Coming Home
beherrschen.
»Süße, das ist so nicht richtig«, sagte sie leise, und strich Lisa tröstend übers Haar, »natürlich habe ich dich noch lieb. Ich werde dir gleich alles in Ruhe erklären, aber sei bitte so lieb und geh für einen Augenblick in dein Zimmer, ich habe noch kurz etwas mit deinem Dad zu besprechen.«
Sie gab ihr einen Kuss, und ein halbwegs beruhigt verschwand Lisa in ihrem Zimmer.
»Okay, und jetzt zu dir«, zischte sie leise, schob Brad ins Wohnzimmer und zog die Tür hinter zu. »Wie kommst du dazu, ihr so einen Blödsinn zu erzählen?«
»Es ist doch die Wahrheit«, sagte er trotzig, »du liebst mich doch auch nicht mehr.«
»Ich habe dich nie wirklich geliebt, ich habe mich lediglich von dir blenden lassen«, fuhr sie ihn an. »Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Dass es zwischen uns aus ist, ist richtig, aber wie kannst du Lisa nur weismachen, dass ich sie auch nicht mehr lieben würde? Weißt du eigentlich, was du ihr damit antust?«
»Sie soll ruhig wissen, was für ein eiskaltes, skrupelloses Biest ihre Mutter ist«, erklärte Brad seelenruhig. »Du schiebst mich ab, weil du mit einem anderen Kerl herumvögelst, und es nicht erwarten kannst, ihn hier in unser Bett zu holen. Aber eines sage ich dir, das werde ich nicht zulassen, und ich werde es auch nicht zulassen, dass sich irgendein anderer dazu aufschwingt, Lisas Vater zu spielen.«
»Darüber brauchst du dir keine Gedanken machen, ich kenne niemanden, der dich perfekt ersetzen könnte«, sagte sie zynisch. Sie öffnete die Tür. »So, ich werde jetzt zu Lisa gehen und mit ihr reden. Wenn du möchtest, kannst du gerne dabei sein, aber ich warne dich, noch irgendeine derartige Lüge aus deinem Mund, und du hast deine Tochter heute zum letzten Mal gesehen. Und danach wirst du deine Sachen nehmen und gehen, auf der Stelle. Ich werde dich keine weitere Sekunde mehr mit ihr alleine lassen, und dulden, dass du hinter meinem Rücken gegen mich intrigierst.«
Abrupt drehte sie sich um und ging hinüber in Lisas Zimmer. Sie setzte sich zu ihr aufs Bett und nahm sie in den Arm.
»Okay meine Süße, kannst du mir einen Moment zuhören?«
Lisa nickte, und Megan fuhr fort: »Es stimmt schon, dass ich mich mit deinem Dad nicht mehr so gut verstehe, aber das hat nicht das Geringste mit dir zu tun. Ich habe dich lieb, und ich werde dich auch immer lieb haben, egal was kommt. Aber dein Dad und ich können hier nicht mehr zusammenwohnen, du weißt ja, dass wir uns sehr oft streiten, und das möchten wir nicht mehr. Deswegen wird dein Dad sich jetzt eine eigene Wohnung suchen, und wenn alles klappt, kannst du ihn dort bald besuchen.«
Mit einem zögernden Blick auf Brad, der Megan gefolgt war, und mit verschränkten Armen schweigend in der Tür stand, fragte Lisa: »Bekomme ich dann da auch ein eigenes Zimmer?«
»Wir werden sehen, Süße, das lässt sich bestimmt machen«, sagte Megan ruhig, froh darüber, dass Lisa die Nachricht offenbar einigermaßen gelassen und verständig aufnahm.
»Und kriege ich da auch Spielzeug und darf Freunde einladen?«
Die Kleine bombardierte ihre Mutter noch eine ganze Weile mit allen möglichen Fragen, die Megan so gut wie möglich beantwortete, während Brad keinen Ton von sich gab.
Dann war sie offenbar zufrieden, und Megan stand auf.
»Du solltest jetzt packen«, sagte sie leise zu Brad, und zu ihrer Verwunderung nickte er nur und verschwand im Schlafzimmer.
Unruhig ging Megan im Flur auf und ab, rechnete damit, dass Brad es sich doch noch anders überlegen würde, doch dann kam er mit zwei Koffern heraus.
»Wenn du so weit bist, kannst du dir noch weitere Sachen holen«, bot Megan an. »Ich möchte keinen Streit wegen irgendeines wertlosen Plunders, und großartige Reichtümer besitzen wir ja glücklicherweise nicht. Von mir aus kannst du alles mitnehmen, außer Lisas Möbel natürlich.«
Er sagte nichts, ging hinüber in Lisas Zimmer, verabschiedete sich von ihr, und kurz darauf schloss sich für immer die Haustür hinter ihm.
35
A m nächsten Morgen fuhr Megan erleichtert und gutgelaunt zur Arbeit.
Julie, die als freiberufliche Journalistin vorwiegend zu Hause arbeitete, hatte ihr versprochen, nach Lisa zu schauen, und sich darum zu kümmern, dass das Schloss an der Tür ausgetauscht wurde.
Während sie Kaffee kochte, überlegte sie, ob sie David etwas von den jüngsten Ereignissen erzählen sollte, doch diesen Gedanken verwarf sie sofort wieder. Zwar hätte sie sich ihm gerne anvertraut, aber sie befürchtete, er
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