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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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goldenen und olivgrünen Teppiche des Beerentangs (Sargassum), die wie Flöße in der Strömung treiben, bieten Verstecke und Nahrung für Fische, Krabben und Krebse. Die Tangmassen, deren Ausbreitung mitten im Atlantik eine Fläche so groß wie zwei Drittel der Vereinigten Staaten bedeckt, machen den einfachen Seeleuten Angst. Vielleicht würden die Schiffe darin stecken bleiben? Aber Columbus kennt dies Zeug von seinen Hochseefahrten und auch Pinzón hat schon davon gehört. Man beruhigt sich, als sich zeigt, dass die Schiffe mühelos diese »Grasbüschel« passieren können.
    Nun sind die Schiffe im Sog des Nordwestpassats und es geht rasch voran. Aber das bedeutet auch: An eine Umkehr ist nun immer weniger zu denken. Die Stimmung an Bord muss zu diesem Zeitpunkt eine Mischung von Hochstimmung und Angst gewesen sein. Sicher, bald haben sie ihre 750 Leguas ersegelt. Bald muss das Land auftauchen! Aber mit jeder Seemeile, die sie mit geblähten Segeln vor dem Wind dahinschießen, sind sie ein Stück weiter fortgeschritten ins Ungewisse...
    Am Sonntag, dem 23. September, steigt wie allabendlich vom Heck der »Santa Maria« das fumo, das Rauchzeichen, auf, das Signal zur gemeinsamen Lagebesprechung.
    Columbus erkennt an den verschlossenen Mienen seiner Führungsoffiziere: Hier braut sich etwas zusammen. Und bevor er überhaupt die Besprechung eröffnen kann, platzt Martín Pinzón auch schon in aller Direktheit heraus: »Señor, die Führungsoffiziere der Schiffe haben ihre Berechnungen angestellt. Wir sind übereinstimmend der Meinung, dass wir die vertraglich abgemachten 750 Leguas zurückgelegt haben. Das Ende der Reise ist da! Und wo ist das Land?«
    Der Generalkapitän mustert ihn mit hochmütig zurückgelegtem Kopf aus halb geschlossenen Augen: »Señor, Ihr mögt ein fähiger Seemann sein, und die Herren hier ausgezeichnete Navigatoren, aber was die hohen Künste der Seefahrt angeht, da dürfte ich Euch wohl doch einen kleinen Schritt voraus sein.« Er entrollt mit Schwung die Seekarte, in die er jeden Abend mit Zirkel und Lineal den Kurs einträgt. »Hier! Eure Berechnungen sind falsch! Ich weiß es genau: Die ganze Zeit habt Ihr Tag für Tag fünf Leguas ›draufgelegt‹, nicht wahr? Ich kenne diese Tricks! Und ich versichere Euch auf meine Ehre, wir sind erst 633 Leguas gesegelt. Also bis morgen, und an die Arbeit, meine Herren! Ich wünsche eine gute Nacht.«
    Aber so leicht lassen sich die Männer diesmal nicht abspeisen. Sie starren mit gerunzelten Brauen auf die Karte des Generalkapitäns, zucken mit den Achseln, schütteln die Köpfe. Wieder ergreift Martín Pinzón das Wort: »Welchen Grund sollten wir haben, jemandem zu glauben, der von Anfang an zwei verschiedene Logbücher geschrieben hat? Euer Geschick, andere an der Nase herumzuführen, wird Euch diesmal nicht weiterhelfen, Señor! Wir bestehen auf Beendigung der Reise.«
    Columbus will auffahren, aber Juan de la Cosa, der Schiffsführer und Eigner der »Santa Maria«, hebt begütigend die Hände. Der bärtige Mann mit den großen melancholischen Augen ist für seine Besonnenheit bekannt und er kommt im Allgemeinen gut mit dem allzu sehr von sich überzeugten Leiter der Expedition aus.
    Â»Señor Don Cristobal! Beruhigt Euch und denkt nach! Was die Herren Kapitäne und Steuermänner da vorbringen, das spiegelt die Stimmung der Matrosen wider. Es besteht allen Ernstes die Gefahr einer Meuterei. Und, verzeiht schon, auch ich würde mein Schiff gern wieder heil in den Hafen von Palos bringen...«
    Â»Ihr wollt also umkehren?« Columbus verzieht höhnisch die Lippen. »Gegen den Wind segeln und mit dem Rest fauligen Wassers, dem Fässchen Stockfisch, dem Säckchen Erbsen nach Hause gelangen?« Er schüttelt den Kopf. »Das wird nichts! Wir haben nur eine Möglichkeit: weiter nach Westen, den Rest der Strecke unter den Kiel nehmen.«
    Â»Wer hat uns denn in eine solche Lage gebracht?«, fährt jetzt der jüngere Pinzón, Yañez, der Kapitän der Niña, auf. »Ihr doch ganz allein!«
    Â»Und wer hat Euch gezwungen mitzufahren, he? Eure Gier nach Gold hätte Euch doch bis ans Ende der Welt segeln lassen!«
    Â»Von unserer Goldgier einmal abgesehen, die gewiss nicht größer ist als Eure, Euer Gnaden - am Ende der Welt sind wir ja wohl schon

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