Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Combat Planet: Roman (German Edition)

Combat Planet: Roman (German Edition)

Titel: Combat Planet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
Vom Netzwerk:
Knie und spürte, wie sich der gähnende Abgrund rings um ihn her öffnete. Er fühlte sich, als rudere er durch Melasse und stünde kurz davor, vom Boden aus in einen endlos tiefen Brunnenschacht zu fallen, wo die Schwerkraft ihn zerquetschen und zu einem einzigen Molekül zusammenfalten würde.
    Dex schwankte, hoch oben auf dem Rohr. Die Dunkelheit war entsetzlich. Die Übelkeit war entsetzlich. Und plötzlich zischte etwas aus der Dunkelheit heran, ein großes, klotziges Objekt, und er hörte es kommen und bedeckte in einem Schutzreflex seinen Kopf mit den Armen. Dann hörte er Quietschen, Kreischen und Schreie, als die schwarze, donnernde Achterbahngondel voller kichernder Touristen durch die Dunkelheit sauste. Zitternd kauerte Dex auf dem Rohr und betete um Schutz, denn die Achterbahn war so nah, so nah, und er hatte die Schienen, die sich nur wenige Zentimeter entfernt in der Höhe seines Kopfes befanden, nicht gesehen. Über ihm schepperte die Achterbahn, kippte zur Seite und stürzte dann in die Tiefe, während die Gondeln eine nach der anderen rasselnd und donnernd über ihn hinwegflitzten und die Touristen in ekstatischem Vergnügen kreischten …
    »Schön zu sehen, dass wenigstens andere sich gut amüsieren«, murmelte Dex und klammerte sich verzweifelt an das Rohr.
    Es zischte, ein Luftstrom fegte vorbei, und die Gondeln waren weg, ein winziges rotes Licht verlor sich blinzelnd in der Tiefe.
    Dex tastete sich weiter und sah den Maschendrahtkäfig, die Leiter, die Inspektionsplattform, und dann fiel bei ihm der Groschen. Das hier war kein Rohr , sondern ein Inspektionsweg, über den man in diesem riesigen, leeren Raum zu dem Achterbahngleis gelangte.
    Dex kletterte die Leiter hoch und stand neben dem Gleis, ein einzelnes dickes Band aus sich windendem Stahl, von schwarzer Farbe, bis auf die Oberfläche, die von der Reibung durch die Gondelräder silbern poliert war.
    »Daddy, ich bin ja so froh, dass du es geschafft hast«, schnurrte Molly.
    Dex drehte sich um und blickte auf seine kleine Tochter hinunter. Sie war bildhübsch mit ihren langen schwarzen Haaren und den dunklen Augen. Ihre Haut schimmerte bleich in der Düsternis, völlig glatt und perfekt, und auf dem Inspektionsweg tänzelte sie mit zierlichen Schritten, affektiert, präzise, fast wie eine Ballerina. Sie erreichte den Fuß der Leiter und blieb stehen. Dann sah sie zu ihm auf, und sein Herz schmolz dahin, denn sie war hier, sie war zu ihm zurückgekommen, und alles würde gut werden …
    »Ich wurde hierhergeschickt, um dich zu töten«, sagte sie.
    »Aber du bist doch mein kleines Mädchen«, sagte er.
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Bitte, Molly, komm zu mir zurück! Ich bin dein Vater! Ich habe dich an dem Tag, an dem du geboren wurdest, in den Amen gehalten, ich habe deine ersten Schritte gefilmt, ich habe dich getröstet, wenn du hingefallen bist und dir das Knie aufgeschlagen hast, ich habe dich fest umarmt, wenn du Fieber hattest. Erinnerst du dich an gar nichts mehr? Ist das alles unwichtig geworden? Interessiert es dich nicht?«
    »Das war in einer anderen Zeit und an einem anderen Ort«, sagte Molly und legte den Kopf schräg. Ihre dunklen Augen durchbohrten Dexter, bohrten sich in sein Herz, bohrten sich in seine Seele. »Damals war ich eine andere Person. Ich war ein Kind. Jetzt bin ich kein Kind mehr. Jetzt bin ich eine Androidin und habe eine Mission – wir haben eine Mission. Du kannst zu mir zurückkommen … Vater. Du kannst mein Daddy sein, und alles wird wieder so werden wie früher – du musst nur dem Androiden in deiner Seele nachgeben. Schwing dich dazu auf. Werde wie wir. Hör auf, dich gegen etwas zu sträuben, von dem du weißt, dass es die Wahrheit ist, von dem du weißt, dass es in dir steckt, in deiner Konstruktion, in deiner Codierung.«
    Dex starrte sein Mädchen an, sein Baby, und er blinzelte, konnte nicht glauben, was er da aus ihrem Mund hörte, die komplexen Ideen, die im Kopf eines Kindes keinen Platz haben sollten. Zumindest war dies eine Bestätigung dafür, dass sie nicht mehr Mensch war, sondern weniger. Ein unechter Mensch. Eine Plastikperson. Eine Androidin …
    So wie ich ein Androide bin, dachte er.
    »Ich kann nicht«, sagte Dex. »Es ist … schwer zu erklären. Es wäre, als ob man sich auf den Rücken legen und seinen weichen Bauch einem Messer präsentieren würde. Es wäre eine Art Selbstmord. Damit würde ich denen nachgeben, die glaubten, sie könnten uns konstruieren, uns

Weitere Kostenlose Bücher