Coming Home
bist zuzugeben, dass es doch nicht nur um die Arbeit geht – willst du mir vielleicht in Ruhe erzählen, was passiert ist?«
Nach und nach erzählte Megan, was seit ihrem letzten Gespräch geschehen war, berichtete von Davids Fragen nach Lisa und ihrer Ehe, und schilderte, wie er heute bei ihr gewesen war, und wie die Kolleginnen anschließend darauf reagiert hatten.
Ruhig hörte Julie sich alles an, und nahm dann Megans Hand.
»Jetzt hör mir mal gut zu Süße«, sagte sie leise, »als Erstes möchte ich mal feststellen, dass du dich ziemlich heftig in diesen Kerl verliebt hast, das wirst du ja wohl nicht mehr abstreiten, oder?«
»Nein«, murmelte Megan unglücklich.
»Okay, wenigstens das hätten wir dann schon mal geklärt. Und jetzt weiter: Hast du dir mal überlegt, dass deine netten Kolleginnen strohdumm und wahrscheinlich einfach nur tierisch eifersüchtig sind? Überleg doch mal, schon bevor dieser David da aufgetaucht ist, waren diese Weiber nicht gut auf dich zu sprechen, weil du was auf dem Kasten hast, und ehrgeizig bist. Da ist es doch kein Wunder, dass sie jetzt versuchen, dich fertigzumachen, und dummerweise liefert dein David ihnen auch noch einen handfesten Grund dafür.«
»Das kann ja alles sein, aber Karen ist mit seiner Frau befreundet, und es ist doch immerhin möglich, dass sie die Wahrheit gesagt hat.«
»Ja, und es ist auch möglich, dass der Eskimo einen Kühlschrank in seinem Iglu stehen hat«, gab Julie trocken zurück. »Und selbst wenn es so wäre: Würde das etwas an der Situation ändern? Du magst ihn, und er mag dich scheinbar auch, also vergiss diese blöde Babysache, das hat überhaupt nichts mit dir zu tun.«
»Und ob das etwas mit mir zu tun hat«, protestierte Megan, »was ist, wenn er einfach nur mit mir ins Bett will?«
»Tja, da gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder schiebst du deine moralischen Bedenken mal an die Seite und gönnst dir ein wenig Spaß, was ich übrigens nicht für das Verkehrteste halten würde, oder du erklärst ihm klipp und klar, dass es keine weiteren Überstunden mehr geben wird, und hältst dich von ihm fern.«
13
V öllig gerädert erschien Megan am nächsten Morgen in der Firma.
Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht, hatte sich unruhig hin und her gewälzt, und die ganze Zeit gegrübelt, was sie jetzt machen sollte. Julies Worte hatten ihr mit erschreckender Deutlichkeit klargemacht, dass sie über all ihren Gefühlen niemals einen Gedanken daran verschwendet hatte, was geschehen würde, wenn sie und David sich tatsächlich näherkommen würden.
Dabei lag es klar auf der Hand, dass er mit Sicherheit niemals daran denken würde, seine Frau zu verlassen, genauso wenig, wie sie die Absicht hatte, Lisa den Vater wegzunehmen. Also wäre es so oder so nur auf eine Bettgeschichte hinausgelaufen, vielleicht auf eine kurzfristige Affäre, aber mehr nicht.
Immer und immer wieder fragte sie sich, ob es das war, was sie wollte, und zu ihrem Entsetzen konnte sie sich diese Frage nicht beantworten.
Brad gegenüber hatte sie bisher noch nicht erwähnt, dass sie vorhatte, am Abend später nach Hause zu kommen, sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich zu David gehen oder ihm absagen sollte.
Doch als es jetzt allmählich auf sechzehn Uhr zuging, gab sie sich einen Ruck und griff nach dem Telefonhörer.
»Brad? Ich bin es. Ich wollte dir nur kurz Bescheid sagen, dass es heute später wird, ich muss länger arbeiten«, erklärte sie mit gedämpfter Lautstärke, und betete, dass er jetzt nicht auf die Idee kommen würde, ihr am Telefon eine Szene zu machen.
»Schon wieder?«, knurrte er, doch er schien nicht ganz so gereizt wie sonst. »Ausgerechnet heute, ich wollte mit den Jungs zum Bowling gehen.«
»Ich rufe Julie an und frage sie, ob sie auf Lisa aufpasst«, bot Megan hastig an, »ich bin mir sicher, dass sie nichts dagegen hat.«
»Na gut, sie soll rüberkommen und sie abholen.«
Ohne sich zu verabschieden, legte er auf, und mit zittrigen Fingern wählte Megan Julies Nummer.
»Julie bitte, du musst mir einen Gefallen tun«, sprudelte sie hektisch heraus, als die Freundin sich meldete. »Kannst du bitte Lisa zu dir holen und auf sie aufpassen? Brad will zum Bowling, und ich … ich komme erst später nach Hause.«
Julie begriff sofort und zögerte nicht lange.
»Na klar Süße, mache ich. Und ich wünsche dir viel Spaß.«
»Danke«, murmelte Megan bedrückt, und legte wieder auf.
Inzwischen war es sechzehn Uhr durch, die Kolleginnen waren
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