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Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären

Titel: Commissaire-Llob 3 - Herbst der Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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es eine
    Amputation.
    Wieviele Jahre sind wir jetzt zusammen? Zehn,
    zwölf? Wieviel Leid haben wir schon geteilt, und
    wieviel Freud?
    Er hat sich an mein Gebrüll gewöhnt, an meine
    Sprunghaftigkeit, meine Sprüche und mein Tempe-
    rament, das Temperament eines Mannes, der frust-
    riert ist, der nicht immer vernünftig handelt, aber immer aufrecht und unbeugsam. Gewiß, ich habe
    ihn automatisch zum Prügelknaben gemacht, habe
    ihm jedesmal, wenn mir die Dinge entglitten, die
    Schuld in die Schuhe geschoben; gewiß, ich habe
    ihn immer als kleinen Fisch behandelt und ihm
    jedes Verdienst aberkannt, aus dem einfachen
    Grund, weil man meine Verdienste auch ignorierte,
    doch ich bin ihm von Herzen zugetan, und das
    weiß er.
    Die Kluft, die seine Generation von meiner
    trennt, die ewigen Konflikte, die sich daraus erga-
    ben, meine ländliche Erziehung, die seinem coolen
    Charakter zuwiderlief, dem Charakter des Städters,
    der mit dem Nuckelfläschchen aufwuchs: All die
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    Unvereinbarkeiten in Mentalität und Laune brach-
    ten uns letztlich, statt uns zu entzweien, einander nah, so nah, daß wir fast miteinander verschmol-zen. Klar, ich war sein Chef, aber zuallererst war
    ich sein Kumpel, sein alter „Kommy“, mit allem,
    was dazugehört an Vertrautheit und Intimität, und
    mein schwieriger Charakter rührte ihn mehr, als
    daß er ihn störte.
    Es gibt Geschichten von Männern, die sind
    schlicht legendär. Die unsere ist von legendärer
    Schlichtheit. Es ist die Geschichte einer Freund-
    schaft im Rohzustand, die so starrköpfig wie die
    Liebe ist, so solidarisch wie die Komplizenschaft;
    ein zartes Band, um einen kräftigen Schaft aus So-
    lidarität geschlungen, das sich bei heftigem Ge-
    genwind wie eine Standarte am Himmel entrollt.
    Ich schwör’s, man kommt über die schlimmsten
    Tiefschläge hinweg, sobald man sie über den Köp-
    fen knattern hört.
    Wenn ich mich nächtens dabei ertappe, wie ich
    mein Hundeleben an mir vorbeiziehen lasse, in der
    heimtückischen Stille der Nacht, wenn ich so gar
    nichts finde, mit dem ich zufrieden sein könnte,
    wenn ich nicht anders kann, als mir das Ausmaß
    meiner Irrtümer und Fehler einzugestehen – ich,
    der ich stets Meister in der Kunst des Verkompli-
    zierens war –, dann kann ich zu meiner Ehrenret-
    tung weiter nichts als diese Freundschaft anführen, die mich vor dem Allerschlimmsten bewahrt.
    „Hast du eine Ahnung, wer deine Poltergeister

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    sein könnten?“
    Ich verziehe den Mund. „Ahnungen habe ich jede
    Menge.“
    „Vielleicht waren es auch bloß Einbrecher …“
    „Bis zu den Zähnen bewaffnet?“
    „Das ist heute so Mode.“
    Ich schüttle den Kopf: „Das waren keine Diebe.“
    „Dann wollten sie dich also umlegen.“
    „Die wußten, daß ich nicht zu Hause war.“
    Er schiebt den Unterkiefer hin und her, das ist
    ihm alles zu hoch. „Was haben sie denn mitgehen
    lassen?“
    „Ein Manuskript, an dem ich gerade gesessen ha-
    be.“
    „Magog?“
    „Unter anderem. Außerdem mein Diensttagebuch
    und zwei Kladden mit Notizen, dazu Fotos von
    meiner Familie und ein paar Zeitungsrezensionen,
    die ich ausgeschnitten und gesammelt habe …“
    „Wie sieht’s mit Schmuck aus?“
    „Mina hatte ja schon alles mitgenommen.“
    „Kohle?“
    „Ja, meine Ersparnisse. Unwesentlich. Mehr, um
    uns auf eine falsche Fährte zu locken, als um einen Reibach zu machen. Hast du die obszönen Schmie-rereien an den Wänden gesehen?“
    „Ich habe den Fotografen angewiesen, Aufnah-
    men zu machen. Die Botschaft ist nicht signiert.
    Was meinst du, stammt das von einem Emir* [* So werden in Algerien die Anführer der Isla-96
    mistengruppen genannt.] ?“
    „Schon möglich. Ich störe, ich bringe die Kacke
    zum Dampfen. Das kann echt jeder gewesen sein:
    die Mafia, die Politiker, die Fundamentalisten, die Nutznießer der Revolution, die Tempelwächter
    mitsamt den Verfechtern der nationalen Identität,
    die meinen, das einzige Mittel, die arabische Spra-
    che zu befördern, bestünde darin, alles kaputtzu-
    machen, was Französisch spricht. Ich bin Schrift-
    steller, und als Schriftsteller, Lino, bist du fast je-dermanns Feind.“
    Lino steht auf, durchmißt mit langen Schritten
    den Raum, die Stirn in tiefe Falten gelegt, schlägt mit der geballten Faust unablässig gegen die flache Hand.
    „Verflucht und zugenäht! In welchem Land leben
    wir eigentlich?“
    „Die Frage stellt sich nicht.“
    Da kommt ein Polizist und teilt uns mit, daß der
    beige

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