Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
tun? Sich weiter ständig Geld von seiner Mum oder seinem kleinen Bruder leihen? In seinem Alter? Heilige Scheiße, so konnte es doch nicht weitergehen.
    Was dann? Jemanden umbringen? Irgendeine arme Frau, die er nicht einmal kannte?
    Ganz genau.

24
    »NÄCHSTER FLIGHT … PRENTICE, ALEXANDER, IRVINE UND MASON«, ertönte die Stimme des Starters zischend aus den alten Lautsprechern hoch über den Köpfen der knapp dreißig Mitglieder, die sich wie jeden Samstagmorgen um das erste Tee versammelt hatten. In der einen Hand ein Schinkenbrötchen, in der anderen einen Becher Kaffee, hatte Bert sich ein sonniges Plätzchen an der Tür zur Umkleidekabine gesucht.
    Als Gary ans Tee trat, gab es das gewohnte Getuschel unter den wartenden Spielern und die üblichen Wetten wurden abgeschlossen: ein Pfund, dass er ihn ins Aus spielt; ein Pfund, dass er ihn shankt; ein Pfund, dass er den Ball völlig verfehlt. Als er das 5,4 Zentimeter lange, hölzerne Tee in den Rasen steckte, fühlte Gary sich plötzlich seltsam. Besser gesagt: Seltsam war, dass er nichts fühlte. Denn die aufkeimende Übelkeit, die Angst, das leichte Schwitzen, die atemraubenden Panikschübe, bei denen ihm manchmal sogar schwarz vor Augen wurde, all diese Gefühle, die normalerweise in ihm rumorten, wenn er beim monatlichen Turnier um die Medaille aufteete – sie blieben aus. In seinem Kopf herrschte eine Stille wie auf einem winterlichen Feld in der Abenddämmerung. Keine Spur mehr von dem lärmenden Stimmengewirr eines halben Dutzends aufgeputschter Trainer, die in seinem Kopf hysterisch widersprüchliche Ratschläge herausbrüllten: Halt den Kopf still! Dreh die Schulter! Entlaste den rechten Absatz! Nun hau das Scheißding endlich weg!
    Er trat zurück und stand nun hinter dem Ball. 329 Meter entfernt flatterte die gelbe Fahne sanft nach links. Es wehte also
eine leichte Brise von rechts. Er konnte gerade noch einen kupferfarbenen Flecken Rasen in etwa fünfzig Metern Entfernung erkennen.
    Lass ihn darüber rollen.
    Er hatte die Flugbahn des Balls genau vor Augen: ein ganz leichter Draw, so dass der Ball einen leichten Rechtsdrall bekam, direkt vor dem verdorrten Rasenstück aufkam und weiter nach links rollte. Als er den Ball ansprach, schoss ihm ein letzter, schlüssiger Gedanke durch den Kopf, bevor er zum Rückschwung ansetzte: Den bring ich nach Hause.
    »Ich wette ein Pfund, dass er …«, flüsterte Rab Forest gerade Wullie Ellis zu – einem Fatzke mit dem Gesicht eines Frettchens mit Handicap sieben -, als Gary mit einem so lauten »KAAAR-ACK!« den Ball traf, dass Bert seinen Kaffee ausspuckte.
    »Alter Schwede«, sagte Wullie Ellis.
    »Heilige Scheiße«, staunte Forest.
    »Wo ist er hin?«, fragte irgendjemand.
    »In die Erdumlaufbahn«, grinste Bert.
    Garys Ball landete genau rechts von der braunen Stelle im Rasen, hüpfte zweimal und rollte dann in einer Linkskurve bis an den Rand des rund um das Green wachsenden Grases. Zweihundertachtzig Meter, als wäre es ein Kinderspiel.
    Drei oder vier Sekunden lang staunten die Zuschauer nur stumm vor sich hin.
    Dann begann Bert zu applaudieren.
     
    Ravenscroft ist ein recht ordentlicher städtischer Golfplatz. Aber nichtsdestotrotz ist es ein städtischer Platz. Bei seiner Gestaltung hatten die Landschaftsgärtner stets den durchschnittlichen Golfer mit mittlerem Handicap im Kopf. Plätze wie Ravenscroft, auf denen normale Menschen spielen, sind überschaubare Herausforderungen, bestehend aus autobahnbreiten Fairways, lichtem Rough und kleinen, langsamen Greens. Mit jenen furchteinflößenden
Parcouren, auf denen sich die Profis miteinander messen, haben sie in etwa so viel gemeinsam wie ein besoffener Pubschläger mit einem Schwergewichtsweltmeister. Für absolute Spitzengolfer ist ein Platz wie Ravenscroft kaum mehr als ein aufgehübschtes Pitch & Putt.
    Und genau so spielte Gary die ersten drei Löcher: Mit Driver, Wedge und Putter erzielte er drei Birdies. Er vergab bloß deshalb einen Eagle, weil am zweiten sein Fünfzig-Meter-Sand-Wedge wieder aus dem Loch lippte, während die Zuschauer den Atem anhielten: Neben seinen Flightpartnern und Bert waren das ein paar von den alten Herren, die seinen ersten Abschlag gesehen und daraufhin beschlossen hatten, ihn ein paar Löcher lang zu begleiten.
    Am längeren dritten Loch, einem 390-Meter-Par-vier, musste Gary sich etwas mehr ins Zeug legen, nachdem er seinen Drive ein Stückchen zu weit nach rechts gespielt hatte. Doch anschließend spielte er den

Weitere Kostenlose Bücher