Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs
tiefes Knurren. Dann schleppte Ben sich ins Schlafzimmer. »Ahhh, hallo mein Junge! Hallo!« Pauline kniete sich hin, um Ben zu begrüßen. »Komm her! Komm her!« Sie vergrub ihr Gesicht in seinem Nacken, liebkoste ihn und quietschte entzückt auf, als seine Zunge über ihr Gesicht schlabberte.
Gary liebte seine Frau, das tat er wirklich. Aber in diesem Moment, als er da verlassen und seines Geburtstags beraubt im Bett lag, während sich eine schmerzende Erektion gegen seinen Bauch presste und ein krankhaftes Verlangen völlig nutzlos durch seine Venen strömte, konnte er nicht verhehlen, dass er es ein wenig genoss, seiner Frau dabei zuzusehen, wie sie mit einem Hund Zungenküsse austauschte, der gerade einen großen Scheißhaufen gefressen hatte.
»Mist, ich bin spät dran«, sagte Pauline. »Ich seh dich heute Abend. Mach’s gut.« Es folgten ihre Schritte auf der Treppe, Ben, der hinter ihr her polterte, die Haustür, die ins Schloss fiel, ihre Schritte auf dem Kies, das Zuschlagen der Autotür, und sie war verschwunden.
Gary sprang aus dem Bett. Er huschte nackt hinüber ins zweite Schlafzimmer (»home gym« am Arsch) und zog die dritte Schublade des metallenen Aktenschranks auf. Er hatte den Stapel Golfmagazine schon halb durch, als er endlich die zerknitterte Ausgabe von Spank Sluts fand. Zurück ins Bett, jetzt auf Autopilot, durchblättern bis Seite 32: eine Blondine in Reitausrüstung, zurückgelehnt auf einem Heuballen. Die Reiterhose auf den Knien und die Bluse aufgerissen, zerrt sie mit der einen Hand gierig eine enorme Brust zum Mund. Hey ho, let’s go.
Offensichtlich hatte er sich so hineingesteigert, dass es überhaupt keiner Pornographie mehr bedurfte. Bereits nach etwa zwanzig Sekunden kitzelten seine Eier an seinen Lungen und strebten noch weiter gen Norden. Seine Zehen krallten sich ins Laken, als er spürte, wie der Samen – und das war nicht irgendein Sperma, dieses Zeug kam aus seinem tiefsten Inneren, schweres Sediment, ganz unten vom Hodenboden – in die Schaftwurzel gepumpt wurde. Hey ho, let’s g -
Scheiße! Die neue Bettwäsche.
Die Hand um seinen zuckenden Dödel geklammert, als wäre er ein entsicherter nuklearer Sprengsatz, suchte er fieberhaft das Bett nach etwas ab, irgendetwas in Reichweite seines Arms, das sich zum Auffangen missbrauchen ließe. Nichts. Weder ein Taschentuch noch eine Socke oder eine Unterhose. Sein Blick wanderte durch die offene Schlafzimmertür über den Flur ins Badezimmer. Da: der weit geöffnete, willige Schlund der Toilettenschüssel.
Vorsichtig hievte er sich aus dem Bett und schlich Richtung Tür. Schon der Flügelschlag eines Schmetterlings, bis zu zehn Zentimetern von seiner Eichel entfernt, würde ausreichen, und auf der Stelle wäre alles vorbei. Er überquerte den Flur. Zu seiner Rechten führte eine kurze Treppe direkt runter in die kleine Diele und zur Haustür. Als er dort vorbeischlurfte – nackt, den knochenharten Schwanz in der Hand -, hörte er das Scheppern des Briefkastens und blickte in den Hausflur hinunter.
Dort stand der Postbote und schaute durch das seitwärts an der Tür entlanglaufende Glaspaneel die Treppe herauf. Als sich ihre Blicke trafen, blieb Gary wie angewurzelt stehen.
Garys Faust zuckte unwillkürlich.
Der Flügelschlag eines Schmetterlings.
Gary schloss die Augen und erschauerte, als er fühlte, wie die warme Flüssigkeit auf seinen rechten Fuß tropfte.
Wichsend vom Postboten ertappt? Nein, streich das: Ejakulierend vom Postboten ertappt!
Das war definitiv der erniedrigendste Auftakt zu einem Geburtstag, an den sich Gary Irvine erinnern konnte.
Während Gary wischte und tupfte, war der Golfball, der schon bald sein Leben fundamental verändern sollte, auf der Ladefläche eines geschlossenen Lkws unterwegs auf der M42. Der Ball – ein Spaxon V – befand sich in einer Dreierpackung, welche wiederum in einen Karton à zwölf Stück verpackt war, der sich in einer Kiste mit 199 weiteren Kartons mit Spaxon-V-Bällen befand, die neben diversem anderem Golfzubehör von der Lagerhalle von Oklahoma Dan’s Discount Golf World in London zur Filiale in Glasgow verfrachtet wurde.
2
PAULINE HATTE ES EILIG. MIT üBERHöHTER GESCHWINDIGKEIT fuhr sie erst auf die Umgehungsstraße, die in einem Bogen um das Stadtzentrum von Ardgirvan führte, und dann südwärts, in Richtung der nächstgrößeren Stadt, Kilmarnock. Sie schaltete vom vierten in den dritten Gang zurück, um einen bummelnden Rentner zu
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