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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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ein Nichts. Der prügelt nur Nut-
    ten und tritt Säufern in den Arsch, aber der hat
    nicht genug Mumm in den Knochen, um vor Gaïd
    aufrecht dazustehen.“
    „Vor zwei Wochen hat er Ben Hamid und Brigit-
    te kaltgemacht.“
    Alla läßt das Foto verächtlich fallen.
    „Dann kann er es nicht sein. Ihr verrennt euch da
    in was. Der Bosco ist ein unbedeutender Ganove.

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    Sein Revier sind die Bars. Der kann nur Nutten und
    Besoffene malträtieren, sonst kann er keinem das
    Wasser reichen.“
    „Zaddam und Blidi Kamel hat er auch aus dem
    Weg geschafft.“
    Alla lacht kurz und ordinär auf.
    „Ihr seid auf dem Holzweg, Leute.“
    „Und doch verhält es sich so.“
    Alla hört auf herumzuzappeln, eine Hand hat er
    am Kinn. Ungläubig springt sein Blick zwischen
    mir und dem Capitaine hin und her.
    „Ihr führt mich doch an der Nase herum.“
    „Wir haben gar keinen Nasenring dabei.“
    Er schüttelt mehrmals heftig den Kopf.
    „Das ist einfach nicht möglich. Das ist bloß ein
    schmieriger kleiner Gauner, sonst nichts.“
    „Gaïd war nichts als ein Häufchen Scheiße im
    freien Feld“, regt der Capitaine sich auf, „und jetzt hat er sich zum Problemfall ausgewachsen. Dar-
    über brauchen wir nicht zu diskutieren. Was wir
    wissen wollen, ist einfach: warum ist der Bosco
    hinter dem Friseur her?“
    „Fragt ihn doch selbst. Er arbeitet im Majestic,
    einem Edelbums an der Küstenstraße.“
    „Da ist er nicht mehr. Schon seit Monaten hat
    sein Chef nichts mehr von ihm gehört.“
    Der Wärter taucht hinter dem Gitter auf, strei-
    chelt seinen Knüppel und fragt: „Haben Sie mich
    gerufen, Kommissar?“
    „Nicht wirklich.“
    „Ich bin nebenan.“
    „Hab verstanden.“ Der Wärter schneidet eine
    Grimasse, bei der der Schnauzbart bebt, und ver-
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    duftet.
    Alla zieht den Kopf zwischen die Schultern. Sei-
    ne Stimme steigt aus einem verunsicherten Knur-
    ren auf: „Haben Sie eine Zigarette für mich?“
    Der Capitaine wirft ihm eine Schachtel Marlboro
    hinüber. Alla greift hektisch zu und raucht wie ein Weltmeister drauflos. Wir lassen ihn drei Minuten
    lang sich vergiften.
    Endlich sagt er:
    „Gaïd hat den Diplomaten umgelegt, um an ein
    Dokument oder so was Ähnliches zu kommen. Er
    hatte eine Million Dinar Vorschuß kassiert und
    sollte hinterher nochmal dasselbe bekommen. Und
    als Gaïd das Ding dann in der Hand hatte, da ist
    ihm das zu Kopf gestiegen. Er wollte fünfmal so-
    viel, wie abgemacht war. Sein Auftraggeber ließ
    sich aber nicht erweichen. Einige Zeit später hörte Mérouane TNT von Brigitte, die hin und wieder im
    Majestic arbeitete, der Bosco wäre beauftragt wor-
    den, Gaïd das Dokument abzuknöpfen. Kein
    Mensch glaubte ihr das. Eines Abends wurde ich
    dann in Riad El Feth von zwei Typen gestellt. Sie
    sagten, der Bosco wolle mich sprechen, und zerrten
    mich in ein Auto. An einer roten Ampel bin ich
    getürmt. Am selben Abend seid ihr dann mit eurer
    Dampfwalze bei mir aufgetaucht.“
    „Hast du deine Geschichte Gaïd erzählt?“
    „Ich hab’s nicht geschafft, ihn ausfindig zu ma-
    chen.“
    „Wer war das, der dich am selben Abend noch
    abholen kam?“
    „Ben Hamid.“
    „Hast du ihm von Boscos Männern erzählt?“

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    „Ich habe ihm gesagt, daß Bullen da waren, die
    sich für Boscos Männer ausgaben. Das hatte ich
    geglaubt, als ihr bei mir aufgekreuzt seid.“
    „Und wer ist der Auftraggeber?“
    „Darüber redet Gaïd mit seinen Männern nie. Er
    handelt das immer heimlich aus. Das ist seine ei-
    serne Regel. Er kriegt einen Auftrag, er führt ihn
    aus. Und weiß von nichts.“
    „Dann war das also gar kein Emir* [* So werden in Algerien die Anführer der verschiedenen Islamistengruppen genannt.] !“ kreischt der Capitaine.
    Alla verzieht verächtlich den Mund: „Ein Emir,
    was ist das denn, bist du naiv! Das sind doch alles nur Ablenkungsmanöver. In Wirklichkeit herrscht
    das totale Chaos. Jeder dreht sein eigenes Ding,
    und das war’s.“

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    Als wolle sie sich absetzen von den Elendshütten,
    die an der Talseite verrotten, macht die Straße ei-
    nen Hüftschwung und eilt bäuchlings auf ein Euka-
    lyptuswäldchen zu. Doch wie sehr sie sich auch
    absondern will, wer einmal schlechten Umgang
    hatte, wird unweigerlich davon eingeholt. Schon
    geht unsere Straße einem Weiler ins Netz, der sich
    hinter einer Kurve duckt und sie zwischen seinen
    Bruchbuden in Stücke fetzt. Wohl gelingt es ihr,
    ein paar Streifen Asphalt zu retten, und sie schleppt sich

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