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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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gestellter Gleichgültigkeit. Ein Golfprofi, der alles gibt, muss in seiner eigenen kleinen Welt leben. Einem Ort, an dem nichts anderes existiert als die magische Verbindung zwischen Schläger und Ball. Kein Schmatzen, Husten, Furzen, keine mit Handykameras wedelnden Zuschauer, nicht die herumschwenkenden und zuckelnden Objektive der TV-Kameras und schon gar keine anderen Spieler. Überhaupt nichts. Es ist die hohe Kunst, da zu sein, ohne da zu
sein. Selbstverständlich hatte Gary von diesem Ort gehört, aber er war nie länger als ein paar Sekunden am Stück dort gewesen. Jetzt, wo das Trauma des letzten Lochs hinter ihm lag, spürte er, wie er sich von ganz allein dorthin zurückzog: Bis auf ein leichtes Kribbeln, vergleichbar mit dem Sprudeln von Limonade, schien sich sein Kopf komplett abgemeldet zu haben, während sich sein Körper, abgesehen von einer nervigen Dauererektion in seiner Hose, völlig entspannte.
    Er war da und war es doch auch nicht, als er am Dreizehnten den Drive aufs Grün spielte und nach einem Sechs-Meter-Putt den zweiten Eagle des Tages hinlegte.
    Er war da und war es doch auch nicht, als er am Vierzehnten nach einer perfekten Ansprache den Ball gerade und hoch über den Fairway schickte, dann das Eisen acht höher schlug, als die meisten Spieler den Sand Wedge schlagen können, und anschließend mit einem Zwei-Meter-Putt einlochte.
    Er war da und war es doch auch nicht, als er sowohl das sechzehnte als auch das siebzehnte Loch mit einem Birdie abschloss. Dass ihn am Fünfzehnten eine unglückliche Bodenwelle im Rasen um seinen Birdie brachte, und er sich dort mit einem Par begnügen musste, belastete ihn angesichts der Tatsache, dass er inzwischen wieder zehn unter Par war, nicht im Geringsten. Mit gut sechzig Zuschauern im Schlepptau brach er schließlich zum letzten Tee auf. Er brauchte noch einen Birdie, um den Platzrekord zu brechen. Einen Rekord, der lange vor seiner Geburt von dem Mann aufgestellt worden war, der nun neben ihm her ging. Bert lächelte ihm zu, aber Gary bemerkte es gar nicht.
    »Du schaffst es, Gary!«
    »Zieh es durch, Junge!«
    »Na los, Champion!«
    »Mach das Ding klar!«
    Gary hatte den ersten Abschlag und prügelte seinen Drive 275 Meter weit in die Mitte des Fairways. Prentice, Mason und Alexander,
die längst zu Statisten degradiert waren und jegliches Selbstvertrauen verloren hatten, weil sie ständig vor Zuschauern spielen mussten, verfehlten ausnahmslos den Fairway und droschen ihre Bälle in Bäume, Ginsterbüsche und – in Prentice’ Fall – auf die Zufahrt, die rechts vom Fairway den Golf Club mit der Hauptstraße verband.
    Als sie den Hügel erreichten, kam das achtzehnte Grün in Sichtweite. Es war dicht an dicht von Menschen gesäumt. Das Clubhaus war wie leergefegt. Selbst Mitglieder, die heute nicht gespielt hatten, waren telefonisch informiert worden, dass der Platzrekord, der seit siebenunddreißig Jahren bestand, kurz davor war, gebrochen zu werden. Sie hatten alles stehen und liegen gelassen, um Zeugen dieses bedeutsamen Ereignisses zu werden.
    Garys Ball lag etwa zwanzig Meter hinter dem rot-weißen Markierungspfosten, von dem es noch hundertfünfzig Meter zur Mitte des Grüns waren. Er sah die Fahne rechts hinter dem Bunker. Was für eine fiese Pinposition. Die soll einen bloß in den Bunker locken. Sollte er sie einfach ignorieren und in die Mitte des Grüns zielen? Damit stünde allerdings mit ziemlicher Sicherheit ein langer Putt zwischen ihm und dem Birdie – noch dazu während so viele Leute zusahen. Besser, er versuchte, möglichst nah ranzukommen.
    Einen Draw schlagen? Den Ball mittig auf die Einfassung des Grüns spielen, so dass der Drall ihn ein wenig von rechts nach links trägt, von wo er dann so nah wie möglich an die Fahne rollt? Es waren knapp hundertsiebzig Meter bis zum Loch. Ein Eisen fünf für den alten Gary. Der neue atmete einmal tief durch und zog dann das Siebener heraus.
    Gib jetzt alles.
    Dieses wunderbare Gefühl von Schwerelosigkeit, wenn man den Ball genau mittig am Sweet Spot erwischt, als hätte man durch ihn hindurch gespielt. Als wäre da keinerlei Widerstand,
wickelte sich der Schläger um Gary herum, bis er den kalten Stahl des Griffs im Nacken spürte.
    Der Ball hüpfte vor dem Grün einmal und etwa drei Meter dahinter ein zweites Mal hoch, und rollte dann nach links außer Sichtweite. Eine Sekunde verstrich, dann eine zweite. Die Zuschauer hinter dem Grün sprangen auf und ab und begannen, ein

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