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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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war.
    Stevie kam aus dem Bad gewatschelt, ein Handtuch um die Hüfte und ein weiteres um den Kopf. »Himmel, Arsch und Zwirn«, sagte er, als er Gary sah, wie er dort völlig erstarrt auf dem Bett lag. »Ich hab meinen Nassrasierer aufs Waschbecken gelegt. Sei bitte so gut und blute nicht alles voll, wenn du dir die Pulsadern aufschneidest.«
    »Achtzig, Stevie, beschissene achtzig.«
    »Komm schon, auf die Putts konnte man nicht setzen, und wir hatten Pech an der Briefmarke. Das ist alles.«

    »Die Sache ist gelaufen. Aus und vorbei.«
    »Vorbei?«, wiederholte Stevie, hob sein Handtuch und sprühte sich Deo in den Schritt. »Hast du gerade ›vorbei‹ gesagt? Überhaupt nichts ist vorbei, solange wir nicht beschließen, dass es vorbei ist! War es vorbei, nachdem die Japaner Pearl Harbor bombardiert hatten? Nein, und …«
    »Ach, halt die Klappe. Ich bin – Hure – am Ende. Wir schaffen nicht einmal den Cut.«
    Der Cut: Aus dem Feld der 156 Spieler, die zum Turnier angetreten waren, qualifizierten sich nur die siebzig niedrigsten Scores von Donnerstag und Freitag für die vierte und fünfte Runde am Samstag und Sonntag.
    »Und?«
    »Hä?«
    »Und wen kümmert’s? Was hast du denn geglaubt, wie diese Woche hier laufen würde, Alter?« Stevie öffnete eine Dose Bier. »Hast du etwa geglaubt, du läufst hier auf und gewinnst? Das hier sind die Open. Nicht das Spiel um die Medaille von Ravenscroft. Scheiß doch drauf, ob wir den Cut schaffen. Dass wir überhaupt hier sind, ist ein Wunder. Hast du nicht vielleicht irgendwas vergessen? Vor zwei Monaten hast du noch gefeiert, und zwar mit Pauken und Trompeten , wenn du die Neunzig geschafft hattest.«
    »Aye, aber …«
    »›Aber‹ am Arsch. Jetzt hörst du mal brav deinem Onkel Stevie zu: Reiß dich am Riemen.« Stevie warf eine Hose nach Gary. »Zieh dich an. Wir gehen rüber in die Bar und kippen ein paar Bierchen«
    »Ausgehen und trinken? Sollte ich nicht lieber früh ins Bett gehen?«
    Stevie seufzte. Er kam rüber und setzte sich neben Gary auf die Bettkante. »Genau das habe ich gemeint, Gary. Hör mir zu: Es ist gut möglich, dass du den Cut nicht schaffst. Es kann also
sehr gut sein, dass wir nur zwei Nächte als Spieler und Caddie bei den Open haben. Und da willst du früh ins Bett gehen? Der Laden ist knallvoll mit Golf-Groupies, Fernseh-Promis und Pros. Haufenweise Ärsche, denen man mal zeigen sollte, wo der Hammer hängt – und du willst dich vor den beschissenen Fernseher hocken und früh schlafen gehen?«
    Sie sahen einander an.
    »Na gut«, sagte Gary, »ein paar Bierchen können ja nicht schaden …«
     
    Lee rannte vom einen Zimmer zum nächsten, zog wahllos Schubladen heraus und leerte den Inhalt auf dem Boden aus. Er steckte die paar Juwelen ein und das bisschen Bargeld, das er im Nachtschränkchen fand. Nicht zuletzt wegen des Näschens Kokain, das er beim Warten im Wald geschnieft hatte, hämmerte sein Herz. Sein Mund war trocken.
    Er rannte ins Badezimmer, das größer war als sein verficktes Wohnzimmer. Dort blieb er stehen und dachte einen Augenblick nach. Dann öffnete er den Medizinschrank und fuhr mit der behandschuhten Rechten durch die Regale. Dabei fegte er Toilettenartikel und Medikamente ins Waschbecken und auf den Boden. »Mrs L. Masterson. Valium 10 mg.« Er steckte das Fläschchen ein und blickte auf. An der Wand hing ein Familienfoto: die Schlampe von unten, ihr Mann und ein paar Blagen. Der Arsch von Ehemann trug einen fetten Schnauzbart à la Magnum . Irgendwie kam er Lee bekannt vor.
    Er rannte wieder nach unten und sah auf seine Uhr. Die ganze Sache hatte weniger als zehn Minuten gedauert. Atemlos schlitterte Lee in die Küche.
    Leanne war mit Panzerband an einen Holzstuhl gefesselt, den er aus dem Wohnzimmer geholt hatte. Auch über ihrem Mund klebte ein silberner Streifen Klebeband. Es war ein schwüler Abend, und sie war klatschnass geschwitzt. Auch Lee schwitzte
unter seiner Maske, als er mit zitternden Händen den kleinen Revolver aus der Tasche zog und die Trommel überprüfte.
    Sechs Kugeln: todbringende goldene Zäpfchen, nicht größer als Erdnüsse.
    Drei Riesen: für ihn, Lisa und die Kleinen.
    Ein Hindernis: das sich auf dem Stuhl vor ihm wand.
    Er ließ die Trommel einschnappen und ging zu Leanne rüber.
    »Tut mir leid«, sagte Lee, als er mit der Waffe auf ihre Stirn zielte. Seine Stimme war heiser und brüchig, seine Hände zitterten. Leanne wehrte sich jetzt mit aller Kraft, ihre weit aufgerissenen Augen

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