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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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belegt, aber eigentlich betrachtete man derartige Ausfälle als unvermeidbaren Nebeneffekt eines Sports, der einen Mann innerhalb jener eins Komma vier Sekunden, die es braucht, einen Golfschläger zu schwingen, vom majestätisch schreitenden Gott in einen sabbernden Geisteskranken zu verwandeln vermochte. Aber ein Spieler, der im Clubhaus
eine offizielle Repräsentantin beschimpft? Sie mit anstößigen und unsittlichen Ausdrücken belästigt? Der Konkurrenten beleidigt, rassistische Bemerkungen macht und daraufhin von seinem eigenen Caddie körperlich angegriffen wird? So etwas war Park noch nie zu Ohren gekommen.
    »So etwas ist mir noch nie zu Ohren gekommen«, sagte er und wandte sich dabei abwechselnd rechts und links den anderen Komiteemitgliedern zu. »Und Sie behaupten, das wäre medizinisch bedingt? Etwas namens … Tourette-Syndrom?«
    »Jawohl, Mr Park, Sir.« Gary konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Ich … wenn es passiert, bekomme ich gar nicht mit, dass ich es tue. Fffff…« Er konnte sich nur mit Mühe zurückhalten.
    »Außergewöhnlich«, sagte eines der anderen Mitglieder des Komitees. Argwöhnisch musterte Stevie ihre Blazer, Krawatten und grauen Gesichter.
    »Und wie«, fragte einer von ihnen, »sollen wir nun damit umgehen?« Er hielt den Sportteil des Daily Standard vom heutigen Tag in die Höhe: Die erste Seite zeigte ein Foto von Gary, wie er nach seiner Runde in Musselburgh beide Arme in Siegerpose in die Höhe reckt. Die Überschrift über dem Foto verkündete marktschreierisch: »Die Hände zum Pimmel!«
    Er schob die Zeitung zu ihnen rüber. April war gründlich gewesen: der Unfall, das Tourette-Syndrom, sein Klüver-Bucy, das achtzehnte Grün in Ravenscroft. »Deine Freundin, die Klatschjournalistin«, sagte Stevie, als Gary auf das kleine Foto von April am Kopf der Seite starrte.
    »Sie haben unser ganzes Mitgefühl, Ihre … Beschwerden betreffend«, sagte Park, beugte sich vor und legte die Fingerspitzen aneinander, »aber unsere Aufgabe ist es, zu verhindern, dass ein derartiger Vorfall den Ruf der Open in Mitleidenschaft zieht. Wir müssen auch an Ihre Mitspieler denken. Was für Auswirkungen es für sie hat, wenn Sie, Mr Irvine, während des Rückschwungs Ihres Gegners etwas schreien, wie etwa … was haben
Sie doch gleich zu Mrs Porter gesagt?« Park blickte auf ein Blatt Papier und musste schlucken, bevor er die Worte »Verfickte dicktittige Hure Möpse Wichse ficken« vorlas. »Es tut mir wirklich leid, aber ich denke, wir haben gar keine andere Wahl, als Sie zu disqualifizieren.«
    Gary brach in Tränen aus.
    Park und die anderen Komiteemitglieder blickten erstaunt auf, als er auf die Knie fiel, die Hände vors Gesicht schlug und heftig schluchzend die Worte hervorstieß: »O GOTT! Oh b-bitte … l-lasst mich … sch-spielen!«
    »Darf ich fragen, auf der Grundlage welcher Regel Sie ihn disqualifizieren?«, fragte Stevie, laut genug, um sich über Garys Schluchzen hinweg verständlich zu machen. Dabei sah er Park unverwandt in die Augen.
    »Grundlegend für die Entscheidung ist, dass sein Verhalten zu einer Störung des Turniers führen könnte«, erwiderte Park.
    »Könnte?«
    »Nun, ja.«
    »Ich wage zu bezweifeln, dass es legal ist, jemanden für etwas zu bestrafen, was er tun ›könnte‹. Wenn es so wäre, säße das halbe Land hinter Gittern.«
    »Legal?«, sagte jemand.
    »Außerdem, und korrigieren Sie mich bitte, falls ich falschliegen sollte«, fuhr Stevie fort, »aber war es nicht Drew Keel, der für eine ›Störung des Turniers‹ gesorgt hat, als er vor drei Jahren in Hoylake einen Driver kaputtschlug? Und war es etwa keine ›Störung des Turniers‹, als Calvin Linklater letztes Jahr einem Zuschauer drohte, er würde ihm ›seine beschissene Nase‹ brechen, weil dieser während des Rückschwungs ein Foto von ihm machen wollte? Hat nicht …«
    »Ja, ja«, sagte Park ungeduldig, »aber das waren allesamt einmalige Zwischenfälle. Völlig unvorhersehbare noch dazu. In diesem Fall aber gibt es einen medizinischen … Beleg …«

    »Gibt es was?«
    »Einen medizinischen Beleg.«
    »Tourette-Syndrom ist kein ›medizinischer Beleg‹ für gar nichts. Es ist ein Gebrechen. Ein von der British Medical Association anerkanntes Gebrechen.« Stevie gab den Herren einen Augenblick Zeit, das Gesagte sacken zu lassen, bevor er fortfuhr. »Da draußen sind haufenweise Journalisten von sämtlichen schottischen Zeitungen.« Stevie drehte den ausgestreckten Daumen Richtung

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