Combat Planet: Roman (German Edition)

Prävention? Um ein Training? Oder steckte irgendein finsterer Grund dahinter?
    Er setze den Honda zurück, dann schnurrte er über die breite Straße. Die Fahrbahn war glatt wie eine Rennstrecke.
    Verdammt. Sogar die Straßen waren perfekt.
    Dex fing an, diesen Ort zu hassen .
    Der klotzige, eckige Bau, der auf der anderen Straßenseite gegenüber der Polizeistation lag, war ein Spoofatex Restaurant und spezialisiert auf das Beste der »Authentischen Galaktischen Spoofafied Cusine.« Dex war um die Rückseite herumgepirscht, stellte sich auf die AI-Mülltonnen, die stöhnten und unentwegt in ihrem stinkenden, brummenden Inhalt herumklaubten, sprang und kriegte den unteren Teil einer Dachinspektionsleiter zu fassen. Dann hievte er sich auf das Flachdach hoch, wo seine Stiefel in dem weichen Teer Abdrücke hinterließen. Er kroch an den Rand, duckte sich und peilte über die Kante auf die Polizeistation. Von dort aus beobachtete er die Marmortreppe, die er hinaufgestiegen war – obwohl dieses kleine Ereignis eine Ewigkeit zurückzuliegen schien – und auf dem Rückweg in einem rasanten Sprint genommen hatte.
    Wie viel Zeit blieb ihm? Bis sie merkten, dass er sich abgesetzt hatte?
    Dex kaute auf seiner Unterlippe, entdeckte einen alten Plastikeimer und zog ihn an den Rand des Dachs. Er hockte sich auf den schmutzigen Behälter, stützte das Kinn in die Hand, und wartete, während die Sonne auf ihn niederprallte wie ein exotischer Hammer auf einen Amboss. Mit seinen dunklen Augen fixierte er die Türen wie ein Raubtier, das seine Beute belauert, und wartete darauf, dass Jim auftauchte. In seinem Kopf wirbelte alles wild durcheinander. Zuerst stellte er sich Katrinas Gesicht vor, die süße Katrina mit ihren schwarzen Haaren und der Stachelfrisur, den eleganten Zügen und portweinroten Lippen. Danach Molly, dunkle Augen, dunkles Haar, finstere Miene, immer einen abfälligen Kommentar auf der Zunge, aber hey, so war sie nun mal, genauso verdrießlich wie Dexter in jungen Jahren. Dann Toffee, heiter wie eine Schale voll Sommerblumen, mit ansteckendem Lachen, das hübsche kindliche Gesicht ständig zu einem Lächeln verzogen. Wie die Frauen im Gemischtwarenmarkt ihn aufzuhalten pflegten, ihr zärtlich über das Haar strichen, sie unter dem Kinn kitzelten und gurrende Laute von sich gaben, weil sie so hübsch, so allerliebst war.
    Dex sehnte sich nach einer Zigarette, zum ersten Mal seit langer, langer Zeit.
    »Scheiße«, murmelte er, und seine Ungeduld war wie ein Alien in seiner Brust, der darum kämpfte, herauszukommen. Seine Enttäuschung war wie ein zufällig gefundener Liebesbrief eines Nebenbuhlers. Seine Frustration war wie ein vorzeitiger Samenerguss. Mann, ey!
    »Ich verfluche euch alle«, knurrte er und spähte zur Sonne hinauf, eine fremde Sonne, die ihm dennoch so normal vorkam, so normal wie die Sonne, welche die Erde beschien. Das gehört mit zu dem ganzen Schwindel, sagte er sich. Ist Bestandteil dieses erbärmlichen Betrugs. Kein Wunder, dass der Themenplanet so ungeheuer erfolgreich war. Er bot die perfekte Umgebung, exotisch, aber nicht übertrieben exotisch. Fremd, aber nicht zu fremd. Ideal für Möchtegern-Abenteurer, die im Grunde gar kein Abenteuer wollten. Es ist eine Täuschung, vergegenwärtigte er sich. Der ganze verdammte Planet, das ganze verdammte Ding ist eine TÄUSCHUNG , alles passiert nur zum Schein. Scheinerlebnisse, Scheinfahrten, Scheinrisiken, Scheinabenteuer. Selbst in Adventure Central, das Erklettern der Skycloud Mountains, die Fahrten durch die Todes-Stromschnellen, die Expeditionen in den Verlorenen Dünen, die Schatzsuche in den Höhlen des Hades … alles konstruierte Abenteuer, alles Pseudo-Erfahrungen. Nichts davon war real. Nichts davon war echt . Im Gegensatz zu dem hier , der Situation, in der er sich jetzt befand.
    Dex observierte weiterhin die Polizeistation. Absolut nichts deutete darauf hin, dass auf der Marmortreppe eine verheerende Schießerei stattgefunden hatte, in die die polizeiliche Elite des Themenplaneten verwickelt war. Dex kniff die Augenlider zusammen, sein Argwohn regte sich erneut. Alles war viel zu ordentlich, viel zu perfekt, viel zu sauber , verdammt noch mal.
    Während Dex wartete, brodelte es ein bisschen in ihm, und er analysierte sich selbst. Außer ein paar Blutergüssen und einem gedanklichen Chaos schien er keine Blessuren davongetragen zu haben. Und seine Fingerknöchel hatten was abgekriegt. Sie taten höllisch weh. Wie immer.
    Die Sonne