Coming Home
zu. »Außerdem wollte ich verhindern, dass wieder irgendwelches Essen auf dem Boden landet.« »Probieren wir dann am Wochenende das Boot aus?«, bat Jamie jetzt, und schaute David flehentlich an.
»Jamie, du weißt doch gar nicht, ob David schon etwas anderes vorhat, du kannst doch nicht einfach so über seine Zeit bestimmen«, mahnte Megan.
»Ich möchte aber so gerne, und mein Dad ist ja nicht da«, erwiderte Jamie vorwurfsvoll.
»Jamie …«, entfuhr es Megan.
»Wo ist denn dein Dad?«, fragte David interessiert und warf Megan einen durchdringenden Blick zu.
»Der ist irgendwo im Ausland, ganz weit weg«, erzählte Jamie.
»Hast du ihn denn schon mal besucht, oder er dich?«, bohrte David weiter, bevor Megan etwas sagen konnte.
»Nein, er hat keine Zeit, und Mom sagt immer, wir haben kein Geld, damit ich zu ihm fahren kann.«
Megan warf Julie einen hilflosen Blick zu, während Davids Miene sich verfinsterte.
»Ich glaube, wir zwei sollten uns mal unterhalten«, sagte er zu Megan und stand auf.
Er packte sie am Arm, zog sie vom Stuhl hoch und aus der Küche, schob sie dann nach nebenan ins Wohnzimmer.
»Hast du mir etwas zu sagen?«, fragte er, nachdem er die Tür hinter ihnen zugezogen hatte, und schaute sie herausfordernd an.
»David, ich …«, wollte sie beginnen, doch er unterbrach sie sofort.
»Wie lange wolltest du mir das eigentlich noch verheimlichen? Denkst du, ich bin blind? Natürlich ist mir die Ähnlichkeit zwischen Jamie und Sarah sofort aufgefallen. Aber ich habe gedacht, ich irre mich, weil ich mir sicher war, dass du mir bestimmt etwas davon erzählt hättest. Allerdings habe ich mich da wohl in dir getäuscht.«
Seine Stimme klang bitter, und Megan zuckte zusammen.
»Was hätte ich denn machen sollen?«, fragte sie unglücklich. »Du hattest deine Frau, und sie war schwanger – hätte ich mich dazwischen drängen sollen?«
Ungläubig schüttelte er den Kopf.
»Du hättest es mir sagen müssen«, erklärte er vorwurfsvoll, »du hast mir sechs Jahre lang mein Kind vorenthalten, und Jamie seinen Vater. Wie konntest du ihn nur so belügen?«
»Gerade du hast es nötig mir Lügen vorzuwerfen«, sagte sie aufgebracht, »was hätte ich ihm denn sagen sollen? Dass ich für seinen Vater nur eine Affäre war, ein flüchtiger Spaß für zwischendurch? Dass sein Vater behauptet hat, mich zu lieben, und trotzdem mit seiner Frau ein Kind geplant hat? Dass sein Vater mir erklärt hat, er würde nicht mehr mit seiner Frau schlafen, und kurz darauf war sie plötzlich schwanger? Wäre dir das lieber gewesen?«
»Du hättest ihm sagen können, dass du es vorgezogen hast, einfach abzuhauen, ohne mir die Chance für eine Erklärung zu geben.«
»Die Situation war ja wohl eindeutig, was hättest du mir da noch erklären sollen.«
»Einiges«, sagte er schroff, »aber das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.«
Sie starrten sich einen Moment stumm an.
»Und wie soll es jetzt weiter gehen?«, fragte Megan schließlich leise.
»Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Wir können nicht einfach da rausspazieren und Jamie die Wahrheit sagen, den Schock würde er nicht so ohne Weiteres verkraften. Ich werde mir etwas einfallen lassen, und bis dahin bleibt alles, wie es ist«, erklärte David ruhig. »In der Zwischenzeit werde ich mich um ihn kümmern, ich denke nicht, dass du mir das verwehren kannst.«
Megan drehte sich rasch um, damit er nicht sah, wie ihr die Tränen in die Augen schossen.
»Das will ich doch auch gar nicht.«
»Gut.«
»David, es tut mir so leid«, flüsterte sie erstickt.
»Das sollte es auch«, sagte er verletzt. Er schwieg einen Moment und fügte dann leise hinzu: »Megan, ich habe dich wirklich über alles geliebt, und das tue ich immer noch. Aber ich weiß nicht, ob ich dir das verzeihen kann.«
Nachdem sich die Tür hinter David geschlossen hatte, schleppte Megan sich zur Couch und ließ sich darauf fallen, vergrub weinend ihr Gesicht in den Kissen.
Wie durch Watte hörte sie draußen im Flur gedämpft die Stimmen von Julie und David, dazwischen das fröhliche Geschnatter von Jamie und Sarah.
Irgendwann wurde es still, und nach einer Weile ging die Tür auf und Julie kam herein.
»Ich habe Jamie ins Bett gebracht«, erklärte sie leise, während sie sich zu ihrer Freundin setzte.
Tröstend nahm sie ihre Hand, und mit einem gequälten Aufschluchzen warf Megan sich in ihre Arme.
Julie sagte nichts, hielt sie nur fest, strich ihr behutsam übers Haar, und Megan weinte ihren ganzen Schmerz heraus,
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