Coming Home
ich … wir müssen reden.«
Er sah die Angst in ihren Augen, und ihr Blick schnitt ihm ins Herz. Sanft streichelte er ihre Hand.
»Es war eine wunderschöne Nacht«, begann er zögernd, »es war besser und schöner, als alles was ich je erlebt habe, und ich hoffe, ich konnte dich auch ein bisschen glücklich machen.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und betroffen senkte er den Kopf, sprach hastig weiter.
»Ich würde dir gerne etwas anderes sagen, ich denke, das weißt du, aber das, was geschehen ist, darf nicht noch einmal passieren. Wir wissen beide, dass ein Zusammensein unmöglich ist, und wir müssen versuchen, das Ganze zu vergessen. Ich möchte auch nicht, dass du dich benutzt fühlst, oder den Eindruck hast, dass ich mit dir spielen will, denn das lag weiß Gott nie in meiner Absicht. Aber in unserem beidseitigem Interesse müssen wir uns künftig darauf beschränken, miteinander zu arbeiten, und etwas anderes darf nicht mehr zwischen uns sein.«
Sie zog ihre Hand weg, und er sah, wie ihre Kiefermuskeln arbeiteten, wie sie krampfhaft die Lippen aufeinander presste.
»In Ordnung«, murmelte sie dann tonlos, »du hast Recht.«
Eine einzelne Träne rollte über ihre Wange, und er hob die Hand, um sie wegzuwischen, doch sie wehrte ihn ab.
»Nein«, sagte sie voller Schmerz, »du solltest mich nicht mehr anfassen.«
Als Megan eineinhalb Stunden später das Bahnhofscafé betrat, bemerkte Julie sofort ihr verstörtes Gesicht, und ihr war klar, dass irgendetwas passiert sein musste.
»Komm, setz dich hin und trink etwas, es kommt jetzt auf eine Stunde mehr oder weniger auch nicht an, und in dem Zustand kannst du nicht nach Hause gehen.«
Sie bestellte ihr einen Kaffee und schaute sie dann besorgt an.
»Was ist los? Lief es doch nicht so gut, wie wir gehofft haben? War er rücksichtslos? Oder hat er Dinge von dir verlangt, die …«
Megan schüttelte hastig den Kopf.
»Nein, nein, nichts davon. Er hat überhaupt nichts verlangt, er war zärtlich und liebevoll, und es war wunderschön. Ich habe mich zum ersten Mal als Frau gefühlt, und nicht wie ein Stück willenloses Fleisch.«
»Aber irgendetwas stimmt doch nicht, sonst würdest du nicht so verweint aussehen«, bohrte Julie weiter.
»Kannst du dir das nicht denken?«, erklärte Megan gequält, und berichtete ihr, was nach ihrem Telefonat geschehen war.
Nachdem sie fertig war, spielte Julie eine Weile schweigend mit ihrer Serviette herum, dann schaute sie Megan eindringlich an.
»Willst du dich damit zufriedengeben? Willst du wirklich einfach so hinnehmen, dass ihr in euren Alltag zurückkehrt, als wäre nichts gewesen? Willst du wirklich auf das verzichten, was du mit David haben könntest?«
Erneut stiegen Megan Tränen in die Augen.
»Wie kannst du nur so etwas fragen? Es geht nicht um das, was ich will, sondern um das, was die Situation erfordert. Julie, wir werden nie zusammen sein können, damit muss ich mich abfinden. Es gibt viel zu viel ‚Wenn‘ und ‚Aber‘ in dieser Geschichte, und ich werde nicht riskieren, dass David in Schwierigkeiten kommt, nur weil ich mit Gewalt etwas haben will, was ich nicht haben kann.«
»Dann hättest du nicht mit ihm schlafen sollen«, sagte Julie trocken.
Entschlossen wischte Megan sich die Tränen ab und schaute die Freundin an.
»Doch«, sagte sie leise, »denn die Erinnerung daran wird das Einzige sein, was mir für immer bleiben wird.«
31
S chließlich brachen sie auf, und mit jeder Meile, die sie sich ihrem Zuhause näherten, wurde Megan nervöser. Unterwegs hatten sie noch einmal genau abgesprochen, was sie Brad erzählen würden, und sie betete, dass er ihr glauben und kein großes Theater machen würde.
»Soll ich noch mit reinkommen?«, bot Julie an, doch Megan schüttelte den Kopf.
»Nein, spätestens, wenn du weg bist, gibt es sowieso Ärger, also kann ich es auch gleich hinter mich bringen.«
»In Ordnung, aber versprich mir, dass du sofort zu mir kommst, wenn er richtig durchdrehen sollte.«
»Mache ich.«
Sie nahm ihre Tasche aus dem Kofferraum, verabschiedete sich von Julie und stieg dann mit müden Schritten langsam die Treppe hinauf.
Kaum hatte sie die Tür aufgeschlossen, da kam Brad auch schon aus dem Wohnzimmer geschossen und baute sich vor ihr auf.
»Wo kommst du jetzt her?«, fragte er zornig.
»Kann ich bitte erst Lisa begrüßen?«
»Die ist bei einer Freundin, sie hatte wohl keine Lust zu warten, bis ihre Mutter sich irgendwann daran erinnert, dass sie ein Kind zu Hause hat«,
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