Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs
Gary und eilte mit mahlendem Unterkiefer davon.
»Bitte, warte doch!« April lief neben ihm her. »Komm schon, es tut mir leid, okay? Es ist mein Job. So werden Zeitungen verkauft.«
»Die Hände zum Pimmel?«
April biss sich auf die Lippe. »Es tut mir leid, okay? Ach komm, da wird sich schon bald kein Schwein mehr dran erinnern …«
»Ich schon!«
»Stopp! Jetzt warte doch. Bitte, Gary.« April legte eine Hand auf seinen Arm und zog ihn von dem Metallsteg herunter, über den sich das Personal des Golfzirkus durch das Clubgelände schob. »Es tut mir wirklich leid, das sagen zu müssen, aber eine Story über dich hätte sonst nicht viel hergegeben. Der scheiß Donald deckt das Turnier selbst ab, und ich … ich wollte auch ein Stück vom Kuchen abhaben. Wenn du gut genug spielst, kann
ich vielleicht etwas anderes über dich schreiben. Etwas Besseres.«
»Besser als ›obszöner Zwangsmasturbator‹?«
»Hmmm …« Sie lächelte frech. Gott, hat die ein schönes Lächeln, dachte Gary. »Sorry dafür, da ist wohl irgendwas mit mir durchgegangen.« Beide schwiegen und scharrten peinlich berührt mit den Füßen im sandigen Gras. »Wo willst du gerade hin?«, fragte April schließlich.
»Zurück ins Clubhaus, zum Duschen. Schlampe. Dreckige Schlampe Titten. Entschuldige. War jetzt lang genug auf der Range.«
April nickte, und sie standen erneut schweigend da.
»Schau, ich könnte dich ja anlügen«, sagte sie. »Dir irgendeinen Mist darüber erzählen, wie die Redakteure den Text hinter meinem Rücken umgeschrieben haben. Aber ich habe das geschrieben. Ich … ich versuche bloß, einen Fuß in die Tür zu bekommen.«
Plötzlich sah sie sehr jung und sehr verletzlich aus.
»Also gut, ich schätze, morgen werden damit eh – ficken – die Vogelkäfige ausgelegt, wie meine Mum zu sagen pflegt.«
Sie blinzelte in die Sonne und sah zu ihm auf, indem sie ihre Augen mit dem Handrücken abschirmte. »Hättest du Lust auf einen Spaziergang am Strand?«
Gary überlegte. »Unter Ausschluss der Öffentlichkeit?«
»Unter Ausschluss der Öffentlichkeit.«
Es war ein herrlicher Morgen, und im Grün der Irischen See brach sich das glitzernde Licht der prallen Julisonne. April hielt einen Moment inne, griff Garys Arm, hielt sich daran fest und schlüpfte aus ihren Schuhen. Gary ließ den Blick schweifen, inhalierte die frische Seeluft und stellte fest, dass ihr Griff nach seinem Ellbogen seltsam beruhigend auf ihn wirkte. Sein Verlangen, zu quieken, zu kläffen und zu fluchen ließ langsam nach.
»Ah, so ist besser«, sagte sie und ging barfuß weiter durch den Sand, während über ihren Köpfen die Möwen krächzten und sich am Horizont die Silhouette einer Fähre abzeichnete, die sich auf dem Rückweg von Arran befand.
»Du kommst hier aus der Gegend, oder?«, fragte April.
»Siehst du die?«, entgegnete Gary. Seinem Zeigefinger folgend, blickte April die Küstenlinie entlang bis zu vier gedrungenen Türmen, die sich ein paar Kilometer weiter schwarz von dem blauen Himmel abhoben.
»Mmm.«
»Die nennen wir ›High Flats‹. Ich lebe nicht allzu weit davon entfernt. Siehst du dieses Rohr da drüben?« Diesmal zeigte er auf ein fleckiges, vom Rost zerfressenes, schwarzes Eisenrohr, das über den Strand ins Meer führte. »Das ist das Scheißrohr. Da sollte man lieber nicht schwimmen gehen. Als wir klein waren, ist einmal ein Riesenhai, ein gewaltiges Ding, dort am Strand angespült worden. Tot. Er lag wochenlang da. Es hieß, er wäre zu nah an das Scheißrohr herangeschwommen und daran gestorben, dass er den giftigen Dünnpfiff aus sämtlichen Hintern von Ardgirvan geschluckt habe.«
April lachte. »Wer ist wir?«, fragte sie, die Hand mit den Schuhen hinter dem Rücken.
»Hä?«
»Du sagtest: ›Als wir klein waren.‹«
»Oh. Ach so. Ich schätze mal, ich meinte mich und meinen Bruder.«
»Jünger oder älter?«
»Älter. Er ist … egal, was ist mit dir? Brüder? Schwestern?«
»Beides. Er ist Anwalt, sie ist Ärztin. Ich bin das schwarze Schaf, die böse Boulevardjournalistin.«
»Ich wäre gerne zur Uni gegangen«, sagte Gary. »Ich hätte nach Glasgow gehen können.«
»Wieso hast du es nicht getan?«
»Ich bekam einen ziemlich guten Job angeboten. Pauline wollte – wir beide wollten – ein Haus kaufen, uns Eigentum zulegen. Du weißt schon. Zu studieren, drei oder vier Jahre lang kein Geld zu haben, das schien uns damals eine verdammt lange Zeit zu sein.«
Der Gedanke, als Teenager eine
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