Coming Home
werfen?«
»Ich weiß es nicht, ich wollte das gar nicht«, erklärte Megan leise, »ich hätte ihm viel lieber etwas ganz anderes gesagt. Aber ich war auf einmal so furchtbar wütend, auf mich, auf ihn, auf die ganze Situation, und da sind mir einfach die Nerven durchgegangen. Du hättest ihn sehen sollen, er war kreidebleich.«
»Das ist ja auch kein Wunder. Versuch dich mal in seine Lage zu versetzen. Die ganze Zeit gibst du ihm das Gefühl, dass du gerne mit ihm arbeitest, dass es dir Spaß macht, mit ihm zusammen zu sein, und vielleicht hat er ja auch ein bisschen gehofft, dass du genau weißt, worauf du dich da eingelassen hast. Und dann machst du ihm aus heiterem Himmel solche Vorwürfe, und beklagst dich mehr oder weniger, dass er die Absicht hätte, dich zu belästigen – welcher Mann würde da wohl ruhig bleiben?«
»Es tut mir so leid«, flüsterte Megan, und wieder stiegen ihr die Tränen in die Augen, »ich hatte doch nicht die Absicht, ihn zu verletzen.«
»Das solltest du nicht mir erklären, sondern ihm.«
»Ich fürchte, dafür ist es jetzt zu spät«, sagte Megan unglücklich. »Es würde mich nicht wundern, wenn er nie wieder ein Wort mit mir redet, falls er nicht sogar dafür sorgt, dass ich rausgeworfen werde.«
14
E s vergingen zwei qualvolle Wochen, und wie erwartet ließ David sich weder blicken, noch meldete er sich. Jede Minute rechnete Megan damit, dass sie zum Chef gerufen werden würde, und ihre Kündigung erhalten würde, doch nichts dergleichen geschah.
Krampfhaft verbiss sie sich in ihre Arbeit, betäubte sich, indem sie ohne jegliche Pause durchgehend schuftete; Hunger hatte sie sowieso keinen, und auch keine Lust, sich mit den anderen zu unterhalten.
Sie wurde immer dünner, immer blasser, und immer nervöser. Jedes Mal, wenn sich die Tür öffnete, oder das Telefon klingelte, zuckte sie zusammen, schwankte zwischen der Hoffnung, dass es David sein würde, und der Angst, dass man sie auf die Straße setzen würde.
Dann hatte sie Urlaub, und zum ersten Mal seit langer Zeit war sie froh, zu Hause zu sein.
Doch dieses Gefühl währte auch nicht lange; Brad ließ sie nicht in Ruhe, versuchte ständig, sie zu begrabschen oder ins Bett zu zerren, und reagierte mit Vorwürfen, wenn sie sich weigerte.
Tagsüber unternahm sie Ausflüge mit Lisa, um Brads Annäherungsversuchen zu entgehen, und nachts verkroch sie sich weinend in Lisas Bett und dachte an David.
Sie fühlte sich wie ein verwundetes Tier auf der Flucht und hatte keine Ahnung, wie sie in wenigen Tagen die Kraft finden sollte, wieder die Firma zu betreten.
Schließlich war ihr Urlaub herum, und mit einem dicken Knoten im Magen fuhr sie zur Arbeit.
Wie immer war sie die Erste, und sie war froh, noch ein wenig Ruhe zu haben.
Sie kochte Kaffee und fuhr dann ihren Computer hoch, überflog rasch die ganzen Mails, die sich während ihrer Abwesenheit angesammelt hatten.
Als sie dabei auf eine Mail stieß, die als dringend gekennzeichnet war, den Absender »William Benson« trug, und im Betreff lediglich das Wort »Termin« stehen hatte, blieb ihr beinahe das Herz stehen.
»Okay, das war es dann wohl«, dachte sie geschockt, während sie zögernd darauf klickte.
»Sehr geehrte Mrs. Turner, ich erwarte Sie am Montag, den 22.1., um zehn Uhr zu einer kurzen Besprechung in meinem Büro.
Mit freundlichen Grüßen
William Benson«
Mehr stand nicht darin, kein Wort, worum es ging, und Megan war völlig klar, dass es sich nur um die Kündigung handeln konnte.
Frustriert löschte sie die Mail, schaute dann noch abwesend die übrigen Nachrichten durch, und kümmerte sich anschließend lustlos um die Post auf ihrem Schreibtisch.
»Na Megan, wie war dein Urlaub?«, hörte sie Bridget irgendwann fragen.
Irritiert schaute sie auf, sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht mitbekommen hatte, dass sich das Büro inzwischen gefüllt hatte.
»Danke gut«, sagte sie ausweichend und vertiefte sich wieder ihre Post.
Doch offenbar hatten die Kolleginnen sich all ihre Boshaftigkeiten aufgespart, denn Jennifer fing auch sofort wieder an, zu sticheln.
»Wie hast du das überhaupt ausgehalten, zwei ganze Wochen ohne David zu sehen – das muss sicher schrecklich gewesen sein«, spottete sie, und die anderen fingen an zu kichern.
»Ihr solltet euch lieber um eure Arbeit kümmern«, murmelte Megan tonlos, und bemühte sich, die grinsenden Gesichter zu ignorieren.
Schließlich war es zehn Uhr, und mit schweren Schritten ging Megan hinaus zum
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