Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs
kurz. Niemals einfach den Driver schlagen und drauf hoffen, dass es irgendwie gutgeht. « Und schnell wurde Garys Score besser: von niedrigen Achtzigern über mittlere Siebziger bis zu Par und höher.
In Ravenscroft stellte er derweil neue Rekorde auf. In Mai und Juni gewann er die monatliche Medaille. Beinahe sechs Wochen lang gab er Score-Karten mit Spielständen von 68, 67, 69, 65 oder 66 ab. Bis er schließlich, an einem strahlenden, heißen Samstag Ende Juni, durch den Umkleideraum auf die Tafel mit den Handicaps zu marschierte. Er ging die Liste der Namen durch: Hamilton, Howe, Ingram … und da war er. Der schönste Eintrag, den er je gesehen hatte:
Irvine, G: 0,4
Von 18,7 auf 0,4 in etwas weniger als sechs Wochen: Schneller hatte in der Geschichte des britischen Golfsports noch nie jemand sein Handicap verbessert.
Gary hatte keine Ahnung, wie lange er schon dort stand und auf die magische Kombination aus Buchstaben und Ziffern starrte, als er plötzlich etwas in seinem Rücken hörte. Er drehte sich um und blickte in Berts breit lächelndes Gesicht.
»Herzlichen Glückwunsch, mein Junge.«
»Aye. Vielen Dank, Bert. Ficken.«
»Du bist jetzt ein Scratch-Golfer.«
»Ich weiß. Ich, äh – Eier, dicke Eier – ich kann’s noch gar nicht fassen. Oh Bert, ich wünschte, mein Dad wäre …«
»Aye.« Bert nickte. Er hielt etwas in der Hand. »Weißt du, es gibt so einiges, was Scratch-Golfer anderen voraus haben. Sie dürfen Dinge tun, die andere nicht dürfen …« Und er übergab Gary einen Schwung Din-A4-Blätter: sechs Blätter, schwarz-weiß, zusammengeheftet.
Das Deckblatt schmückte ein Bild der ältesten und berühmtesten Trophäe in der Geschichte des Golfsports: Der Claret Jug setzte sich strahlend von dem schwarzen Kreis ab, der ihn umrandete.
Neben dem Jug stand: »The Open Championship«.
Darunter: »Royal Troon, 19., 20., 21. und 22. Juli«.
Darüber: »Teilnahmeformular – Regionale Qualifikation«.
Gary starrte Bert an.
»Morgen ist Annahmeschluss«, sagte Bert.
Teil Drei
»Ich will eine Frau sein, keine Maschine zum
Aufspüren neuester Nachrichten. Ich werde Kinder
haben und für sie sorgen! Ihnen Lebertran geben und
sehen, wie ihre Zähne wachsen!«
Hildy Johnson, Sein Mädchen für besondere Fälle
»Back with the Killer Again …«
The Auteurs
28
»DIE REGIONALE QUALIFIKATION FüR DIE OPEN?« APRIL TREMBLE spuckte die Worte aus, als hätten sie einen üblen Geschmack. Sie schmeckten ihr auch beim zweiten Mal kein bisschen besser.
Aber McIntyre und Devlin schienen sich einig zu sein.
»Schöne kleine Story«, beteuerte Alan McIntyre, Chefredakteur des Daily Standard , der sich die Krawatte über die Schulter geworfen hatte, während er in seinem Lunch rumstocherte: Sandwiches mit Roastbeef und Zwiebeln, die er sich immer aus dem Pub an der Ecke bringen ließ. Es war zwei Uhr nachmittags. Er saß an seinem Schreibtisch und bekam zum ersten Mal seit dem Frühstück etwas zwischen die Zähne. Das Zeitungsgeschäft war völlig auf den Hund gekommen. Mit seinen einundfünfzig Jahren war McIntyre alt genug, um sich noch an Zeiten zu erinnern, in denen die Mittagspause am späten Vormittag begann und bis weit in den Nachmittag hinein reichte. Damals, als an einer Flasche Bulls Blood in der Schreibtischschublade noch nichts Verwerfliches war und nicht eine der Sekretärinnen im Gebäude Nein zu einem kleinen nächtlichen Ausflug ins Albany Hotel gesagt hätte. Nicht wie heutzutage, dachte er und musterte Aprils schlanke aber wohlgerundete Figur. Wie sie da stand, die Hände in den Hüften, den Kopf arrogant zur Seite gedreht. April war sechsundzwanzig Jahre jung und in High Heels, die sie zu McIntyres Bedauern viel zu selten trug, einen Meter fünfundsiebzig groß. Röcke trug sie eigentlich auch so gut wie nie. Dafür hatte die junge Frau mit der hellen Haut und dem kastanienbraunen Pagenschnitt ein Diplom in Journalismus an der Napier University
gemacht. Mit Auszeichnung, wie sie niemals müde wurde zu betonen. Sie war die erste Sportjournalistin in der Geschichte des Standard . Eine redaktionelle Entscheidung, die man getroffen hatte, um den Sexismusvorwürfen entgegenzuwirken, mit denen sich die Zeitung in jüngster Zeit immer wieder konfrontiert sah. Außerdem schürte es zumindest die Hoffnung, ein paar Leserinnen zu motivieren, mal einen Blick in den Sportteil zu werfen, bevor sie ihn an ihren Mann oder Freund weiterreichten.
»Nur ein paar Hundert Wörter,
Weitere Kostenlose Bücher