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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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den Ball weiter vorne platzierte, erreichte er unglaubliche Höhen. Seine Fünfer- und Sechser-Eisen landeten sanft wie Wedges.
    Und was die Wedges betraf: Er beherrschte nun etwas, das alle Amateurgolfer sabbern ließ, wenn sie Linklater, Spafford oder Novotell spielen sahen. Etwas, das ihnen selbst nur in ihren kühnsten und feuchtesten Golfträumen gelang. Er konnte Backspins schlagen. Mit dem Sand Wedge konnte er den Ball hundert Meter hoch in die Luft schlagen, und wenn er herunterkam, hüpfte er vorwärts, lag einen winzigen Augenblick still und rollte dann zwei, drei, vier Meter zurück Richtung Loch.
    Gegen neun Uhr, wenn die ersten anderen Golfer auftauchten und Bauklötze staunten, weil Gary drei Eisen drei hintereinander bis ans Ende der Range prügelte, wurde es Zeit für ihn, sich auf den Weg zum Golfplatz zu machen.
    Wochentags war der Platz am Vormittag fast ausgestorben, und in der Regel spielte er die erste Runde völlig allein. Also spielte er Extraschläge, experimentierte, probierte unterschiedliche Varianten, wie er den Ball aufs Grün spielen konnte. Anschließend ging er zum Lunch ins Clubhaus, um dann nachmittags eine zweite Runde zu spielen – meistens mit Bert und ein paar anderen Jungs aus der Rentnergang.
    Pauline protestierte. Sie machte ihm Szenen. Wenn es ihm gut genug ging, um rund um die Uhr Golf zu spielen, konnte er dann nicht auch wieder arbeiten? Der alte Gary hätte längst kapituliert. Der neue Gary zuckte bloß mit den Schultern und machte sich auf den Weg zum Golfplatz.
    Was die Erektionen anging, blieb alles beim Alten. Das galt auch für die Flüche und Schweinereien, die sich ohnehin meistens
auf vereinzelt in Sätze eingebaute Ausdrücke oder ein paar hektisch hingeworfene Wörter beschränkten. So etwas wie der Vorfall am achtzehnten Grün, »sein kleiner Ausfall«, wie Cathy es nannte, wiederholte sich Gott sei Dank nicht.
    Nach ein paar Wochen stellte sich allerdings ein neues Problem. Wegen seiner neu entdeckten Kräfte – den Dreihundert-Meter-Drives und den Hundertfünfzig-Meter-Sand-Wedges – war Ravenscroft, dessen Fairways er einmal für mindestens so erhaben und schwer zu bewältigen erachtet hatte wie die von St. Andrews oder Brookline, keine Herausforderung mehr für ihn. Das längste Loch des Platzes, das vierhundertsechzig Meter lange zehnte, ein Par fünf, spielte er an guten Tagen mit Driver und Eisen sechs.
    »Ich glaube, es wird langsam Zeit, dass du deine Flügel ein wenig ausbreitest«, sagte Bert.
    Das ließ sich Gary nicht zweimal sagen. Also fuhren sie von Ardgirvan nach Süden und eroberten eine Reihe großartiger Links-Plätze entlang der Küste von Ayrshire: Glasgow und Western Gailes, Kilmarnock Barassie, Old Prestwick, Turnberry …
    Das waren keine städtischen Pitch & Putts, sondern richtige Golfplätze, mit Zähnen und Klauen und giftigen Stacheln auf dem Rücken. Plätze, bei denen man am Tee stand und der Blick über Hunderte von Metern wilden Buschwerks, Heide- und Ginsterbüsche, kleine Bäche und Sanddünen hinweg schweifte, ehe man in der Ferne eine rote oder gelbe Fahne ausmachte, die signalisierte, dass es dort draußen tatsächlich irgendwo ein Grün gab – eine Oase der Ruhe im Malstrom der Natur.
    Und wenn man dann schließlich wirklich das Grün erreicht hatte, fand man heraus, dass es sechzig oder siebzig Meter breit und fast hundert Meter lang war. Zwanzig-Meter-Putts, die bergauf und bergab gingen, über Gras, so schnell wie gebohnerter Fußboden. Frischte es auf, hatte man nicht selten den Eindruck, man würde im Eingang eines Windkanals putten.

    Und all die Jahre hatte Gary angenommen, er würde Golf spielen.
    Anfangs war er noch erstaunt, wie wenig Mühe es ihn kostete, auf diesen Plätzen einen Bogey, ja sogar einen Double und Triple Bogey zu spielen. Ein kleiner Hinterhalt der Golfgötter, ein Ball sprang oder rollte auf dem Fairway ein paar Meter zu weit, und urplötzlich erlebte man sein ganz persönliches Vietnam: verschwitzt und blutig gekratzt von den dornigen Ginsterbüschen, Sand in Haaren, Augen und Mund, versuchte man zum zweiten oder dritten Mal, über die steile Böschung eines Bunkers zu spielen, die sieben Meter hoch vor einem aufragte. Diese Bunker. Heilige Scheiße, einige dieser Bunker schienen gut getarnte Tore zur Hölle zu sein.
    Aber Auld Bert gab Gary einen weisen Rat. »Der Schlüssel zum Links-Golf lautet: Meide den Sand. Wenn du nicht drüber weg driven kannst, nimm lieber ein Eisen und spiel

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