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Combat Planet: Roman (German Edition)

Combat Planet: Roman (German Edition)

Titel: Combat Planet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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kroch über den Himmel. In der Ferne quietschten Kinder vor Vergnügen, Räder ratterten auf Schienen. Die vorgegaukelten Vergnügen des Themenplaneten zerrten allmählich ernsthaft an Dex’ Neven. Alles war künstlich kreiert. Alles war eine Farce. Alles war unecht. Eine Ersatzwelt .
    Ein Bodenfahrzeug traf ein, fünf Provax-Polizisten sprangen heraus und rannten die Treppe hoch. Sie ließen den Motor laufen, dünne Dampfschwaden wölkten leise zischend aus den glänzenden Auspuffrohren.
    »Etwas ist hier durch und durch verkehrt «, murmelte er und ihm fiel auf, dass er wieder ein Selbstgespräch führte. Kat schimpfte immer mit ihm wegen seiner kleinen Schrulle, aber je länger er durch Londons Straßen patrouillierte, auf der Suche nach Verbrechen, die er aufklären konnte, nach Bösewichtern, die er ausschalten, Übeln, die er beheben, Schlechtigkeiten, die er wiedergutmachen konnte, umso schlimmer wurde seine Marotte. Aber jetzt, in diesem Moment , wäre er tausendmal lieber in London gewesen, hätte die düsteren, brutalen Winkel des Betondschungels bevorzugt, hätte sich an dem Dreck und Unrat und der Übervölkerung in der City ergötzt, hätte einen Lobgesang auf die Hohen Götter angestimmt, wenn sie ihn auch nur einen winzigen Augenblick lang in den Ring geschickt hätten, in dem ausschließlich schmutzig gekämpft wurde – wenn er all das mit dem Plastikgras und den Scheinvergnügen des Themenplaneten verglich. »Es ist grauenhaft hier«, entschied er. »So synthetisch wie ein Plastiksteak. So verlogen wie die Bibel II – Der Remix .«
    Da.
    Jim trat aus dem Schatten des Gebäudes heraus und blickte die Straße hinauf und hinunter. Er schien misstrauisch zu sein – und das zu Recht. Wenn alles so lief, wie Dex es sich vorstellte, dann würde er Jim dem Polizisten eine verdammte Streitaxt in den Arsch rammen, seitwärts und mit voller Wucht.
    Jim blieb ein Weilchen stehen, dann zündete er sich eine Zigarette an. Selbst aus der Entfernung konnte Dex das Glühen der Spitze sehen und bildete sich ein, den Rauch riechen zu können. Scheißkerl, dachte er, denn jetzt hatte er noch mehr Grund, diesen Typen zu hassen. Dieser verfluchte Sohn einer abgefuckten Hure. Dex fragte sich, ob er dazu imstande wäre, einem Sterbenden die Fluppe aus dem Mund zu nehmen …
    Plötzlich wusste Dex mit Bestimmtheit, dass etwas oberfaul war. Als Jim sich das letzte Mal in der Polizeistation aufhielt, war er gerannt und hatte andere Polizisten erschossen, seine Kameraden. Und nun stand er seelenruhig am Schauplatz eines kürzlich erfolgten Massakers?
    Ja, in der Tat.
    Anscheinend davon überzeugt, dass kein Dexter Colls hervorstürmen und ihn mit einem Maschinengewehr niederstrecken würde, ging Jim die Treppe runter und marschierte auf der Straße weiter. Er stoppte an einem alten, verbeulten, braunen Ford – ein ziemlicher Kontrast zu den eleganten Hydrogen-Bodenfahrzeugen des Themenplaneten –, öffnete die Tür und spähte abermals die Straße hinauf und hinab. Er weiß Bescheid, meldete sich Dex’ Paranoia zurück. Er weiß verdammt Bescheid, was du denkst, weiß, was du planst. Natürlich stimmte das nicht. Jim ging davon aus, dass Dex sich wie ein braver Junge verhielt und sich in den nächsten Shuttle setzte, der zur Erde flog. In Jims Welt aus hartgesottenen, gerissenen Cops tat ein Wichser, was man ihm sagte, und wenn sie sich weigerten, dann erschoss Jim sie einfach. Er war alte Schule, das wusste Dex. Männern wie Jim war er tausendmal begegnet – und sie waren nicht zwangsläufig ein Übel. Immerhin machten sie ihren Job, und sie machten ihn gut.
    Mit polternden Stiefeln landete Dex auf dem gepflasterten Parkplatz und flitzte zu seinem Bodenfahrzeug. Er kurvte von dem Platz, brauste die Straße runter und verlangsamte das Tempo, als er vor sich den braunen Ford sah. Dann fiel er noch weiter zurück und ließ es zu, dass sich ein paar Wagen zwischen ihn und dem Fahrzeug, das er verfolgte, einfädelten. Nachdem Dex so viele Jahre lang für die Londoner PUF gearbeitet hatte, war er ein Experte darin, Verdächtige zu beschatten, aber ihm war durchaus bewusst, dass Jim ebenfalls ein Polizist war, und Polizisten waren nicht nur die Besten, wenn es darum ging, jemanden zu verfolgen, sondern umgekehrt auch die Besten darin, zu erkennen, ob sie selbst verfolgt wurden. Dex hielt einen großen Abstand ein, und sie fuhren ins Binnenland, weg von dem Touristen-Resort im Norden der Kool-Kid-Zone.
    Die Sonne brannte immer

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