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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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gefolgt zu sein. Denn der hatte was. Sein Schwung war zweifellos einigermaßen skurril und ungeschult, aber er erfüllte seinen Zweck. Da Irvine beim Chippen und Putten ebenfalls glänzte, hatte er seine Runde mit einem beeindruckenden Score von 64 abgeschlossen. Um zu sehen, ob das beeindruckend genug war, mussten sie nun warten, bis die Ergebnisse von all den anderen Qualifikationsplätzen für die Open da waren. Und wenn schon, hatte April sich gedacht, ein Score von 64 war es allemal wert, ihn zu interviewen. Also saßen sie nun am Tresen der Bar im Clubhaus. Zwischen ihnen lag Aprils Diktiergerät, neben ihren Gläsern und einem Teller mit Käse-Schinken-Sandwiches, derer Gary sich gerade annahm. Anfangs schien ihn das rote Lämpchen zu verunsichern, aber er wurde zunehmend lockerer. Und war dabei auch noch ziemlich süß, fand April. Trotzdem musste sie sich zusammenreißen, damit ihr bei seinen Flüchen und Kraftausdrücken nicht die Gesichtszüge entglitten. »Wie auch immer«, sagte sie, »wo war ich stehengeblieben? Ah ja, vor dem Unfall hatten Sie ein Handicap von achtzehn?«

    »Aye, genau, achtzehn Komma sieben, also im Prinzip neunzehn.«
    »War es ein schleichender Prozess? Ich meine, als Sie aus dem Koma erwachten, haben Sie da festgestellt, dass Sie etwas besser spielen und dann so lange geübt, bis …«
    »Eigentlich nicht. Als ich nach dem Unfall zum ersten Mal auf die Range fuhr, da … da war ich einfach unfähig, einen schlechten Schwung zu schlagen.«
    »Ach wirklich?«, sagte sie, griff nach ihrem Mineralwasser und versuchte, sich möglichst nicht anmerken zu lassen, wie sehr das Adrenalin, das bei allen guten Reporter sprudelt, wenn ihnen eine brillante Geschichte in den Schoß fällt, das Blut in ihren Schläfen pochen ließ. »Aber Ihr Schwung … ist ziemlich, ähm, unorthodox, oder?«
    »Ja, schon. Aber ich – dicke Schwänze und pralle Eier,’tschuldigung – kann ihn jederzeit fast eins zu eins wiederholen.« Als Gary sie mit vollen Backen angrinste, fiel April erneut auf, was für schöne, klare blaue Augen er hatte.
    »Kann ich Sie nach etwas fragen? Ich habe Sie heute Morgen bei der Registrierung in der Lobby gesehen. Was war da los?«
    Gary errötete und seine Sommersprossen traten hervor, als ihm das Blut in die Wangen schoss. »Das ist … ficken ficken ficken, noch so was, was ich seit dem Unfall habe. Es nennt sich Klüver-Bucy-Syndrom.«
    »Wie buchstabiert man das?«
    »Tut mir leid, aber könnten wir bitte über etwas anderes sprechen?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte April und schrieb die Worte »Cluewer Bussie« in ihr Notizbuch.
    »Sie werden doch nicht darüber schreiben, oder? Wissen Sie, meine Mom liest den Daily Standard . Meine Freunde, meine Frau …«
    April blickte auf den goldenen Ring an seiner linken Hand und lächelte.

    »Wie lange sind Sie schon verheiratet?«
    »Ähm, nächsten Monat sind es elf Jahre.«
    »Wow. Da müssen Sie noch ziemlich jung gewesen sein.«
    »Vermutlich. Wir kannten uns seit der Schule.«
    Ach du Scheiße, eine Schulhofliebe, dachte April. Hier im Ayrshire bindet man sich noch fürs Leben. Wie die Hummer. Oder waren das die Schildkröten?
    »Wie sind Sie zum Golf gekommen?«, fragte Gary.
    »Mein Dad«, antwortete April, »er hat mich zum ersten Mal zu den Open mitgenommen, als ich acht Jahre alt war. 1990, in St. Andrews, als Faldo seinen zweiten Titel holte. In dem Jahr hat er achtzehn unter Par geschlagen, der niedrigste Sieg-Score seit …«
    »… Tom Watson 1977 in Turnberry«, beendete Gary den Satz für sie. Während Gary April anlächelte, deren helle Haut sich in der Wärme der Bar allmählich rosig färbte, sinnierte er darüber, wie ungewohnt, ja befremdlich es ihm erschien, mit einer Frau, noch dazu mit einer so schönen Frau, über Golf zu fachsimpeln. »Das waren auch meine ersten Open. Ich war zwei, als mein Dad mich dorthin mitgenommen hat.«
    »Wow«, sagte April, »stellen Sie sich vor, Sie würden sich qua -«
    »Ja. Das wäre schon eine Story, oder?«
    »Oh ja, herzerwärmend, wie mein Chefredakteur zu sagen pflegt.«
    April signalisierte dem Kellner, dass sie zahlen wollte. »Warum ist Ihr Dad nicht hier, um Sie anzufeuern?«
    »Er ist tot.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Schon in Ordnung. Ist lange her.«
    »Ich bin mir sicher, er wäre sehr stolz auf Sie gewesen, wenn er gesehen hätte, was Sie heute da draußen …«
    »HEY!« Durch die Tür zum Innenhof kam Stevie in die Bar gestürmt. Als April sich

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