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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Quiet-
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    schen zwingt mich zum Rückzug. Wir entdecken
    ein Fenster mit eingeschlagener Scheibe. Lino ist
    als erster drin. Ich folge ihm in ein enges, kahles Zimmer. Wir drücken uns rauhe Korridorwände
    entlang, gelangen in ein anderes Zimmer. Plötzlich
    geht das Deckenlicht an und wir stoßen auf ein
    riesenhaftes, leichenblasses, grauenvolles Ge-
    schöpf. Es liegt mit nacktem Oberkörper auf einer
    verrotteten Matratze, eine Hand auf der blutenden
    Flanke, in der anderen Hand eine Fernbedienung.
    Das Blut hat den Hosenbund überschwemmt, ist
    durch die Matratze gesickert und hat den Boden
    befleckt.
    „Willkommen an Bord, Kommissar Llob!“ ruft er
    mir mit geschwächter, aber fester Stimme entge-
    gen.
    Meine Hämorrhoiden platzen schlagartig auf wie
    eine Garbe Kaktusfeigen. Ich brauche mich nicht
    umzudrehen, um zu erraten, daß Lino sich gleich in
    die Hose machen wird.
    Gaïd der Friseur lächelt uns zu von jenseits des
    Grabes.
    „Diese Fernbedienung, die ich hier habe, die ist
    nicht für den Fernseher.“
    „Das haben wir geschnallt.“
    Er röchelt und reckt den Hals. Seine Hand fährt
    schmerzvoll über seine verwundete Flanke. Ich
    mache einen Schritt nach vorn.
    „Zurück!“ fährt er mich an. „Da sind drei Kilo
    TNT unter deinem Body. Ein Daumendruck auf
    dieses Ding, und dein lieber Gott höchstpersönlich
    würde das Puzzle nicht mehr zusammenkriegen.“
    Ich weiche zurück.

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    Das Reden hat ihn angestrengt. Er blickt mich
    haßerfüllt an. Der Schmerz reitet die nächste Atta-
    cke gegen ihn. Er krümmt sich um seine Wunde
    herum, ohne uns aus dem Blick zu lassen.
    „Wie viele Liter Blut hat der menschliche Kör-
    per, Kommissar?“
    „Hängt davon ab, wieviel einem an den Händen
    klebt.“
    Seine Brauen ziehen sich zusammen. Ein Schau-
    er zuckt ihm durch Kiefer und Wangenknochen.
    „Unglaublich. Ich pisse seit mehr als sechs Stun-
    den Blut und schaffe es nicht, in Ohnmacht zu fal-
    len.“
    „Dazu reicht eben deine Macht nicht. Wir brin-
    gen dich ins nächste Krankenhaus.“
    „Nett von Ihnen, Kommissar, aber ich trau Ihnen
    nicht.“
    Seine Finger krümmen sich. Er windet sich, die
    Fernbedienung macht sich selbständig und knallt
    auf die Fliesen. Eine Schicht Glatteis kristallisiert auf meinem Rücken. Ich höre, wie Lino vor Panik
    ins Stolpern gerät. Sein Atem bläst mir in den Na-
    cken. Ich begreife endlich, was es heißt, wenn man
    sagt: „jemandem auf den Leim gehen“.
    „Paß auf, mein Junge, diese Art von Spielzeug ist
    unberechenbar.“
    Gaïd lacht höhnisch. Seine Finger tätscheln das
    Werkzeug des Todes, heben es wieder auf.
    „Mir gefällt dein Humor, Kommissar. Wird be-
    stimmt vergnüglich mit dir, die große Reise!“
    „Leg das Ding da beiseite und laß uns reden. Der
    Krankenwagen steht bereit. Du wirst genauso ver-
    arztet wie jeder andere Verletzte auch.“
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    „Ich habe schon einen Platz im Paradies reser-
    viert.“
    „Mensch, mach keinen Quatsch!“ kreischt Lino
    völlig aufgelöst. „Denk an die Ärmsten, die gleich
    nebenan hausen. Du jagst doch das ganze Viertel in
    die Luft.“
    „Bei dem Hundeleben, das die hier führen, er-
    weise ich denen einen unbezahlbaren Dienst.“
    Sein Daumen streichelt furchterregend die Fern-
    bedienung.
    Wie im Wahn, mit ausgedörrter Kehle und fla-
    cher Brust, flehe ich ihn an: „Warte doch, warte.
    Tu das nicht, das bringt doch nichts …“
    „Alle Mann einsteigen!“
    Eine gigantische Detonation … Ich habe das ver-
    schwommene Gefühl, mich in schwindelerregen-
    dem Tempo zu zersetzen. Ich bin ein Komet, der
    ins Nichts abdriftet … Dann fasse ich mich. Das
    erste, was mich mit der Welt der Lebenden aus-
    söhnt, ist der geplatzte Schädel des Friseurs. Er
    liegt auf dem Kopfkissen und starrt mich aus glasi-
    gem Auge an, mit einem Loch in der Schläfe, ei-
    nem anderen am Hals. Ewegh schlägt das Fenster
    mit einem Schulterstoß ein, stellt ein Bein an Bord und landet im Zimmer, die Knarre unablässig auf
    die Matratze gerichtet. Die Detonation, das war er.
    Lino seinerseits macht sich eilends daran, die Bat-
    terien aus der Fernbedienung zu nehmen. Er ist
    bleich bis unter die Haarwurzeln und zittert wie
    eine alte Hexe in Trance.
    Wir haben die Wohnung bis in den letzten Win-
    kel gefilzt und weder eine Bombe noch eine Dis-
    kette gefunden. Gaïd hat nur geblufft. Er wollte

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    sich ganz einfach ins Jenseits absetzen, und wir
    waren ihm dabei behilflich.
    „Bravo!“ gröhlt der

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