Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs
achtzehnten Grün von Ravenscroft. Dem Reporter, der sich überaus beeindruckt zeigte, einen Anruf von jemandem zu erhalten, der bei den großen Jungs mitspielte, hatte sie noch weitere Details aus der Nase gezogen. Sie fuhr mit dem Cursor über das kleine Diskettensymbol und klickte, um den Text zu speichern. Nur
vom gräulich weißen Licht des Bildschirms beleuchtet, lehnte sie sich fingernagelkauend zurück und überlegte. Nach einer Weile breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Ein Grinsen, das jeder Redakteur auf der Welt kennt. Schnell tippte April die Überschrift und klickte erneut auf »Sichern«.
Devlin würde sich bepissen.
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STEVIE BUGSIERTE DEN WAGEN ZENTIMETER FüR ZENTIMETER durch die Menschenmassen Richtung Golfplatz. Eine Woche vor den Open fiel die ganze Welt in dem kleinen Küstenstädtchen Troon ein, dessen Einwohnerzahl während des Turniers von zehntausend auf beinahe sechzigtausend anschwoll. Der Wettbewerb begann am Donnerstagmorgen, aber für die Spieler war der Platz schon am Sonntag zuvor für das Training zugänglich. Bereits jetzt pilgerten Menschentrauben durch die engen Gassen zum Golfplatz, um dabei zuzusehen, wie sich die weltbesten Golfer mit den örtlichen Rasen- und Wetterverhältnissen vertraut machten.
Alle bedeutenden Nationen der Welt hatten ihre Fernsehteams geschickt, mit ihren Kameratürmen, kilometerlangen Kabeln und Mikrofonen, die aussahen wie pelzige Hunde am Stiel. Es gab Reporter, Caterer, Platzwarte, Fans, Experten und, natürlich, die Spieler und ihre Entourage: Die Teams bestanden aus Seelenklempnern, Schwung-Gurus, Putting-Beratern, Managern, Agenten, persönlichen Fitnesstrainern, persönlichen Köchen und persönlichen Assistenten.
Die ganz großen Nummern hatten die schicksten Privathäuser in der Nähe des Platzes angemietet. Das Mittelfeld, jene Tour Pros, die die Nebenrollen im Film der Superstars spielten, die Spieler also, die in der Rangfolge etwas tiefer angesiedelt waren, residierten in den besseren Hotels der Stadt.
Gary und Steve hatten sich für eine Woche in einem Doppelzimmer in einem winzigen Bed & Breakfast am Stadtrand einquartiert.
Gary war dankbar, nicht zu Hause zu sein. Dort war es komisch ohne Pauline. Das Haus war wie tot, die Zimmer so still, wenn man nicht das Brummen ihres Föns aus dem Schlafzimmer oder das Summen ihrer elektrischen Zahnbürste aus dem Bad hörte. Seine Klamotten lagen in traurigen Haufen dort herum, wo er sie hingeworfen hatte, bis er sie irgendwann selbst wegräumte. Er spürte nicht das geringste Verlangen, sich etwas zu kochen, und aß lieber im Restaurant – oder sogar bei seiner Mutter -, als im Wohnzimmer zu hocken und darauf zu warten, dass das digitale Piepen der Mikrowelle ertönte. Dieser Morsecode, der ihm mitteilte, dass er nun allein sterben würde. Gary vermisste sogar Ben, diese ewige Quelle von Pein und Unbill, mit seinem unaufhörlichen Geschnüffel, Gegrunze und Geheule.
Sie hielten an dem Wachhäuschen am Eingang des Clubhaus-Parkplatzes, und ein Mann in einer fluoreszierenden gelben Sicherheitsjacke kam mit einem rauschenden Walkie-Talkie in der Hand auf sie zu. »Fahrt hier weg, Jungs, ihr müsst euch woan…« Stevie hielt wortlos den orangen Durchfahrtsschein hoch. »Oh, entschuldigen Sie«, sagte der Sicherheitsmann, nun wesentlich freundlicher. »Folgen Sie bitte der Straße zum Clubhaus und parken Sie dann, wo immer Sie wollen.«
»Danke sehr«, erwiderte Stevie betont liebenswürdig, grinste zu Gary rüber und fuhr weiter. Als sie vor zwei Jahren hoch nach St. Andrews gefahren waren, um sich die Open anzusehen, hatten sie drei Kilometer außerhalb parken müssen und waren den Rest des Weges gelaufen. Und jetzt parkten sie direkt vor dem Clubhaus, wo eine Reihe von Parkplätzen mit Schildern ausgewiesen war, auf denen »Nur für Spieler« stand.
Gary stieg aus dem Wagen und blickte auf den flachen, langgestreckten Sandsteinbau. Als er gerade so richtig begriff, dass er nun kurz davor stand, sich als Teilnehmer bei den Open zu registrieren, erregte er die Aufmerksamkeit eines vorbeigehenden
Fremden – und seine Welt wurde durch fünf kleine Worte endgültig aus den Fugen gerissen. Diese Worte lauteten »Hallo, wie geht es Ihnen?« und der, der sie ausgesprochen hatte, der vorbeigehende Fremde, war Gram Novotell, zweimaliger Gewinner der US-Open. Novotell war bereits die Treppe heruntergeeilt und hatte seine ein Meter neunzig in einen Mietwagen gefaltet, noch bevor Gary mit
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