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Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs

Titel: Coma - Niven, J: Coma - The Amateurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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»Da ist aber heute Morgen jemand mit dem richtigen Bein aufgestanden.«
    Ranta betrachtete am Fernsehschirm Garys lächelndes Gesicht und spürte ein vertrautes Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Ein Gefühl, das alle Glücksspieler kennen.
    Er hatte da so eine Vorahnung.
     
    Findlay Masterson bog in seine Auffahrt ein und stellte den Motor ab. »Also dann«, sagte er und atmete tief durch.

    Noch einmal ging er in Gedanken seine Strategie durch: Reingehen, die Leiche sehen, hysterisch schreiend aus dem Haus rennen, zu einem der Nachbarn laufen, ihn die Polizei anrufen und die den Rest machen lassen. Er war von einem Ausflug nach Glasgow zurückgekommen, wo er seinen Sohn besucht hatte. Als er das Haus betrat, sah er, dass eingebrochen und seine Frau niedergeschossen worden war. Aber woher sollte er wissen, dass jemand auf sie geschossen hatte? Als er sie fand, hatte sie einfach dagelegen, in ihrem eigenen Blut. Er durfte es nicht zu sehr durchkonstruieren. Immerhin hatte er ein felsenfestes Alibi. Es würde schon gutgehen. Tief durchatmen. Tief durchatmen.
    Masterson stieg aus dem Wagen und ging zur Haustüre. Als er den Schlüssel ins Schloss steckte, zitterte seine Hand heftig.
    Er trat in den Hausflur und setzte die Tasche ab. Es war still. Langsam ging er den Flur hinunter und warf einen Blick ins Wohnzimmer. Nichts. Alles sauber und ordentlich. Er schluckte, atmete erneut tief durch und ging zur Küche.
    Dort, auf einem Stuhl, entdeckte er seine Frau.
    Sie aß ein Sandwich.
    »Hallo«, sagte Leanne. »War es schön?«
     
    Ranta zog sein Jackett an und suchte nach den Autoschlüsseln, als das Telefon klingelte.
    »Aye.«
    »Es ist nicht passiert«, kläffte Masterson.
    »Hä?«
    »Das, was eigentlich passieren sollte? Das, was mich fünfzehn beschissene Riesen gekostet hat? Es ist nicht passiert. « Masterson schlug aus lauter Frust mit der Faust aufs Dach seines Autos.
    »Bist du dir sicher?«
    »Aye, ich bin mir verdammt sicher.«
    »Also gut, ich werde der Sache nachgehen.«

    »Besser wär’s.«
    »Findlay?«, sagte Ranta, auf einmal sehr, sehr ruhig.
    »Was’n?«
    »Ich kann verstehen, dass du äußerst aufgebracht bist, und ich werde herausfinden, was passiert ist, aber tu dir bitte selbst einen Gefallen, ja? Vergiss nicht, mit wem du gerade sprichst.«
    Ranta legte auf und wählte Alecs Nummer. Dort sprang bloß die Mailbox an.
    »Alec? Wir haben ein Problem. Ruf mich auf dem Handy zurück. Ich fahr rüber nach Troon, um ein bisschen Golf zu gucken. Sieht so aus, als würde dieser Junge von hier ganz groß aufspielen.«

40
    »UND WIE VIELE NÄCHTE WERDEN SIE BEI UNS BLEIBEN?«
    »Äh, ähm, nur die eine, Schätzchen.«
    Während die Rezeptionistin am Computer die Buchung vorbereitete, scharrte Lee nervös mit den Füßen. Orte wie dieser waren ihm fremd. Das Glasgow Radisson war ein großes, modernes Hotel mit einer Fassade aus korrodiertem Kupfer, luftigen Lichthöfen und schicken minimalistischen Zimmern mit Blick auf den Clyde. Nichts davon war für Lees Entscheidung, hier einzuchecken, von Bedeutung gewesen. Es war schlicht das erste Hotel, das er gesehen hatte, als er aus dem Hauptbahnhof kam.
    Für den älteren der beiden Irvine-Brüder war es eine ungemütliche Nacht gewesen. Er war durch den pechschwarzen Wald gestolpert, war immer wieder hingefallen und hatte sich dabei Dutzende Schnitte und Schürfwunden zugezogen. Als er endlich seinen Wagen erreicht hatte, musste er feststellen, dass er während seiner Odyssee durchs Unterholz den Autoschlüssel verloren hatte. Fluchend und schimpfend, die Augen immer noch von seinem Weinkrampf gerötet, ging er im Dunkeln die zweispurige Straße entlang und sprang jedes Mal in den Straßengraben, wenn zwei Scheinwerfer auf ihn zugerast kamen, bis er schließlich den großen Kreisverkehr erreicht hatte.
    »Wollen Sie morgen früh eine Zeitung?«
    »Ähm, nein, Schätzchen.«
    Er war die Hauptstraße entlang bis zurück in die Stadt gelaufen, hatte einen Bogen um das Einkaufszentrum und die Innenstadt geschlagen. Dann war er am Flussufer entlanggegangen
und hatte die alte Eisenbrücke überquert, bis er schließlich kurz vor Morgengrauen am Bahnhof ankam. Bis um fünf Uhr dreißig der erste Zug nach Glasgow fuhr, hatte er noch eine Stunde bibbernd in dem eisigen Wartesaal ausharren müssen.
    »Wenn ich dann bitte Ihre Kreditkarte haben könnte?«
    »Nee, lass gut sein, Schätzchen. Ich zahle in bar.« Mit schmutzigen, zerkratzten Händen, zählte

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