
Ich war mir nicht sicher, wie mein Magen nach der abendlichen Flasche Rotwein auf
dieses Experiment reagieren würde, griff aber trotzdem zu.
    „Ich war gestern auch noch im Four Palms “,
brummte ich mit vollem Mund.
    Wieder dieses unmerkliche Zucken um ihre
Mundwinkel, das einen langsam wachsenden Unmut gerade noch unterdrücken konnte.
    „Wird das jetzt eine Quizshow oder was.“
    Spencer, das Penthouse, die Limited, die
Speisekarte. Trotz aller Skepsis hörte sie mir zu, begann dies und jenes zu
notieren und zog, wie so oft, Linien quer über das Blatt.
    Als ich fertig war, ein kurzes Räuspern und das
Resümee: „Gut. Wie wäre es, wenn wir zuerst das Handy orten lassen, falls es
wirklich ihr Handy ist und keine Rufumleitung auf einen x-beliebigen Anrufbeantworter
irgendwo im Reich der Kanalinseln.“
    Geniale Idee, auch wenn ich daran bislang
keinen Gedanken verschwendet hatte. Trotzdem gab Mader sich alle Mühe, mich
nicht wie einen Polizeischüler zu behandeln.
    „Dann brauchen wir die Videos.“
    Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss.
Vergessen.
    Mader drehte mir den Rücken zu und ich rief
Martens an, das gehörte in seinen Bereich. Dann gab ich die Nummer der Limited
an die Technik weiter.
    Sie wartete und versuchte ihre Gesichtsmuskeln
zu beherrschen. Nachdem ich aufgelegt hatte, begann sie mit einer Wanderung
durch unser Büro und dozierte: „Angenommen, es war wirklich Lily, die unsere
Frau aus dem Park angerufen hat. Vielleicht hat sie dann auch das Penthouse
angemietet und war selbst dort? Allein oder zusammen? Das alles angenommen, ist
unser geringstes Problem für die nächsten Tage der ungläubige Gesichtsausdruck von
Martens, wenn er das alles in unserem Zwischenbericht lesen muss.“
    Sollte es wirklich eine Verbindung zwischen den
beiden Morden geben?
    „Wir brauchen die Videos, vielleicht finden wir
da was.“
    Wortlos griff ich nach meiner Jacke. Beim
Umdrehen prallte ich direkt auf Martens. Die randlose Brille rutschte ihm quer
übers Gesicht und für meinen Kaffeebecher war es zwischen unseren Bauchansätzen
definitiv zu eng. Der Rest ließ sich mit einfachen physikalischen Gesetzen erklären.
    Auf Martens Hemd prangte ebenso wie auf meinem
Shirt ein großer runder Kaffeefleck.
    „Verdammte Scheiße! Können Sie nicht aufpassen.
Der Senator erwartet mich in einer halben Stunde.“
    Ich zückte ein Tempo.
    „Pfoten weg.“ Martens schnaubte vor sich hin.
„Wo sind meine Berichte? Wenn ich Sie erinnern darf. Ich bat,“

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