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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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siebenundzwanzig Meter vom Loch entfernt.
    Gary stemmte die Hände in die Hüften und starrte zu Boden.
    Da war wieder dieses Kribbeln in seinem Kopf.
    »Ganz locker«, sagte Stevie.
    »Schwengel. Nutte. Eier. Drecksau«, sagte Gary.
    Stevie reichte Gary das Eisen acht für den Pitch-and-Run und schlich auf Zehenspitzen rückwärts zur Absperrung. Cathy tauchte hinter ihm auf. »Stevie, Junge, ist er in Ordnung?«, flüsterte sie.
    »Ihm geht’s gut. Hat bloß’nen kleinen Hänger.«

    Gary knurrte und gab dann ein seltsames Gebell von sich.
    »Ihm geht’s gut«, sagte Stevie mit einer Zuversicht, die er nicht im Geringsten empfand.
     
    Lee Irvine, ein waschechter Ayrshire-Junge vom alten Schlag, war das, was seine Mutter gerne als einen »bodenständigen Esser« bezeichnete. Was bedeutete, dass er ein fünfunddreißigjähriger Mann mit dem Gaumen eines pingeligen Kleinkindes war. Er aß nichts, das in Soße schwamm. Außer in fetttriefenden Backteig eingehüllt, hatte er in seinem ganzen Leben noch nie wissentlich Fisch gegessen. Abgesehen von Kartoffeln rührte er keinerlei Gemüse an. Er mochte sein Fleisch durchgebraten, seinen Chester orange, sein Brot weiß. Die Wahrscheinlichkeit, ihn Salat essen zu sehen, war ungefähr so groß, wie ihn dabei zu ertappen, dass er an einem riesigen Penis herumnuckelte.
    Kein Wunder also, dass er die Roomservice-Speisekarte des Glasgow Radisson mit einer Mischung aus Voreingenommenheit, Ekel und unverhohlener Verärgerung durchforstete. Seine Augenbrauen tanzten, seine Lippen zuckten, seine Pupillen weiteten sich: Er sah aus wie ein strenggläubiger Muslim bei der Lektüre eines Leitfadens für besonders abartige Sado-Maso-Praktiken. Jedes Gericht, selbst wenn es eine zentrale Zutat enthielt, die Lee für genießbar befand – Hamburger, Fleisch, Hühnchen -, war durch die Beimengung dämonischer Zugaben pervertiert und verdorben worden: » schwarze Oliven … Zitronenmayonnaise … Knoblauch-Kräuter-Kruste … Jerusalem-Artischocken … Fenchel«. Was, in Gottes Namen, war bitteschön Fenchel? Hochglanzfotografien, auf denen sich die brechreizerregenden Gerichte ganz verloren in der Mitte riesiger weißer Teller präsentierten und schamlos in ihren glänzenden Soßen badeten, schienen ihn verhöhnen zu wollen. Hank. Scheiß Hank Marvin. Lee Marvin.

    Lee war Lee.
    Am Bahnhof gab es eine Frittenbude. Er hatte sie auf dem Weg hierher gesehen. Black-Pudding zum Abendessen. Einen guten alten Negerpimmel mit Pommes. Das wär’s doch.
    Er schritt durch die Aufzugstür und quer durch das sonnendurchflutete Atrium auf die gläserne Drehtür zu, die auf die Straße führte. Ganz von seinem Hunger eingenommen, bemerkte er zu spät, wer in diesem Augenblick aus der Drehtür trat.
    »Alles klar, Lee?«, fragte Alec Campbell.
    Als seine Knie einknickten, bekam Lee gerade noch mit, wie sich etwas hinter ihm bewegte. Dann bohrte sich etwas Hartes, das eben noch unter einem Mantel verborgen gewesen war, zwischen seine Nieren, und er wurde zu einem Auto geführt, das am Bordstein parkte.
    Plötzlich war er gar nicht mehr hungrig.
     
    Der Wind hatte deutlich aufgefrischt, als Stevie und Gary schweigend den achtzehnten Fairway entlang auf seinen Drive zugingen: ein beachtlicher Schlag angesichts der Tatsache, dass Gary am Tee wie benebelt gewesen war. Er hatte es tatsächlich geschafft, den Ball beim letzten Loch mit zwei Schlägen aufs Grün und ins Loch zu spielen. Mit diesem Dreifach-Bogey lag er wieder drei über Par. Selbst wenn ihm jetzt ein Birdie gelang, würde er den Cut vermutlich um einen Schlag verfehlen. Er betastete die Kerbe in seiner Schläfe, während das Limonadensprudeln in seinem Kopf stärker wurde. »Alles in Ordnung?«, fragte Stevie, als sie den Ball erreichten. »Wir haben bisher das Beste draus gemacht, oder?«
    »Fotzemösepissnelke«, erwiderte Gary.
    Sie blickten den Fairway hinunter auf das von Tribünen umringte achtzehnte Loch. Dort war bereits einiges los. Die Leute begannen sich ihre Plätze zu sichern, um vorbereitet zu sein,
wenn in ein paar Stunden Linklater und Keel hier ihren Auftritt haben würden. Stevie schlug im Yardage-Book nach.
    »Du hast etwa hundertsiebzig Meter bis zum Pin.«
    »Pissepissefotzepisse«, erwiderte Gary, rupfte ein Büschel Gras aus und warf es in die Luft. Der Wind wehte es über ihre Köpfe hinweg den Fairway runter, zurück Richtung Tee.
    »Fünf?«, fragte Stevie.
    »Wichse. Sechs. Wichs dich, du Drecksau.«
    In diesen

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