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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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gar nicht erst die Mühe, nach Ben zu rufen, obwohl er argwöhnte, dass das Tier in Wahrheit bloß selektiv hörte: Das Rascheln einer Keksverpackung oder eine Styroporschale mit Fleisch, die auf dem Küchentresen quietschte, lockte das Mistvieh noch aus einem Kilometer Entfernung an. Aber
wenn Ben Aktivitäten nachging, die ihm Freude bereiteten – fressen, schlafen, den delikaten Geruchsregenbogen im Anus eines anderen Hundes erforschen -, konnte man seinen Namen aus einem Meter Entfernung brüllen, und er hörte keinen Mucks.
    Das Gras unter Garys nackten Füßen war kalt, als er sich in den beiden Nachbargärten umblickte. In beiden lag leuchtend buntes Kinderspielzeug herum: Trecker, Dreiräder und große Wasserpistolen aus gelbem, pink- und orangefarbenem Plastik, die heutzutage eher wie Panzerfäuste aussahen. In ihrem Garten gab es kein Spielzeug.
    Dieses Jahr, das hatte sie ihm versprochen.
    Er näherte sich dem Hund von hinten und entdeckte, dass Ben sich tatsächlich gerade mit einer seiner Lieblingsbeschäftigungen vergnügte: Der schwarze Klumpen eines saftigen Scheißhaufens, auf dem er gerade herumkaute, fiel ihm aus dem Mund, als sich das Viech herumdrehte, um Gary zu begrüßen.
    »O Gott!«, würgte Gary. »Oh du … du Tier !« Er rannte zurück zum Haus, während Ben im breitesten Hundeschottisch hinter ihm her kläffte: » Hey, was is’n dein Problem, Sackgesicht? Kein Bock auf’n leckres Stück Frühstückskacke? Nee? Na, dann verpiss dich doch!«
     
    Pauline saß bereits an ihrem Frisiertisch. In ein beiges Handtuch gewickelt, war sie mit Glätteisen und Haarbürste beschäftigt. Sie hatte schon geduscht. Ihr nach hinten gestrichenes Haar hatte die Farbe von Milchschokolade und verlieh ihr ein geschmeidiges, otterartiges Aussehen. Als er das Tablett neben ihr absetzte und sich vorbeugte, um ihr die Wange zu küssen, roch er Apfel, Vanille, Teebaum, Brombeere, Ginseng, Limone und was die Öle, Cremes, Conditioner und Gels, für die Pauline ein kleines Vermögen ausgab, sonst noch an Düften verströmten. (»Um Himmels willen«, hatte seine Mutter einmal gesagt,
während sie die Reihen von Tuben, Dosen und Flakons in ihrem Badezimmer unheilvoll musterte, »das sieht ja aus hier, als wollte das Mädel’ne verdammte Drogerie bei euch aufmachen!«) Während er auf die schweren, straff in das Handtuch gewickelten Brüste seiner Frau herabstarrte, bemerkte Gary, dass die Erektion zurückkehrte, die ihn in der Nacht geweckt hatte.
    »Happy Birthday«, gurrte Pauline, erwiderte sein Küsschen und gab ihm einen violetten Umschlag. In ihrer mädchenhaften Schrift (der kleine Ballon über dem »i« seines Nachnamens) hatte sie darauf seinen vollen Name geschrieben, und Gary erinnerte sich vage an den Kitzel, den er verspürt hatte, als er ihre Handschrift vor fünfzehn Jahren auf einer Karte zum Valentinstag zum ersten Mal gesehen hatte. Auch an den Kitzel, den er empfunden hatte, als er sie zum ersten Mal sah: Arm in Arm kam sie mit zwei Freundinnen aus dem Schulgebäude. Pauline Shaw. Die Maikönigin. Gerade mal vierzehn Jahre alt, diente sie Garys Mitschülern in der fünften Klasse bereits als Vorlage für äußerst kreative Selbstbefriedigungspraktiken.
    »Oh, danke, Schatz. Um wie viel Uhr musst du in der Schule sein?«, fragte er und bemühte sich, es so lässig wie möglich klingen zu lassen, sprang zurück ins Bett, stopfte sich eine Scheibe Toast in den Mund und riss mit dem Daumen den Umschlag auf.
    »Halb neun. Bitte pass mit dem Toast auf. Nicht, dass die Bettwäsche gleich voll Butter ist.« Die neue Bettwäsche von diesem Designerladen in Glasgow, auf den sie so stand.
    »’tschuldigung.« Er legte den Toast auf die eselsohrige Ausgabe von Dr. Ted Alabasters Putting: Das geheimnisvolle Spiel , die auf dem Nachttisch lag, und sah auf die Uhr: zwei Minuten nach sieben. Dreißig, vierzig Minuten Fahrt bis Cummock, sie hatte bereits geduscht … mehr als genug Zeit.
    Er zog die Karte heraus. Eine Fotografie, schwarz-weiß, aus den Fünfzigern, von einem küssenden Paar auf einer eisernen
Brücke in irgendeiner europäischen Stadt. Genau so eine Karte, wie Pauline sie immer auswählte: stilvoll, aber einen Tick zu prätentiös. Drinnen befand sich eine handgeschriebene Botschaft (»Alles Liebe zum Dreiunddreißigsten! Von ganzem Herzen, Pauline xxx«) und sein Geschenk: ein Gutschein über einhundert Pfund bei Oklahoma Dan’s Discount Golf World, dem neuen Mega-Golfshop an der

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