Coming Home
sein.
Doch ihm war auch bewusst, dass die ganze Situation reichlich verfahren war, und dass er nicht einfach zu ihr gehen und so tun konnte, als wäre nichts geschehen. Andererseits mussten sie so bald wie möglich eine Lösung finden, Jamie schonend die Wahrheit beizubringen.
Nach langem Überlegen beschloss er, Megan ein kleines Stück entgegenzukommen, und zu sehen, wie sich alles weiterentwickeln würde.
Als er an einem Samstagnachmittag Jamie abholte, um mit ihm und Sarah ins Kino zu gehen, blieb er nicht wie gewohnt im Auto sitzen, sondern stieg aus und ging Jamie entgegen.
Dieser fiel ihm freudig um den Hals, David drückte ihn kurz und warf dann einen Blick auf Megan, die an der Haustür stehen geblieben war.
»Was hältst du davon, wenn du deine Mom fragst, ob sie mitkommen möchte«, sagte er leise zu Jamie, und der nickte sofort begeistert.
»Mom, David sagt, ich soll dich fragen, ob du mitkommen willst«, wiederholte er mit kindlicher Unschuld die Worte seines Vaters.
Einen Moment schaute Megan David überrascht an, dann schüttelte sie den Kopf.
»Nein danke, aber das geht nicht.«
»Ach Mom, bitte«, fing Jamie an zu betteln, »zu viert macht es doch noch viel mehr Spaß, und ich verspreche auch, mich zu benehmen.«
»Das weiß ich Schatz, aber ich habe dir doch erklärt, dass wir im Moment nicht so viel Geld haben. Wir müssen sparen, und deswegen ist es besser, wenn ich hier bleibe«, murmelte sie und strich ihm tröstend über den Kopf. »Ein anderes Mal vielleicht.«
David, der ein wenig nähergekommen war und ihre letzten Worte gehört hatte, schickte Jamie zum Auto und wandte sich dann an Megan.
»Diese Ausrede lasse ich nicht gelten, ich lade dich ein. Also gib dir einen Ruck und komm mit, wenigstens Jamie zuliebe.«
57
S ie verbrachten einen harmonischen Nachmittag; nachdem sie sich im Kino einen Disney-Film angesehen hatten, gingen sie auf die Bitten der Kinder hin noch einen Hamburger essen, und anschließend brachte David Megan und Jamie nach Hause.
Auf der Rückfahrt hatten Jamie und Sarah ihre Eltern bereits überredet, dass Sarah bei Jamie übernachten durfte, und voller Begeisterung stoben die beiden aus dem Auto und ins Haus.
»Danke für die Einladung«, verabschiedete Megan sich von David, »gute Nacht.«
Sie wollte aussteigen, doch er hielt sie am Arm fest.
»Megan?«
Unsicher schaute sie ihn an. »Ja?«
»Danke, dass du mitgekommen bist. Und bitte mach dir nicht so viele Sorgen, wir werden einen Weg finden.«
Dieser Nachmittag war der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Nachmittagen, an denen sie gemeinsam etwas unternahmen. Sie gingen zusammen Bowling spielen, nutzten den ersten Schnee um ausgiebig Schlitten zu fahren, oder saßen bei Megan zu Hause im Wohnzimmer vor dem Kamin und spielten irgendwelche Brettspiele miteinander.
Allmählich begann sich die angespannte Stimmung zwischen David und Megan etwas zu lockern; sie gingen freundlich, aber immer noch äußerst zurückhaltend miteinander um, und keiner von beiden brachte den Mut auf, über diese gemeinsamen Unternehmungen hinaus einen Schritt auf den anderen zuzugehen, obwohl sie sich beide nichts sehnlicher wünschten.
Megans finanzielle Situation verschlechterte sich zusehends; obwohl sie an allen Ecken und Enden sparte, gelang es ihr kaum noch, ihre Familie über Wasser zu halten. Als dann Ende November das Geld richtig knapp wurde, und das Öl für die Heizung allmählich zur Neige ging, beschloss sie, nur noch die Zimmer der Kinder und das Bad zu heizen.
Dadurch würde sie die nächste Öllieferung ein wenig aufschieben können, und hätte wenigstens noch ein paar Dollar übrig, um Lisa und Jamie ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen zu können.
Es gelang ihr, sich den Kindern gegenüber nichts von ihren Sorgen anmerken zu lassen; tagsüber saß sie dick angezogen in ihrem Büro, und abends rollte sie sich in mehrere Decken eingehüllt in ihrem Bett zusammen.
Allerdings dauerte es nicht lange, bis sie merkte, dass eine Erkältung im Anzug war, und als sie in der letzten Novemberwoche mit Jamie zum Weihnachtsbasteln in die Schule ging, fühlte sie sich bereits hundeelend.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte David besorgt, als er sie anschließend nach Hause brachte. »Du siehst zum Fürchten aus.«
»Na vielen Dank«, murmelte sie, und unterdrückte ein Husten, »danke für das nette Kompliment.«
»Megan, ich meine das ernst. Wenn ich dir irgendwie helfen kann …«
»Nein«, unterbrach sie ihn hastig, »es
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