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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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angelangt!« Das ist wieder Martín Pinzón.
    Columbus läuft rot an. Es fehlt nicht viel und die beiden Feinde gehen sich an den Kragen, aber de la Cosa und die anderen stellen sich vermittelnd dazwischen. Wutentbrannt besteigen die Offiziere schließlich wieder ihre Beiboote und lassen sich zu ihren Schiffen zurückrudern.
    Die Situation ist bis zum Äußersten gespannt.
    In seiner »Toldilla«, nur durch hauchdünne Wände von den Matrosen getrennt, hört Columbus das Murren der Mannschaft. Auf der »Santa Maria« dienen viele Basken, erfahrene Seebären, die durchaus ihre Rechte kennen. Sie wissen, dass der Schiffsführer sich mit ihnen auf 750 Leguas festgelegt hat. Und nach dem, was sie von den Gesprächen der »Großen« mitgekriegt haben, ist der Kontrakt nun erfüllt. Und wo sind die Goldländer? Vielleicht haben sie immer nur im verrückten Kopf von »Don Fantastico« existiert und der hat nur alle dumm und dämlich geredet mit seinem gelehrten Geschwafel?
    Vielleicht sollte man kurzerhand, wenn der große Generalkapitän einmal wieder auf dem Achterkastell steht und die Sterne anvisiert - nun ja -, ihm einen kleinen Stoß geben? (In den gerichtlichen Untersuchungen, die viele Jahre später um das Erbe des Columbus stattfinden, sagt ein Matrose aus, dass tatsächlich daran gedacht wurde, den Admiral über Bord zu werfen!) Und dann nichts wie nach Hause!
    Kaum vorstellbar, dass er eine angenehme Nacht verbracht hat.
    Am 24. September notiert Columbus: »Ich habe ernsthafte Schwierigkeiten mit der Mannschaft, trotz der Hinweise auf nahes Land, die uns Gott der Allmächtige zukommen lässt. Da die meisten aus Palos und der näheren Umgebung sind, halten sie zusammen, und ich weiß, dass ich Martín Alonso (Pinzón) nicht trauen kann. Er ist ein tüchtiger Seemann, aber er will die Belohnung und die Ehren der Entdeckung für sich allein. Stets segelt er vor der Flotte, um als Erster Land zu sichten; jedoch ist mir bewusst, dass ich ihn brauche, denn er hat viel Unterstützung bei den Leuten.«
    Eine klarsichtige Analyse der Lage.
    Und wieder tut Pinzón das, was Columbus zur Weißglut bringen kann: Er segelt mit seiner wendigen »Pinta« der schwerfälligen, dickbauchigen »Santa Maria« davon. Der Generalkapitän hat keine andere Wahl. Wenn er die Expedition retten will, muss er sich entschließen, Einblick in seine Geheimnisse zu geben.
    Ein Bombardenschuss (Columbus hatte die kleine Kanone an Bord seines Schiffs, um damit die Landsichtung zu verkünden!) signalisiert der »Pinta« beizudrehen.
    Columbus wirft ein paar Zeilen aufs Papier und lässt per Beiboot Martín Pinzón diesen Brief überbringen, zusammen mit einer Landkarte. Und Martín Alonso treten fast die Augen aus dem Kopf bei dem, was er da sieht.
    Ohne Zweifel hat also Columbus die Karten, vielmehr »die Karte« auf den Tisch gelegt - seine geheime Seekarte, so wie er sie von dem gestrandeten Steuermann übernommen hatte. Ob es klug war, das wertvolle Dokument für einen ganzen Tag in Pinzóns Hände zu legen, sei dahingestellt, denn natürlich wird der ehrgeizige Kapitän sie nicht nur fasziniert studiert, sondern auch eine Kopie für sich angefertigt haben. Aber wahrscheinlich war das der einzige Weg, durch diesen Vertrauensbeweis das gestörte Verhältnis zu seinem Stellvertreter zu kitten.
    Und schon wendet sich das Blatt. Am Dienstag kommt die »Pinta« längsseits. Pinzón will die Karte zurückgeben. Er erklärt sich bereit, noch acht Tage weiterzusegeln.
    Dumpfes Murren erhebt sich auf dem Flaggschiff. Schließlich fordern die Männer im Sprechchor lautstark: »Umkehr - Umkehr!«
    Aber Kapitän Martín Pinzón auf seiner »Pinta« glaubt angesichts der Information, die er jetzt hat, an den Erfolg. Das Gold ist schon zum Greifen nah! Also erhebt er die Stimme und brüllt über das Wasser hinweg der Mannschaft der »Santa Maria« zu: »Das ist eine wichtige Entdeckungsfahrt und keine Handelsreise! Eine Flotte, die von einem so mächtigen Herrscherpaar wie den Katholischen Königen ausgesandt wurde, darf nicht ohne gute Nachricht und unverrichteter Sache heimkehren! Und wenn ihr Ärger machen wollt, komme ich mit meinen Brüdern an Bord und knüpfe ein halbes Dutzend von euch am Großmast auf!«
    Pinzón hat, wie man sieht, Erfahrung, wie man

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