Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs
bewerben. Doch nach der Einführung von beinahe dreißig Sonderkategorien wie »Die fünfzig besten Golfer der Welt«, »Die zwanzig Top-Verdiener«, »Alle ehemaligen Open-Champions unter 65«, »Alle Major-Championship-Sieger der letzten fünf Jahre« und »Die Top-Ten der Vorjahres-Open« standen im Feld der 156 Spieler heute nur noch zwölf Plätze für Amateure zur Verfügung, die im Rahmen eines Qualifikationsturniers darum kämpfen mussten.
Zwölf von rund zweitausend Kandidaten erhielten also einen Startplatz bei den Open.
Die Registrierung im Clubhaus ist das Golf-Äquivalent zum Einwiegen vor einem Boxkampf, bei dem sich die Kontrahenten im Gewimmel anfauchen, schubsen und gegenseitig beäugen. Unter den Anwesenden war Alan McFadden aus Ayr, gerade mal vierundzwanzig Jahre alt und amtierender schottischer Amateur-Champion. Einer, der schon mit vierzehn Scratch-Golfer war
und in Ayrshire seit einer Dekade als Legende galt. Hinten an einem Tisch, gähnend, völlig entspannt, saß Angus Green, ein Anwalt, Mitte vierzig, der sich in Carnoustie bereits einmal für die Open qualifiziert hatte. Durch die Tür zur Lounge sah man Craig Anderson und Paul Trodden, wie sie sich über ihre Teetassen beugten, beide etwa in Garys Alter und die Topspieler von Bogview, dem vornehmeren der beiden Golf Clubs von Ardgirvan. Die älteren Spieler trugen Chinos oder Cordhosen in Marineblau, Schwarz oder verschiedenen Brauntönen, und dazu Poloshirts und Pullover von Pringle, Lyle oder Scott. Das Outfit der jüngeren Spieler konnte in Sachen Leuchtkraft mit der Farbenpracht eines LSD-Trips konkurrieren: Hosen in Neonpink oder fluoreszierendem Blau, changierende Hemden in Zitronengrün und Limone, weiße Gürtel mit glitzernden Chromschnallen. Und dazu das Haar: platinblond gebleicht, mit Strähnchen geschmückt und zu Hörnchen und Spikes gegelt. Jeder schien hier jeden zu kennen, und alle tauschten Grüße und Schmähungen aus. Gary und Stevie fühlten sich wie die Neuen in der Klasse und stellten sich brav hinten an. »Mannomann«, flüsterte Gary, »die sind aber verdammt jung, oder? Scheißfotzenfick.«
Stevie blickte sich argwöhnisch in der Lobby um. »Sieht aus wie eine Mischung aus Boy-Band-Casting und einem Tanztee der jungen Konservativen.«
»Name und Club, bitte?«, wurde Gary von dem Mädchen hinter dem Registrierungstresen gefragt.
»Ähm, Gary Irvine, Ravenscroft.«
»Irvine … Irvine …«, wiederholte das Mädchen, während sie den Kartenstapel durchging.
Der junge Golfpunk am Kopf der Nebenschlange drehte sich zu Gary um. Er trug einen lila Pullunder mit Rautenmuster, eine lila Hose mit weißem Streifen und eine neonfarbene Rundumsonnenbrille. Über einem weißen Frottee-Visor türmten sich seine gegelten Haarstacheln. »Gary Irvine?«, fragte er.
»Äh, aye. Arrrrrg. Hodensack.«
»Bist du etwa der Gary Irvine, der den Platzrekord von Ravenscroft gebrochen hat?«
»Aye«, lächelte Gary schüchtern und streckte ihm die Hand entgegen. »Erfreut dich ke -«
»Der Gary Irvine, der sich auf dem achtzehnten Grün einen von der Palme gewedelt hat?«
Garys Gesicht begann zu glühen.
»HEY! KEVIN! DAVY!«, brüllte der Junge durch die Lobby und zeigte dabei auf Gary. »Seht mal her! Das ist der Typ, der in Ravenscroft vor versammelter Mannschaft seinen Kasper geschnäuzt hat!«
»Alter, das gibt’s doch nicht!«, brüllten Kevin und Davy.
Inzwischen schauten alle herüber, lachten und zeigten mit dem Finger auf Gary, während der Junge ein Handy aus der Tasche zog. »Hey, du Kanone, lass uns ein Foto mit dir machen, ja? Immerhin bist du’ne verdammte Legende!«
Als er das Handy hochhielt, packte Stevie ihn am Handgelenk. Der Junge war locker dreißig Zentimeter größer als Stevie, weshalb er ziemlich überrascht war, als er sich zu befreien versuchte und den Arm nicht einen Zentimeter bewegen konnte. Stevie zischte ihm ins Ohr: »Hör mir gut zu, du Saftsack, du lässt meinen Kumpel hier in Frieden, verstanden? Er hatte einen schlimmen Unfall, Hirnschaden, schwere Kopfverletzung und so. Dir würde es sicher nicht gefallen, wenn dir so ein Unfall zustoßen würde. Einer, der dich daran hindern würde, hier dein Bestes zu geben …« Stevie griff noch fester zu, bis sich sein dicker Daumen tief in den Unterarm des Jungen bohrte.
»Aua! Was soll das, Mann …«
»Jetzt steck dein beschissenes Fotohandy weg, bevor ich es dir in den Arsch schiebe und deine Eier von innen fotografiere.«
Stevie
Weitere Kostenlose Bücher