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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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Pressezentrum saß. »Debbie? Ich bin’s, Nick. Ihr solltet vielleicht mal einen Blick aufs Achte riskieren. Da hat ein Junge aus der Gegend gerade einen ziemlichen Lauf. Sechs unter Par nach den ersten sieben.«
    »Okay, danke, Nick.«
    Als Gary die ausgetretenen Holzstufen zur Briefmarke heraufstieg, schwenkten die schwarzen Linsen der um das Grün postierten Kameras herum, um ihn ins Bild zu bekommen.
    »Rowland? Bob? Seht euch das mal an«, sprach Reynolds in ihr Mikrofon.
    In der Kommentatorenkabine der BBC, mit Blick auf die Fairways eins und achtzehn, machten sich die alten Recken Rowland Daventry und Bob Torrent Notizen, während sie instruiert wurden: Garys heutiger Score, der von gestern, sein Heimatclub, et cetera.
    »Okay Debbie, ich hab’s«, sagte Daventry.
    »Dann mal los«, erwiderte Debbie. »Kameras vierzehn, zwölf und einundzwanzig.« Die roten Lämpchen an den Kameras rund um die Briefmarke leuchteten auf, und Gary hatte seinen allerersten Fernsehauftritt.
    »Wir schauen jetzt mal rüber zum achten Tee, der legendären Briefmarke«, säuselte Daventry, während gleichzeitig ein Bild von Gary den Bildschirm füllte, wie er gerade mit Stevie über dem Yardage Book diskutierte. »An ihr haben sich über die Jahre viele die Zähne ausgebissen. Bob, erinnerst du dich an den deutschen Spieler Hermann Tissies?«
    In der Regie hörte Reynolds das Wort »deutschen« und hielt den Atem an, während sie dachte: Bitte nicht diesen Akzent, bitte nicht diesen Akzent …

    »Oh ja«, erwiderte Bob.
    »Hat hier fünfzehn Schläge gebraucht, ich glaube, es war 1950 …«
    »Das ist richtig. Raus aus den Kartoffeln, rein in die Kartoffeln …«
    »Und damit war für ihn derrr Krrrrieg vorrrüberrr!«, sagte Daventry.
    Reynolds schloss die Augen. »O Scheiße«, sagte jemand, während in der Regie die ersten Wetten abgegeben wurden, wie viele Beschwerdeanrufe es wohl diesmal geben würde. Ein beliebter Sport, wann immer Daventry live auf Sendung ging.
    »Wie auch immer«, fuhr Daventry fort, als Gary seinen Ball aufteete, »schauen wir doch mal, ob dieser junge Mann seine Sache besser macht als Hermann the German. Er heißt Gary Irvine und ist, wie sein klangvoller schottischer Name nahelegt, ein Landsmann. Außerdem ist er einer der ganz wenigen Amateure, die es über die regionale Qualifikation ins Turnier geschafft haben. Er stammt aus dem Städtchen Ardgirvan, das direkt hier um die Ecke liegt. Es gibt ein paar wunderschöne Plätze zwischen hier und dort: Glasgow Gailes, Prestwick …«
    Ranta, der mit der Racing Post und einem Becher Tee in der Hand im Arbeitszimmer seines Lofts saß, drehte die Lautstärke auf, als das Bild von Gary bei der Schlagvorbereitung den Flachbildschirm ausfüllte.
    »… eine völlig golfverrückte Gegend«, fuhr Daventry fort. »Ich lese gerade, dass er hier gestern acht Schläge gebraucht hat. Nicht so gut. Aber heute Morgen scheint er in Topform zu sein. Sechs unter Par nach sieben Löchern. Schaun wir doch mal, ob er das Niveau halten kann.«
    Es wurde still, als Gary den Schlägerkopf hinter dem Ball platzierte. Da ihm der Wind jetzt noch kräftiger als gestern ins Gesicht blies, hatte er sich für ein Eisen neun entschieden.
    Er schwang. Hart.

    »Leck mich am Arsch«, sagte Stevie, nicht ahnend, dass Millionen Fernsehzuschauer ihn hörten, als der perfekt getroffene Ball kerzengerade aufstieg. Die Kamera schwenkte vom Tee nach oben und verfolgte Garys Ball, wie er in den blauen Himmel empor schoss.
    »Der hat ordentlich Schmackes«, sagte Daventry.
    In der Fernsehübertragung wurde umgeschnitten auf eine zweite Kamera, seitlich vom Grün. Zwei Sekunden verstrichen, dann schlug der Ball dreieinhalb Meter hinter und nicht ganz einen Meter rechts des Loches auf.
    »Sitz! Mach Platz!«, kläffte Gary.
    Der Ball landete hart auf dem Gras und trudelte dann rückwärts nach links. Das Stöhnen der Menge wurde immer lauter, je näher er dem Loch kam.
    »Das sieht gut aus«, sagte Daventry.
    »Komm schon, komm schon, du verfickter …«, fieberte Ranta mit, der jetzt auf der Kante seines Sessels saß.
    »Scheiße, das ist verdammt nah«, sagte Coffey im Flüsterton zu Koon.
    Der Ball schrammte das Loch, rollte drum herum und blieb schließlich zwei Zentimeter neben dem Becherrand liegen.
    »OOHH DU VERFICKTES SCHEISSDING DU!«, brüllte Ranta und reckte den ausgestreckten Mittelfinger gen Bildschirm.
    »Alle Achtung«, sagte Daventry, als Gary lächelnd sein Tee aus dem Rasen zog.

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