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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Entscheidung darüber zu treffen, wie man den Rest seines Lebens verbringt, war für April völlig unvorstellbar. Scheiße, sie war sechsundzwanzig und hatte sich gerade erst darauf festgelegt, was ihr Lieblingsdrink war. »Wird sie diese Woche hier sein? Dich anfeuern?«
    »Nein, ich glaube nicht. Sie ist eine Zeit lang ausgezogen. Wohnt bei einer Freundin. Wir hatten ein paar Probleme.«
    »Oh«, sagte April verlegen. »Das tut mir leid.«
    »Na ja, seit dem Unfall, mit all meinen … diesen ganzen Sachen und all dem Zeug. Das war nicht einfach für sie.«
    »Ich bin mir sicher, ihr bekommt das geregelt.«
    »Ja.«
    Sie setzten sich auf das Scheißrohr und sahen aufs Meer hinaus, auf die grauen Hügel von Ailsa Craig, einer Felseninsel, die aus dem Firth of Clyde ragte. Ein paar Hundert Meter den Strand runter joggte eine Frau in einem pinken Trainingsanzug die Brandung entlang.
    »Ailsa Craig«, sagte April.
    »Aye, sie nehmen dich mit nach Ailsa«, murmelte Gary.
    »Bitte was?«
    »In Ayrshire gab es mal eine psychiatrische Klinik, die Ailsa hieß. Wenn du dich als Kind danebenbenahmst, haben deine Mum oder dein Dad gesagt, dass sie kommen und dich mit nach Ailsa nehmen …«
    »Weißt du was?«, fragte April und sah ihn an. »Seit wir hier unten sind, hast du kein einziges Mal geflucht.«
    »Die Ärzte sagen, die Wahrscheinlichkeit, dass ich ausfallend werde, sei wesentlich geringer in Situationen, in denen ich mich wohlfühle …«

    »Du fühlst dich also wohl?«
    »Oh ja, das tue ich«, sagte Gary lächelnd.
    In diesem Augenblick lief die joggende Frau in ein paar Metern Entfernung an ihnen vorbei. Ihr Joggen war nicht viel mehr als ein übertriebenes Gehen. Auf ihrem Kopf wippte ein Mopp aus schweißnassen, braunen Locken, und sie war ziemlich kräftig. April vermutete, dass sie locker hundert Kilo auf die Waage brachte. Außer ihnen war dieser Abschnitt des Strands menschenleer, und die Frau winkte ihnen fröhlich zu.
    April lächelte und winkte zurück.
    »FETTE PINKE NUTTE!«, kreischte Gary.
    Er schlug sich die Hand vor den Mund. »Sorry! Scheiße.« Aber April, die herzhaft lachte, hatte längst die weißen Kopfhörerkabel gesehen, die im dichten Haar der Frau verschwanden.
    »Die werden dich nach Ailsa schicken«, sagte April.

Teil Vier
    Die Open
    »Die Anziehungskraft, die ein Virtuose auf sein
Publikum ausübt, ist vergleichbar mit jener,
die der Zirkus auf das Volk ausübt. Beide gründen
auf der Hoffnung, jederzeit könnte etwas
Gefährliches geschehen.«
    Claude Debussy
     
     
»Über einen längeren Zeitraum die ›perfekte‹
Form zu halten, ist beim Golf schlicht unmöglich,
wenn man keine Maschine ist. Das macht das
Spiel zu einem fortwährenden Spagat.«
    Jack Nicklaus

35
    Tag eins der Open Championships
    GARY ERWACHTE UM VIERTEL NACH SECHS MIT EINEM PULS VON hundertachtzig und einem amoklaufenden Schmetterlingsschwarm im Magen unter einem Zelt, das von einer lebensbedrohlichen Erektion aufgerichtet worden war. Stevies Bett war leer. Zweifellos saß er bereits unten und schaufelte ein großes englisches Frühstück in sich hinein. In aller Eile masturbierte und duschte Gary, rasierte sich und zog sich an. Er nippte gerade in der Lounge an einem Kaffee, als Stevie um Punkt sechs Uhr fünfundvierzig mit dem Wagen vorfuhr. Gary ging raus und warf seine Schläger auf die Rückbank. »Sind wir heiß?«, fragte Stevie und sah ihn mit ernstem Blick an, als er einstieg.
    »Wir sind heiß.«
    »Sind wir bereit?«
    »Wir sind bereit.«
    »Was sind wir?«
    »Hä?«
    »O Mann – wir sind heiß und bereit!«
    Stevie riss den Lautstärkeregler der Stereoanlage bis zum Anschlag auf, und die Anfangsakkorde von »Complete Control« dröhnten in ohrenbetäubender Lautstärke durch das Auto, während sie mit quietschenden Reifen losrauschten.
    Abgesehen von einem vorbeizuckelnden Milchtanker waren die sommerlichen Straßen so früh morgens noch ausgestorben. Auf den Wiesen rund um Troon gähnten ein paar Kühe, und ein dicker Düsenflieger übertönte für Sekunden The Clash, als er über ihre Köpfe hinweg Richtung Prestwick dröhnte.

    In der Stadt waren einige besonders Eifrige bereits auf dem Weg zum ersten Fairway und folglich ebenfalls auf der Straße Richtung Küste unterwegs. Rechts von ihnen thronte stolz das Clubhaus von Royal Troon. Stevie zückte seinen Pass, bevor sie auf den Parkplatz einbogen.
    »Ach du Scheiße«, sagte Gary, als sie aus dem Auto stiegen und zur Küste herunter

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