Coming Home
Abendessen belegte. Lisa saß im Wohnzimmer und schaute sich einen Film an, sodass die beiden Frauen sich ungestört unterhalten konnten.
»Allerdings hätte ich Brad gleich vor die Tür gesetzt, du bist viel zu gutmütig.«
»Ja, vielleicht bin ich das«, seufzte Megan, »aber ich tue das Lisa zuliebe. Je ruhiger die ganze Sache über die Bühne geht, desto besser für sie.«
»Na hoffentlich bleibt es auch dabei.«
Megan zuckte mit den Schultern. »Wird schon irgendwie, bis jetzt hat er sich zumindest zurückgehalten.«
Tatsächlich hatte Brad nach der Auseinandersetzung mit Megan keine Anstalten mehr gemacht, zudringlich zu werden, oder in irgendeiner Form Ärger zu verursachen. Schweigend hatte er sich ins Wohnzimmer verkrochen, er hatte es nur verlassen, um ins Bad zu gehen oder sich etwas zu essen zu machen, und er hatte auch dort geschlafen.
Dennoch traute Megan ihm genauso wenig wie Julie es tat, deswegen hatte sie es auch vorgezogen, das Wochenende mit ihrer Freundin zu verbringen, um ihm so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen.
»Süße, wenn du möchtest, kannst du auch für eine Weile hierher kommen. Ich habe genug Platz, du könntest mit Lisa im Gästezimmer schlafen«, bot Julie jetzt an.
»Ich danke dir, aber ich wüsste nicht, wie ich das Lisa erklären soll. Ich muss mir sowieso noch etwas einfallen lassen, wie ich ihr am besten beibringe, dass ihr Vater bald nicht mehr bei uns wohnen wird.«
»Das wird schon«, beruhigte Julie sie, »und glaub mir, Lisa ist vernünftiger als du denkst, sie wird es verstehen. Auf jeden Fall gilt mein Angebot, wenn irgendetwas sein sollte, pack deine Sachen und komm hier rüber.«
Megan nickte, und wie so oft in den letzten beiden Tagen wanderten ihre Gedanken zu David, und sie wünschte sich, sie könnte zu ihm gehen.
Am Montagmorgen war Megan bereits früh im Büro; sie ging die Post durch, die sich während ihrer Abwesenheit angesammelt hatte, und bereitete dann die Verträge für den neuen Auftrag vor.
Irgendwann ging die Tür auf und David kam herein.
Einen Augenblick lang schauten sie sich wortlos an, und Megan stellte fest, dass er elend und unglücklich aussah.
»Guten Morgen«, wünschte sie ihm leise, und er murmelte ebenfalls ein kaum hörbares »Guten Morgen«.
Er goss sich eine Tasse Kaffee ein, ging zur Zwischentür, blieb dann aber nochmal stehen.
»Alles in Ordnung?«, wollte er wissen, und Megan nickte zurückhaltend.
»Gut, dann bringen Sie mir bitte die Post und den Vertrag, sobald Sie damit fertig sind.«
Megan zuckte zusammen, als sie das förmliche »Sie« hörte, doch ihr war klar, dass es besser war, wieder zu ihrer gewohnten Distanz zurückzukehren.
»Ja, mache ich.«
Er verschwand, und sie blieb einen Moment reglos an ihrem Schreibtisch sitzen.
Für einen Augenblick durchzuckte sie der Gedanke, ob es nicht besser wäre, wenn sie kündigen würde. Es erschien ihr beinahe unmöglich, unter diesen Umständen noch länger mit David zusammenzuarbeiten, und für ihn wäre es wohl auch einfacher, wenn er sie nicht täglich sehen musste.
Doch sie brauchte diesen Job und das Geld, jetzt mehr als je zuvor, denn ihr war bewusst, dass sie von Brad niemals einen Cent Unterhalt für Lisa bekommen würde, und sie ganz allein zusehen musste, wie sie zurechtkamen.
Unglücklich vertiefte sie sich wieder in ihre Arbeit, während sie sich im Stillen immer wieder fragte, ob der Schmerz irgendwann nachlassen würde.
33
E in paar Tage vergingen, und wenn Megan gehofft hatte, dass sich das Verhältnis zwischen ihr und David irgendwann auf einem halbwegs normalen Level einpendeln würde, so wurde sie sehr bald eines Besseren belehrt.
Beide bemühten sie sich um eine professionelle Distanz, gingen äußerst zurückhaltend und vorsichtig miteinander um, doch sie bemerkten beide sehr schnell, dass ihre Gefühle sich nicht einfach so unterdrücken ließen.
Es waren nur Kleinigkeiten, wie eine versehentliche Berührung oder ein zufälliger Blick, die sie beide immer wieder daran erinnerten, was zwischen ihnen geschehen war, und dass sie in ihrem Inneren alles andere waren als Chef und Angestellte.
Beide versuchten sie, gegen diese Empfindungen anzukämpfen, quälten sich endlos damit herum, nicht daran zu denken, dass der jeweils andere im Zimmer nebenan saß, nur ein paar Schritte entfernt.
Nach außen hin merkte ihnen niemand etwas an, sie wirkten beide konzentriert und engagiert, doch in ihren Köpfen und Herzen sah es ganz anders aus.
Schließlich
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