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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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gab. Nach einer harten Woche in den Minen oder im Holzfällerlager tranken die Männer freitagabends im Pub zwei Bierchen, bevor sie zu ihren treuen Eheweibern und glücklichen Kindern heimkehrten. Kindern, die lachend durch sonnendurchflutete Waldlichtungen sprangen, und deren vereinzelte Apfeldiebstähle die einzigen bekannten Verbrechen in diesem Garten Eden waren.
    Doch dann kamen die Leute aus Glasgow.
    Und mit ihnen kamen Messer, Schusswaffen, Drogenhandel, Bandenkriege, Prostitution, Kampfhunde, Aids, Glücksspiel, eingeschlagene Schaufenster, Graffiti, Straßenraub, indische Restaurants, Horrorfilme, Treibhausgase, Stromausfälle, die Dreitagewoche, Arbeitslosigkeit und Pädophilie.

    Welche Überlebenschance hatten die Hobbits schon gegen diese Wilden?
    Auch wenn sie sich aus ganz anderen Quellen speiste, so war Paulines Abneigung gegenüber der Neustadt von Ardgirvan dennoch die einzige Gemeinsamkeit, die sie mit ihrer Schwiegermutter besaß. (Gary dagegen liebte es, in diesem golfverseuchten Streifen Ayrshires zu leben, der sich von Largs im Norden bis nach Ayr im Süden erstreckte.) Pauline, die einst Maikönigin war. Wimpel, Luftschlangen und Girlanden hatten das Haus ihrer Eltern geschmückt. In der Lokalzeitung waren Artikel über sie erschienen. An ihrem großen Tag hatte sie am Kopf eines prachtvollen Umzugs in einer Droschke gethront und majestätisch der Menschenmenge zugewunken, die sie auf ihrer königlichen Kutschfahrt bejubelte und fotografierte. Als dann die Blitzlichter in den Frühlingshimmel prasselten, fühlte sich die vierzehnjährige Pauline für die Dauer dieses einen glorreichen Nachmittags, als befände sie sich im Mittelpunkt des Universums. Ganz genau dort also, wo sie hingehörte. Und vor ihr tat sich eine glitzernde Zukunft auf, wie ein von einem prächtigen Feuerwerk erleuchteter Pfad aus Diamanten.
    In letzter Zeit hatte sie sich eher nicht mehr so gefühlt.
    In letzter Zeit, wenn sie durch Babe! und Hot! blätterte und diese Frauen sah – Frauen, die weder attraktiver, noch intelligenter oder ehrgeiziger waren als sie, in Klamotten, die mehr kosteten als ihr Auto (ihre dämliche Mistkarre), mit eigens für sie designten Parfüms, sündhaft teuren Handtaschen, ihren Erste-Klasse-Flügen und Silikon-Dekolletés -, da war in Pauline so ein merkwürdiges Gefühl erwacht. Es war nicht direkt Eifersucht oder Habgier. Sondern etwas, das eher in Richtung panischer Schrecken tendierte.
    Wie sollte sich all das jemals für sie erfüllen? Hier? In Ardgirvan?

    Als sie in die zweispurige Straße einbog, tuckerte ein Umzugslaster an ihr vorbei. Umzugslaster lösten bei Pauline ein gewisses Unwohlsein aus. Zum ersten Mal hatte sie mit zehn Jahren einen gesehen. Er hatte vor ihrem Haus gehalten, und die Männer hatten begonnen, Sachen einzuladen. Aber ihre Familie war gar nicht umgezogen. Pauline weiß noch, dass ihre Mama geweint und versucht hatte, die Männer aufzuhalten. Alles hatte irgendwie mit dem Geschäft ihres Vaters zu tun gehabt. Das war Jahre, bevor Pauline die ganze Geschichte erfuhr. Bevor sie das Wort »bankrott« hörte.
    Sie hatte kaum Erinnerungen an den Gary ihrer gemeinsamen Schulzeit. Er war bloß einer dieser älteren Jungs gewesen, deren unsichere Blicke sie umschwirrten, wenn sie den Schulflur entlangging. Zum ersten Mal aufgefallen war er ihr im Annabel’s, der örtlichen Disko. Damals hatte er bereits die Schule verlassen und arbeitete bei Henderson’s. Er hatte den ganzen Abend über nichts getrunken. Er konnte noch fahren . Es war das erste Mal, dass ein Junge sie in seinem eigenen Wagen nach Hause brachte. Einen Wimpernschlag später war sie einunddreißig Jahre alt, besaß keinerlei vermarktbare Fähigkeiten, und war mit einem Mann verheiratet, der in absehbarer Zeit wohl kaum ein sechsstelliges Jahresgehalt mit nach Hause bringen würde. Sie war die Maikönigin gewesen und nun würde sie den Rest ihres Lebens in einem hässlichen kleinen Haus verbringen, Gebrauchtwagen fahren und – wenn alles gutlief – zweimal im Jahr Urlaub machen.
    Also hatte Pauline Kiddiewinks gegründet: die »Nummer 1 unter North Ayrshires Kinder-Event-Agenturen«, wie ihre Annonce in den Gelben Seiten stolz verkündete. Sie war bei Freunden auf der Party für deren Fünfjährigen eingeladen gewesen und hatte dort zufällig mitbekommen, was die für den Kretin bezahlten, den sie engagiert hatten, um Ballontiere zu knoten und den Kindern Geschichten zu erzählen. In ihren Augen

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